Zürcher Airbnb-Hosts verdienen jährlich 21,5 Millionen Franken
Aktuell werden in der Stadt Zürich 2534 Wohnungen über Airbnb vermietet. Rund 21,5 Millionen Franken fliessen in die Kassen von professionellen Hosts.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Online-Plattform Airbnb sorgt immer wieder für grosse Diskussionen.
- Momentan werden in der Stadt Zürich 2534 Wohnungen über die Plattform vermietet.
- Damit verdienen die professionellen Hosts 21,5 Millionen Franken im Jahr.
Immer wieder steht die Online-Plattform Airbnb in der Kritik, Einheimischen den Wohnraum streitig zu machen und dadurch die Mieten zu verteuern. Städte auf der ganzen Welt reagieren auf diese Entwicklung mit strengeren Regeln für. So auch Luzern: Im Frühjahr hat die Stimmbevölkerung eine entsprechende Volksinitiative angenommen. Künftig dürfen Wohnungen nur noch während 90 Tagen pro Jahr an Personen vermietet werden.
Auch in Zürich ist eine Änderung bereits beschlossene Sache. Bisher zählen die temporär vermieteten Business-Appartements und Airbnbs gemäss der Bau- und Zonenordnung zum Wohnanteil. Der Gemeinderat hat diese Praxis geändert, doch blockieren fünf professionelle Anbieter:innen von möblierten Appartements die Regelung per Rechtsmittelverfahren – so lange ist die Änderung blockiert.
Durchschnittliche Einnahmen: 8484 Franken
Ursprünglich war Airbnb eine Plattform, auf der Private ihre Wohnung kurzzeitig vermieten können, falls diese zum Beispiel Ferienhalber leer stehen. In begehrten Städten ist dies längst nicht mehr der Fall, immer mehr Firmen drängen auf den Markt, kaufen ganze Liegenschaften und bieten diese Apartments durchgehend auf Plattformen wie Airbnb an.
Wer in Zürich ein Airbnb sucht, kann aktuell aus 2534 Standorten wählen, was rund einem Prozent aller Wohnungen entspricht. Bisher war in der Öffentlichkeit nicht bekannt, wie viel Geld mit den Airbnb-Vermietungen verdient wurde. Mit den Daten, die Tsüri.ch vorliegen, kann nun erstmals berechnet werden, dass im vergangenen Jahr ein Umsatz von 21,5 Millionen Franken generiert wurde. Mit diesem Betrag könnten in Zürich 1156 durchschnittliche Drei-Zimmer-Wohnungen gemietet werden.
Im Durchschnitt generierte damit letztes Jahr jedes Angebot auf Airbnb 8484 Franken Umsatz. Doch die Einnahmen sind nicht gleichmässig verteilt, die 666 meistgebuchten Unterkünfte kamen im letzten Jahr auf 17,2 Millionen Franken und sind damit für rund 80 Prozent verantwortlich.
Ein Blick in die Daten zeigt, dass die Hosts mit den meisten Zimmern oder Wohnungen keine Privatpersonen sind. Oben auf der Rangliste sind ausschliesslich Firmen angesiedelt. Auf Platz 1 steht die Firma HITrental mit 103 Angeboten in der Stadt Zürich. Dahinter folgen Blueground, Novac Solutions GmbH und Book A Home AG. Die Angebote dieser Firmen lassen sich meist nicht nur via Airbnb, sondern auch auf anderen Plattformen und den eigenen Webseiten buchen.
Kritik von links, Beschwichtigung von rechts
Diese Entwicklung sei kein Grund zur Besorgnis, findet FDP-Gemeinderat Hans Dellenbach: «Die Zahlen zeigen, dass das Problem ziemlich überschaubar ist». Ähnlich viele Wohnungen, wie die meistgebuchten auf Airbnb «hätte Zürich gratis erhalten, wenn linke Parteien das SBB Projekt Neugasse nicht bekämpft hätten», so der freisinnige Politiker. Die FDP sei aber «dezidiert gegen die Untervermietung von städtischen oder staatlich unterstützten Wohnungen».
Kritischer reagiert die städtische SP. Deren Co-Präsident Oliver Heimgartner fordert erneut die Einschränkung von Airbnb in Zürich. «Die Recherche zeigt, dass Immobilienfirmen mit kommerziellen Kurzzeitvermietungen noch höhere Renditen erzielen.» Es könne nicht sein, dass ganze Wohnungen über solche Plattformen vermietet werden, «weil dadurch dringend benötigter Wohnraum wegfällt und die Mietpreisspirale weiter angeheizt wird.»
In eine ähnliche Richtung argumentiert Walter Angst vom Mieterinnen- und Mieterverband Zürich. Auch er spricht sich für eine Sperrung «kommerzieller Anbieter auf Airbnb» aus. Die Plattform könnte verpflichtet werden, alle Angebote zu sperren, die für ein Zimmer mehr verlangen, als die Miete plus eine Umtriebsentschädigung.
Solange die Einsprachen gegen die Zürcher Regelung noch hängig sind, wird sich nichts am Status Quo ändern. Selbst danach ist eine Umsetzung kompliziert, denn die Behörden müssten die Angebote auf Airbnb ständig überprüfen und allenfalls eingreifen. Bis es soweit ist, kann Zürich vielleicht bereits von Luzern lernen, falls dort schon bald eine effiziente Umsetzung konzipiert werden kann.
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Hinweis: Dieser Artikel ist zuerst bei «Tsüri.ch» erschienen. Autor Simon Jacoby ist Chefredaktor beim Zürcher Stadtmagazin.