Fake-Promi-Werbungen werden immer dreister. SRF hat recherchiert. Es gibt ein ganzes Netzwerk solcher Plattformen – die Spuren führen bis nach Zypern.
Susanna fiel auf einen Onlinebetrug rein. - Nau.ch/Nico Leuthold

Das Wichtigste in Kürze

  • Abzocker locken ihre Opfer mit Promis auf dubiose Seiten.
  • Die Betrüger drängen ihre Opfer zu immer höheren Investitionen.
  • Die Spur führt bis nach Zypern.
Ad

Auf Social Media kursieren immer kuriosere Fake-Werbungen mit Schweizer Promis. Ausnahme-Talent Nemo (24) mit blauem Auge, Ex-Miss Christa Rigozzi (41) splitternackt – niemand bleibt verschont.

Es lockt das schnelle Geld, doch dahinter stecken Abzocker. Sie schocken mit gefälschten Bildern und Schlagzeilen zu Promis und locken ihre Opfer so auf Websites. Hier werden User zu Investitionen überredet.

Nau.ch hatte im März mit einem Fan von Beatrice Egli (36) Kontakt. Rentnerin Susanna G. fiel auf die Masche herein und verlor so 7500 Franken.

Bist du schon mal auf Online-Betrüger reingefallen?

Stefan Boss aus dem Berner Seeland ist ein weiterer der Betroffener. Der Motorradmechaniker hat auf der Website «InvesaCapital» 21'000 Franken investiert – Geld, das er nie wieder gesehen hat. «Du kommst auf diese Plattform und das sieht alles so real aus», sagt Boss im Gespräch mit SRF.

Echte Verluste durch falsche Versprechen

Boss erzählt weiter: «Das war hart verdientes Geld und manchmal denke ich schon, wie konnte ich nur so blöd sein? Aber diese Telefonberater sind so glaubwürdig und bestimmt aufgetreten.»

Recherchen von SRF Investigativ zeigen nun: Es gibt ein ganzes Netzwerk solcher Plattformen, die Kunden zu immer höheren Investitionen drängen – mit Spuren bis nach Zypern.

srf
Mit solchen Fake-Schlagzeilen locken die Betrüger ihre Opfer auf dubiose Webseiten.
srf
Die Inserate zeigen Promis wie Nemo und Christa Rigozzi in misslichen Situationen.
srf
Stefan Boss im Gespräch mit SRF. Er verlor rund 21'000 Franken.

Zunächst werden gefälschte Promi-Werbungen geschaltet – auch bei Stefan Boss war dies der Fall.

Er stiess über eine Fake-Werbung mit Stefan Büsser (39) auf «InvesaCapital». Solche Anzeigen nutzen oft Bilder bekannter Persönlichkeiten ohne deren Wissen oder Zustimmung.

Scheinbare Gewinne führen in den Ruin

Nicht nur Stefan Boss ist betroffen; zahlreiche negative Bewertungen auf Trustpilot bestätigen ähnliche Erfahrungen anderer Nutzer bei Plattformen wie «OBRInvest» oder «ForexTB».

Doch wie läuft die Betrugsmasche ab? SRF hat mit drei ehemaligen Angestellten der Plattformen gesprochen. Diese berichten, dass sie die Opfer unter Druck setzen und so manipulieren, dass diese immer mehr Geld einzahlen.

«Wer so blöd ist, hier zu investieren, hat es nicht anders verdient, als abgezockt zu werden. Das war der Spruch des Chefs», so ein Insider.

Den Opfern wird vorgegaukelt, dass sie grosse Gewinne machen – nur ausbezahlt werden sie nicht. Stattdessen soll man noch mehr Geld einzahlen.

Diese Recherche zeigt: Die Abzockmasche geht weit über einzelne Plattformen hinaus. Ein Insider bestätigt: «Das ist diese typische Vorgehensweise. Man lässt eine Plattform gegen die Wand fahren, schliesst sie und macht eine neue auf. Das heisst, die Maschine läuft weiter, einfach unter anderem Namen.»

Schweizer um 142,6 Millionen Franken erleichtert

2023 haben Abzockplattformen Schweizer um 142,6 Millionen Franken erleichtert. Das geht aus Daten des polizeilichen Netzwerks digitale Ermittlungsunterstützung Internetkriminalität hervor.

Laut Staatsanwaltschaft gibt es allein in der Deutschschweiz dutzende Strafanzeigen gegen solche Netzwerke aus Zypern. Die Schadenssummen betragen teils mehrere Zehntausend Franken pro Fall.

Die Verfahren werden aber häufig eingestellt. Da die Täter sich im Ausland befinden, gibt es für die Opfer kaum Hoffnung.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Christa RigozziStefan BüsserBeatrice EgliFrankenDatenAugeNemoSRFPromis