«Gopfertami!» Dodo, Epiney und Co. scheitern beim Gendern von Nemo
Mit Nemo steht eine non-binäre Person im Rampenlicht. Dass Nemo auf Pronomen verzichtet, ist aber eine sprachliche Herausforderung. Sogar Freunde scheitern.
Das Wichtigste in Kürze
- Nemo hat als erste non-binäre Person den ESC gewonnen.
- Nach dem Sieg öffnet sich in der Schweiz die Diskussion um das dritte Geschlecht wieder.
- Mehrere prominente Figuren benutzen die falschen Pronomen für das Bieler Musiktalent.
Nemo (24) fordert die Sprache vieler heraus! Mit dem Sieg der ersten non-binären Person beim ESC müssen sich einige sprachlich anpassen.
Nemo outete sich Ende 2023 und verwendete bis dahin «er»-Pronomen. Als non-binäre Person verwendet Nemo auf Englisch «they/them» Pronomen, auf Deutsch keine oder stattdessen den Namen.
Doch in der Praxis ist das gar nicht so einfach umzusetzen. Das zeigt ein Blick ins TV. Sogar einige bekannte Schweizer treten immer wieder ins Fettnäpfchen. «Misgendern» nennt sich das – also die falsche Geschlechtsidentität nennen.
Nemo selbst hat Verständnis für die Patzer im Deutschen.
In einem Interview mit SRF nach dem Coming-out sagte Nemo: «Im Deutschen fehlen Alternativen.» Wenn mal ein «er» durchrutsche, sei das nicht so schlimm, so Nemo. Denn: «Bei einer Sprache, die so viel Geschichte hat, kann man nicht erwarten, dass sie sich von heute auf morgen ändert.»
Schweizer Persönlichkeiten verwenden für Nemo «er»
Das zeigt dann auch gleich TV-Legende Kurt Aeschbacher (75). Er gratuliert Nemo herzlich auf LinkedIn. Der Fernsehmoderator startete seine Nachricht jedoch gleich mit «Lieber Nemo». Dann schrieb er von «sein Leben» und «Gast». Und misgendert damit gleich mehrfach – obwohl sicher nicht absichtlich.
Dass die Nachricht von Herzen kommt, ist zu spüren. «Ein ganzes Land ist stolz auf einen Menschen, der vielleicht etwas anders ‹tickt› als die Mehrheit», so Aeschbacher.
Unter dem Beitrag gibt es weitere Glückwünsche, aber auch Hinweise auf den Gender-Fauxpas. Eine Nutzerin schreibt: «Es ist verständlich, dass viele Personen mit der geschlechtsneutralen Sprache noch nicht vertraut sind und diese am Anfang etwas komisch wirkt.» Man gewöhne sich aber daran.
«Gopfertami nomol!»
Sogar Nemos Mentor und langjähriger Produzent Dodo (47) muss sich noch umgewöhnen. In einem Interview mit «Geschichten und Gesichter» verwendet der Musiker immer wieder «er» Pronomen.
Erst zum Ende des Interviews wird Dodo bewusst, dass er Fehler gemacht hat. Er korrigiert und entschuldigt sich rasch – mit einem «Gopfertami nomol!». Die genderneutralen Formulierungen fordern ihn sichtlich heraus.
Politologe misgendert Nemo
Bei «10vor10» schwimmt auch Politologe Michael Hermann (52) kurz während einer Erklärung. Im Interview mit Moderator Urs Gredig (53) erklärt der Experte die Debatte um die Einführung eines dritten Geschlechtes im Personalregister.
Der Experte misgendert Nemo und korrigiert sich kurz. «Das ist eben auch noch typisch», meint er. Man müsse überlegen, wie man sich ausdrücke. Moderator Urs Gredig fügt hinzu: «Wegen der Pronomen.»
Laut Hermann schreckt diese sprachliche Umgewöhnung Menschen davon ab, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. «Schlussendlich geht es aber darum, dass es mehr Akzeptanz für solche Lebensweisen geben sollte», sagt der Politologe.
Auch Epiney passierten Patzer
Auch ESC-Kommentator Sven Epiney (52) hat während der Liveübertragung am Samstag das ein oder andere Mal «er» gesagt, als er von Nemo sprach. Auf Instagram machen sich Meme-Accounts über das Misgendern lustig. Einmal kriegt er gerade noch die Kurve. «Der … hach, führende Act.»
Da Nemo als non-binäre Person jetzt im Zentrum der Medienaufmerksamkeit steht, werden sicherlich noch einige Fehler passieren. Dennoch könnte sich einiges in der Wahrnehmung von nicht-binären Personen ändern.