Krimi

Alfred Bodenheimer zeigt im neuen Krimi Israel von innen

Keystone-SDA
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Obwalden,

Ein mysteriöser Todesfall in Jerusalem entfacht eine gesellschaftliche Debatte.

Flohmarkt Wochenende Symbolbild
Der zweite Krimi von Alfred Bodenheimer führt die Leser nach Jerusalem, wo sich die Handlung entfaltet. (Symbolbild) - Pixabay/Gerd Altmann

«In einem fremden Land» ist Alfred Bodenheimers zweiter Krimi, der in Jerusalem spielt. Zwar ist die Polizeipsychologin Kinny Glass einem mysteriösen Todesfall auf der Spur, doch die Geschichte fesselt aus einem anderen Grund: Sie nimmt die Lesenden mit in eine zerrissene Gesellschaft, in der die einen für Freiheit demonstrieren und die anderen unverbrüchlich hinter der Hardlinerregierung stehen. Das Buch hat aber einen Haken.

Uriah Zunder liegt tot am Fuss einer Klippe in Zypern. Er war Chef der Bereitschaftspolizei in Jerusalem und sollte in Kürze zum Distriktkommandanten aufsteigen. Vor seiner Abreise nach Zypern war er in der Praxis der Polizeipsychologin Kinny Glass.

Sie ist es denn auch, die Ungereimtheiten an der offiziellen Version der Todesumstände findet – es soll Suizid gewesen sein. Glass stellt selber Nachforschungen an. So weit ist der Krimi recht konventionell.

Mehr als nur ein Mordfall

Interessant ist die Geschichte aus einem anderen Grund. Jener Uriah Zunder hat sich zusehends zum scharfen Hund entwickelt, seine Untergebenen dazu gedrängt, auch präventiv auf Menschen zu schiessen, wenn sie nur schon Terroristen sein könnten.

Die Leserin und der Leser sind augenblicklich mittendrin in einer Gesellschaft, deren «Minister erklären, man solle arabische Dörfer auslöschen», so Glass. Mittendrin in einer Gesellschaft, die «einer Massenpsychose» verfallen ist. Deren eine Hälfte demonstriert für Freiheit, die andere steht hinter der Regierung aus Hardlinern.

Beide Lager stehen einander verhärtet gegenüber. «Wie lange würde der Druck im Kessel weiter steigen, bis er explodierte?», fragt die Erzählstimme im Buch.

Eine zerrissene Gesellschaft

Der Autor Alfred Bodenheimer, hauptberuflich Professor für Jüdische Literatur- und Religionsgeschichte an der Universität Basel, pendelt zwischen der Schweiz und Israel; dort lebt seine Familie. Mit seinen Krimis, den früheren über die jüdische Gemeinde in Zürich, wie auch den jüngsten aus Jerusalem, gelingt es ihm, seinem Lesepublikum jüdisches Leben und Denken zu vermitteln.

In «In einem fremden Land» lernen hiesige Leserinnen und Leser Menschen in Israel kennen, deren Gedanken- und Lebenswelt in den Medienberichten über Israel zumeist nicht auftaucht.

Geschrieben hat Bodenheimer seinen jüngsten Jerusalem-Krimi im Juli und August 2023, zu einer Zeit, als nicht zuletzt die Justizreform der Regierung Netanjahu weite Teile der Bevölkerung im Protest auf die Strasse trieb.

Die Aktualität überholt den Roman

Nur wenige Wochen später, am 7. Oktober 2023, hat die Hamas israelische Bürgerinnen und Bürger überfallen, ermordet und entführt. Es folgten der Gaza-Krieg und die direkte, offene Konfrontation zwischen Iran und Israel. Obwohl es nur ein dreiviertel Jahr her ist, dass Bodenheimer seinen Roman geschrieben hat, hat ihn die Aktualität überholt. Die Geschichte ist historisch.

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