Führen Schweizer Preisverleihungen bald Nonbinär-Kategorie ein?
Bei den britischen Preisverleihungen wird es heiss diskutiert: geschlechterneutrale Preiskategorien. Ist das auch für die Schweiz ein Thema?
Das Wichtigste in Kürze
- Bafta will nur Männer und Frauen ehren – die Brits haben geschlechterneutrale Preise.
- Mit Nemo könnte die Debatte auch in der Schweiz angekommen sein.
- In der Schweiz werden Preiskategorien unterschiedlich gehandhabt.
Nachdem der British Academy Film Award (Bafta) sich gegen die Inklusion von geschlechterneutralen Preiskategorien entschieden hat, entfachte in Grossbritannien eine hitzige Debatte.
Bei den britischen Musikpreisen, den Brits, gibt es seit 2022 geschlechterdiverse Kategorien. Das hat nicht nur Vorteile, findet etwa die englische Sängerin Shaznay Lewis (48).
Sie glaubt: Frauen werden durch geschlechtsneutrale Kategorien «übersehen und ausgeschlossen». Lewis bezog sich darauf, dass in einer geschlechterdiversen Kategorie bei den Brits nur Männer nominiert wurden.
Durch Nemos (25) ESC-Gewinn fragt es sich, ob inklusive Preiskategorien auch in der Schweiz Thema sind.
Nemo identifiziert sich als non-binär, das heisst Nemo sieht sich weder als Frau noch als Mann. Wäre Nemo für einen Award in der Schweiz nominiert, könnte es zur Debatte kommen.
«Helvetiarockt»: Musikpreise sind unterschiedlich
Nau.ch hat sich bei «Helvetiarockt» erkundigt. Der Verein setzt sich für mehr Frauen, inter, non-binäre, trans und agender (Akronym: FINTA) Menschen in der Musik ein.
Da die Musikpreise in der Schweiz unterschiedlich aufgestellt sind, kann «Helvetiarockt» keine «generische Lösung für Preisverleihungen fordern».
Der Verein: «Der Schweizer Musikpreis ist geschlechterneutral und funktioniert ausschliesslich im Auswahlverfahren durch eine Jury, anders als beispielsweise die Swiss Music Awards (SMA), die unter anderem Verkaufs- und Streamingzahlen miteinbeziehen.»
Bei den SMAs gibt es bereits geschlechterneutrale Kategorien, wie etwa «Best Hit». 2024 waren allerdings nur Männer für den Preis nominiert. An der Awardshow wird ein «Best Male Act» und «Best Female Act» vergeben.
Der Verein appelliert aber an die entscheidenden Positionen in der Musikbranche, «dass sie Strukturen hinterfragen und Verantwortung im Thema Geschlechtergerechtigkeit und Diskriminierung übernehmen».
Veränderungen individuell angehen
Der gesellschaftliche Wandel brauche Zeit, betont «Helvetiarockt». Die Debatten rund um das Thema Geschlechterdiversität könne der Verein nachvollziehen.
«‹Helvetiarockt› ist sich bewusst, dass die Vielfalt der Geschlechter noch nicht in allen Strukturen und sozialen Gruppierungen angekommen ist und sich immer noch viele Menschen daran stossen.»
«Aus unserer Optik müssen Systeme und deren Strukturen nach ihrem Entwicklungsstand betrachtet und individuell verändert werden.»
Heisst: Am besten Dinge einzeln verändern und erkennen, wie viel bereits in Gang gesetzt wurde. «Es ist ein komplexer Wandel, der Geduld und Zeit braucht. Wir bleiben dran und hoffen.»
Nau.ch hat den Schweizer Filmpreis und die Swiss Music Awards zu ihrer Handhabung der Kategorien angefragt. Bislang haben die Organisationen nicht Stellung genommen.