Zug

Gastbeitrag: «Zug profitiert als Chef des Kantonsspitals»

Emil Schweizer
Emil Schweizer

Region Zug,

Spitalliste Kanton Zug: Emil Schweizer (SVP) kritisiert den Entscheid der Regierung, die Leistungen der Andreas Klinik in Cham zu Streichen. Ein Gastkommentar.

SVP Zug
Emil Schweizer, Kantonsrat SVP Neuheim und Vizepräsident SVP Kanton Zug. - zVg

Am 8. September 2022 fand auf Einladung der Gemeinde Cham ein Treffen statt, zu dem alle Gemeinde- und Kantonsräte der Gemeinden Cham, Risch, Hünenberg und Steinhausen eingeladen wurden.

Referenten waren Mitte-Regierungsrat Martin Pfister als Vorsteher der Gesundheitsdirektion und Jonas Zollinger, Direktor der Andreas Klinik Cham.

Kein akutes Kostenproblem

Ich war als Neuheimer nicht eingeladen, nahm aber als Mitglied der Gesundheitskommission des Kantonsrats, und weil mich das Thema als Einwohner von Zug sehr interessiert, trotzdem teil.

Leider werden die meisten von uns persönlich, oder als Angehörige, irgendwann mit dem Thema «Spital» konfrontiert.

Ich wollte mir anhand der Informationen ein Bild aus erster Hand machen.

Wissen muss man, dass beide Spitäler bei den durchschnittlichen Fallkosten laut Liste des BAG weit unter dem Durchschnitt der Schweizer Spitäler liegen. Es besteht also kein akutes Kostenproblem.

Zwei Spitäler innerhalb fünf Kilometer sind eines zu viel

Der Andreas Klinik wird sowohl die Grundversorgung wie auch die stationäre Notfallabteilung per 1. Januar 2023 gestrichen.

Zudem wird die Geburtenabteilung nur noch auf zwei Jahre befristet bewilligt. Regierungsrat Pfister begründet den Entscheid mit zwei Argumenten:

Einerseits seien zwei Spitäler innerhalb eines Radius von fünf Kilometer laut Experten eines zu viel.

Andererseits sei die Regierung laut Paragraph 39 des Krankenversicherungsgesetzes dazu verpflichtet die Spitalliste zu überprüfen und die angebotenen Leistungen zu «konzentrieren».

Ich habe im erwähnten Paragraphen keinerlei Hinweise dazu gefunden.

Entscheid gefährdet Ausbildungsplätze im Gesundheitswesen

Fakt ist, dass die neue Spitalliste einen Abbau der Dienstleistung und das Ende der Wahlfreiheit für die Bevölkerung bedeutet.

Dies auch ohne Kosteneinsparung, denn die Fallzahlen werden dadurch nicht abnehmen. Im Gegenteil, es müsste wohl in die Infrastruktur in Baar investiert werden.

Gleichzeitig gefährdet man Arbeits- und Ausbildungsplätze im Gesundheitswesen in Cham –und das in der heutigen Zeit!

Auch hat sich die sehr gute Zusammenarbeit der zwei Spitäler während der Pandemie bewährt.

Beschluss bedroht gut funktionierendes System

Gemeinderat Rolf Ineichen hat es an dem Abend treffend formuliert: Es wird ein effizientes, sehr gut funktionierendes System gefährdet, ohne Not oder erkennbare Vorteile.

Auch wissen muss man, dass der Notfall in Baar keine Überkapazität hat.

Dies ist einem Zitat der Zuger Ärztegesellschaft zu entnehmen: «Das Kantonsspital ist vollkommen am Anschlag mit Notfallpatienten».

Deshalb sucht die Ärztegesellschaft per Mail vom 6. September 2022 Hausärzte, die solche Patienten übernehmen.

Nun zum letzten Punkt, der politischen Seite:

Weder das Volk noch der Kantonsrat hat bei der Festlegung der Spitalliste mitzubestimmen, obwohl es die Bevölkerung direkt betrifft.

Regierung profitiert als Chef des Kantonsspitals

Die Regierung trifft diesen Entscheid in eigener Kompetenz und abschliessend im stillen Kämmerlein.

Dass Sie gleichzeitig oberster Chef des vom Entscheid «profitierenden» Kantonsspitals ist, kann durchaus hinterfragt werden.

Auch die rechtlichen Möglichkeiten der Andreas Klinik beschränken sich laut Pfister auf das Klagen betreffend Formfehler. Der Entscheid selbst kann nicht Inhalt einer Klage sein.

Mein Fazit nach der Veranstaltung: ich bin so klug wie vorher, ich erkenne keinen Sinn eines Leistungsabbaus für die Bevölkerung ohne erkennbaren Nutzen.

Und dies bei gleichzeitiger Gefährdung einer effizienten und bei vielen beliebten Andreas Klinik.

Zur Person

Emil Schweizer ist Kantonsrat der SVP Neuheim und Vizepräsident der SVP Kanton Zug.

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