Frauenstreik beschränkt sich heuer auf fünf Minuten Lärm
Zwar sei der feministische Streik im Jahr 2019 geschichtsschreibend gewesen, dennoch bestehe noch lange keine Gleichstellung zwischen den Geschlechtern, teilte das Zürcher Frauenstreik Kollektiv am Sonntag mit.
Die bestehenden Missstände würden durch die Corona-Krise verschärft. Unterbezahlte Betreungsarbeit werde zum 24-Stunden-Job. Personen etwa in der Pflege würden in 13-Stunden-Schichten ohne Gefahrenzulage arbeiten. Sexarbeiterinnen, Reinigungskräfte, Hausangestellte und Sans-Papiers hätten kein Einkommen mehr, schreibt die Gruppe.
Die Frauen wollen laut eigenen Angaben exakt ein Jahr nach dem grossen Frauenstreik ab 15.24 Uhr für fünf Minuten gemeinsam Lärm machen. Die Uhrzeit stellt laut den Organisatoren jenen Zeitpunkt innerhalb eines Tages dar, ab dem arbeitende Frauen aufgrund der Lohnunterschiede eigentlich nicht mehr entlöhnt würden.
Die Frauen wollen für dieses Jahr Formen finden, damit die Proteste den geltenden Gesundheitsmassnahmen nicht zuwider laufen. Dazu zählen etwa die Dekoration von Balkonen, ein Streikradio, Transparente auf der Strasse und in Parks, Protest-Picknicks, Spaziergänge in Kleingruppen und Aktionen im Internet. Am 14. Juni 2021 wollen die Frauen wieder gemeinsam auf die Strasse gehen und streiken.
Bei einem dezentral organisierten Frauenstreik am 14. Juni 2019 hatten landesweit mehrere Hunderttausend Frauen bei Strassenprotesten gleiche lange Spiesse im gesellschaftlichen, beruflichen und privaten Leben gefordert. In praktisch allen Städten und vielen grösseren Gemeinden fanden Kundgebungen statt. Der 14. Juni ist ein Schlüsseldatum für die Gleichstellung von Mann und Frau in der Schweiz. 1981 hiess das Volk den entsprechenden Verfassungsartikel gut. 1991 legten eine halbe Million Frauen die Arbeit nieder, angeführt von den Gewerkschaften.