Häusliche Gewalt während Corona-Pandemie: Regierung will reagieren
Der Kantonsrat hat es am Dienstag bei der Budgetdebatte abgelehnt, zusätzliches Geld für die Opferhilfe auszugeben. Der Regierung ist dies einerlei - denn sie wird ohnehin reagieren, sofern es wegen der Corona-Pandemie deutlich mehr Opfer häuslicher Gewalt gibt.
Im Frühling, während des Lockdowns, sah es so aus, als ob die Corona-Pandemie nicht zu einem Anstieg der häuslichen Gewalt führen würde. Doch die Momentaufnahme täuschte. In den Monaten darauf gingen bei den Zürcher Polizeien deutlich mehr Meldungen ein.
Gemäss Kantonspolizei entspricht der Anstieg verglichen mit dem Vorjahr 13 Prozent. Einen deutlichen Anstieg verzeichnete die Polizei vor allem in den vergangenen Tagen und Wochen, in denen die Tage kürzer und die Unsicherheiten wieder grösser wurden.
Linke und Grüne Parlamentarierinnen und Parlamentarier stellten deshalb bei der Budgetdebatte den Antrag, der Opferhilfe mehr Geld zuzusprechen. Diese hat die Aufgabe, den Opfern Entschädigungen nach Gerichtsurteilen auszuzahlen. Zudem unterstützt sie über Leistungsverträge die Beratungsstellen.
Die Ratsmehrheit hatte zwar Sympathien für den Ausbau-Antrag. Es sei jedoch fraglich, ob ein Ausbau wirklich nötig sei. Falls Ja, hätte die Regierung dies ja in ihren Budgetvorschlag aufnehmen können. Der Antrag wurde deshalb mit 90 zu 78 stimmen abgelehnt.
Justizdirektorin Jacqueline Fehr (SP) sagte, dass sie erst vor zehn Tagen von Opferberatungsstellen darüber informiert worden sei, dass die Zahl der Fälle deutlich steige. Sollte diese Entwicklung weitergehen, werde die Regierung ohnehin reagieren. «Kein Opfer soll während der Corona-Pandemie allein gelassen werden», sagte sie.