Stars von SRF reisen ständig in die Ferne – Publikum hat genug
Zahlreiche Serien von SRF finden im Ausland statt. Manche Zuschauende würden dort den Sparhammer ansetzen. Die SRF-Direktorin widerspricht.

Das Wichtigste in Kürze
- Serien wie «Auf und davon», aber auch «Ding Dong» dreht das SRF im Ausland.
- «Wieso muss man nach Amerika, Häuser anschauen gehen?», fragt eine SRF-Zuschauerin.
- SRF-Direktorin Nathalie Wappler begründet die Reisen mit dem Publikumsinteresse.
SRF-Stars und ihre Crews sehen in ihrem Job viel von der Welt. Spitzenreiterin ist Moderatorin Mona Vetsch. Ob Kanada, Australien oder Bali – für die Doku-Serie «Auf und davon» ist sie schon um die halbe Welt gereist.
Auch Liebespaare hat Vetsch in der Ferne besucht. Die Serie «Hin und weg» führte sie von Italien, Sambia, Ägypten über Kalifornien bis nach Hawaii.
Oft die Koffer packen aktuell Komiker Jonny Fischer und Radiomoderatorin Mira Weingart. In der Serie «Zwei Reisen» arbeiten sie in verschiedenen Ländern ihre Bucket-List ab. Es geht etwa nach Lappland, Sambia oder in die Mongolei.
Viele Formate von SRF im Ausland
Selbstverständlich reiste eine SRF-Crew für die Doku-Reihe «Meine fremde Heimat» ins Ausland. Dort begleitete das Filmteam Schweizerinnen und Schweizer auf der Spurensuche im Land ihrer Vorfahren.
Auch in Serien, die in erster Linie in der Schweiz spielen, geht es dazwischen ab ins Ausland. Nach Thailand und in die USA flogen Viola Tamy und Jan Fitze in der Wohnungs-Serie «Ding Dong Spezial». Wie sonst in der Schweiz besuchten sie dort ausgefallene Häuser.
Ohne Ausland-Drehs kommt auch die Doku-Soap «SRF bi de Lüt – Familiensache» nicht aus. Dies etwa, wenn eine Familie mit einem Klavier durch Mexiko tingelt oder in Peru ein Hilfswerk aufbaut. Als eine Familie von Australien in die Schweiz zieht, wähnt man sich beinahe in einer Folge von «Auf und davon».
«Kostet doch einen Haufen Geld»
Für manche Zuschauende hat das SRF den Bogen überspannt. Dies zeigte sich in der Radiosendung «Forum – Hallo SRF!».
SRF-Direktorin Nathalie Wappler stellte sich dort den Fragen des Publikums. Thema waren die angekündigten Sparmassnahmen von acht Millionen Franken bis Ende 2026.
«Wieso muss man nach Amerika, Häuser anschauen gehen?», fragt Hedy Geissmann. In der Schweiz gebe es genug Häuser. «Wenn ich mir vorstelle, was die ganze Equipe kostet, finde ich das daneben.» Das sei schade für das Geld, schimpft sie.
Dasselbe sei der Fall mit «Zwei Reisen», so die Zuschauerin. «Das kostet doch einen Haufen Geld. Da könnte man doch sparen.»
Publikum sei übersättigt
Die SRF-Crew reist auch für René Musters Geschmack zu viel in der Weltgeschichte herum. «Warum muss man für ‹Ding Dong› nach Asien und Amerika reisen?», fragt er. Dies habe sicher Geld gekostet.
Auch stört sich Muster an «Zwei Reisen». «Haben wir nicht schon Dutzende von Dokumentationen über die Sawanne und Serengeti und weiss der Gugger was gesehen?», fragt er. Auch Dokumentationen «über etwas Eis und Schnee im Norden» kenne das Publikum zur Genüge.
Pia Frei doppelt nach, dass die Auslandssendungen «enorm viel Geld» kosteten. Dies sei unnötig. «Man kann meiner Meinung nach viele interessante Sendungen in der Schweiz machen.»
«Wird sehr geschätzt»
Nathalie Wappler kontert in der Sendung die Kritik. Das SRF müsse oder solle für alle Menschen in der Schweiz etwas anbieten, sagt sie. «Ding Dong» sei ein Format, das in der Regel in der Schweiz stattfinde.
Die Auslandsformate begründet Wappler mit dem Interesse. Von Formaten wie «Auf und davon» wüssten sie, dass sich das Publikum für das Leben von Menschen im Ausland interessiere. «Dieses Angebot wird sehr geschätzt.»
Publikumsrückmeldungen zeigten auch, dass man es schätze, an Orte zu kommen, an welche man sonst nicht gelangen würde.
Zu teuer sind diese Produktionen nicht, geht es nach der SRF-Direktorin.
Es handle sich um Staffelproduktionen, erklärt sie. Diese bestünden wie etwa bei «Zwei Reisen» aus drei oder vier Sendungen. «Diese werden sehr günstig produziert. Es fährt kein grosses Team mit.»
Vier Personen vor Ort
In der ersten Folge von «Zwei Reisen» macht Jonny Fischer in Lappland eine Schlittenfahrt. In einem Schlitten mit einem grossen Mikrofon sitzen drei Personen. Fischer dazugezählt, müssten demnach vier Crew-Mitglieder nach Lappland gereist sein.
SRF-Mediensprecherin Andrea Auer bestätigt auf Anfrage, dass vier Personen vor Ort waren. «Jonny Fischer, ein Kameramann, ein Tonoperateur und eine Person aus der Redaktion.»
Reiseformate wie «Zwei Reisen» seien nicht per se teurer als andere Produktionen, sagt Auer. «Zwar fallen hier Reisekosten an, dafür werden an anderen Stellen schlankere Produktionslösungen genutzt.» Zum Beispiel seien bei «Zwei Reisen» kleinere Kamera-Crews eingesetzt worden. «Auch die Produktionsdauer wurde bewusst kurzgehalten.»
Wie viele SRF-Angestellte für solche Formate jeweils ins Ausland reisen, kann das Medienhaus «nicht pauschal beantworten». Die Grösse der Crew hänge in der Regel vom Format und nicht vom Drehort ab.
Die «Tagesschau» reiche
Das Angebot des SRF wird auch wegen der Initiative «200 Franken sind genug» heiss diskutiert. Voraussichtlich 2026 stimmt das Stimmvolk über die sogenannte Halbierungsinitiative ab.
SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger sitzt im Komitee der Initiative. «Das Schweizer Radio und Fernsehen sollte die Schweiz porträtieren», fordert sie. Schliesslich kämen die Gebührenzahler auch aus der Schweiz.

Die Schweiz hat kulturell, kulinarisch und auch von der Kulisse laut Sollberger viel zu bieten. «Ein Menschenleben reicht nicht, um die Schweiz zu erleben.» Es gebe für das SRF daher keinen Grund für Auslandsformate. «Für das Internationale haben wir die ‹Tagesschau›», sagt sie zu Nau.ch.
Feedbacks seien wertvoll
SP-Nationalrat Jon Pult ist ein Gegner der Halbierungsinitiative. Es sei nicht stufengerecht, wenn er als Medienpolitiker sich zu so operativen Fragen äussere, sagt Pult auf Anfrage. Er hält es auch staatspolitisch für problematisch, «wenn Politiker Programmdirektion spielen».

Die SRG muss laut Pult den Leistungsauftrag erfüllen. Wie sie das mache, beziehungsweise mit welchen Sendungen und Formaten, entscheide sie selbst. «Dabei sind die Feedbacks des Publikums sicher wertvolle Hinweise.»