Tierversuche: Staatliche Lizenz zum Quälen
Im letzten Jahr wurden laut Statistik des Bundes 572‘069 Tiere in Tierversuchen eingesetzt.
Laut Medienmitteilung des Bundes sank die Anzahl Versuchstiere in den letzten vier Jahren. Dies ist eine Beschönigung: Stagnation seit zwei Jahrzehnten wäre treffender.
Grundlagenforschung fördert Tierverschleiss
Eine Analyse zeigt, dass die Zahl der Versuchstiere im Bereich Toxikologie (Giftigkeitstests von Chemikalien) in den letzten zwanzig Jahren auf einen Fünftel (rund 13‘000 Tiere) gesunken ist. In der Grundlagenforschung, die zu 88% an Hochschulen und nur zu 10% in der Pharmaindustrie stattfindet, hat sich hingegen der Tierverschleiss seit 2001 fast verdoppelt auf über 340‘000 Tiere.
Offenbar haben gewisse Hochschulkreise den Einstieg in die tierfreie Forschung verpasst oder es fehlt der wirtschaftliche Druck, solange die kostenintensiven Tierversuche mehrheitlich durch Steuergelder berappt werden.
Hohe Schweregrade: starke Schmerzen und anhaltendes Leiden
Seit zehn Jahren nehmen die belastenden Tierversuche laufend zu, fast ein Drittel der Versuchstiere leiden stark (Stufe 2, 158‘124 Tiere) oder sehr stark (Stufe 3=höchste Stufe, 18‘290 Tiere). Mäuse und Ratten sind am häufigsten betroffen.
Tierversuchsexpertin Bea Roth vom Zürcher Tierschutz fordert klar: «Viele hochbelastende Versuche bringen kaum Erkenntnisgewinn und gehören verboten!»
Enge Laborhaltungen – an der Grenze zur Tierquälerei
Zusätzlich zu den Eingriffen leiden die Versuchstiere ihr ganzes Leben lang unter artwidrigen Haltungsbedingungen. Am extremsten ist es bei Mäusen, den häufigsten Labortieren (389‘052 im Jahr 2019): Sie dürfen auf 9x kleinerer Fläche gehalten werden als Mäuse in privater Heimtierhaltung – das entspricht zwei Dritteln einer Postkarte.
Auch punkto Einrichtung und Beschäftigung sind die Vorgaben für Labortiere weit unter den üblichen Gesetzesvorgaben. Dies zeigt: Versuchstiere gelten als minderwertig und dienen als Mittel zum Zweck. Bea Roth bringt es auf den Punkt: «Tierversuche beinhalten eine staatliche Lizenz zum Quälen!»
Tierfreie Methoden: Zeitpunkt zum Umdenken und Handeln ist da
Die Corona-Krise bringt der Forschung Aufwind und könnte als Chance dienen. Da Alternativmethoden wie Zellkulturen oder Computermodelle schneller, billiger und aussagekräftiger sind, ist es höchste Zeit für eine Abkehr vom Tierversuch!
Einzelne Forschungsgruppen, so auch an den Zürcher Hochschulen, haben das realisiert und arbeiten mit tierfreien Methoden. Bei Covid-19-Forschung ist dies umso wichtiger, weil die Zeit drängt. Doch schweizweit fliesst nur ein Bruchteil der Forschungsgelder in die Entwicklung von Alternativen.
Der Zürcher Tierschutz fordert daher eine Umverteilung der Bundesbeiträge hin zur Erforschung und Verbreitung tierfreier Methoden und unterstützt die entsprechende Petition von Animalfree Research (AfR). Bea Roth ist überzeugt: «Eine Welt ohne Tierversuche ist möglich, wenn wir darauf hinarbeiten.»