«In Zürcher Küchen arbeitet keiner unter 4000 Franken!»
Das Wichtigste in Kürze
- Am 18. Juni wird in der Stadt Zürich über die Einführung eines Mindestlohns abgestimmt.
- Zürcher Gastro-Präsident Nicolas Kern sieht dies jedoch kritisch.
- Einen Mindestlohn einzuführen, würde dem Lohnproblem der Gastro-Branche nicht helfen.
In den Abstimmungen vom 18. Juni werden die Stadtzürcher Stimmberechtigten über die Einführung des Mindestlohns entscheiden. Der Zürcher Gastro-Präsident Nicolas Kern steht gegenüber dem Referendum kritisch. Eines wolle er jedoch klarstellen: Ein Lohndrücker ist er nicht.
Die Unterstellung, dass die Gastrobranche versuche, ihre tiefen Löhne zu verteidigen, sei falsch. Nicolas Kern klärt gegenüber dem «Tagesanzeiger» auf: «Die Vorlage trifft uns gar nicht direkt. In der Stadt gibt es vermutlich wenige Restaurant, die Löhne unter 4000 Franken zahlen.»
Auch Kern legt die Löhne seiner 33 Angestellten offen. Selbst die am niedrigsten Verdienenden würden 42 Rappen über dem Mindestlohn erhalten. «In der Stadt Zürich ist kaum jemand bereit, für unter 4000 Franken in einer Küche zu arbeiten», sagt Kern. Deshalb würde er schon jetzt die Löhne ständig nach oben anpassen.
Mit 4'000 Franken bleibt Wohnungssuche in der Stadt erschwert
Das Hauptanliegen der Gastro Stadt Zürich sei viel mehr, den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) zu schützen. Es dürfen nicht in jeder Gemeinde andere Regeln gelten. Dadurch würde der GAV überflüssig und bald aufgehoben. Jedoch sei dieser für die Branche extrem wichtig.
Finden Sie einen Mindestlohn von 23.90 Franken gut?
Co-Präsident der städtischen SP, Oliver Heimgartner, ist Befürworter des Mindestlohns. Sein Argument: «Niemand bestreitet den Sinn des GAV. Wir möchten lediglich in der teuren Stadt eine höhere Lohnuntergrenze.» Zudem findet Heimgartner, dass es in der Stadt Zürich sehr wohl Gastrobetriebe gebe, welche einen Lohn unter 4000 Franken zahlen.
Doch auch mit einem Mindestlohn von 4000 Franken wird das Leben in der Stadt immer schwieriger. Viele Angestellte pendeln in die Stadt, weil sie mit ihren Löhnen nur Wohnungen in Agglo-Gebieten finden.