Netflix: Black Mirror kehrt handzahm zurück
Der Umgang mit Technik und Medien birgt Risiken. «Black Mirror» gilt auf Netflix als düstere Dystopie, wird ihrem Ruf in der fünften Staffel aber kaum gerecht.
Das Wichtigste in Kürze
- Die fünfte «Black Mirror»-Staffel erzählt in drei Folgen unterschiedliche Geschichten.
- Statt des vielerorts gelobten Pessimismus wird milde Gesellschaftskritik ausgeübt.
- Das ist zwar stellenweise amüsant inszeniert, wirkt aber ideenlos.
Kreist das Gesprächsthema um beliebte Serien, wird «Black Mirror» oft genannt. Das Projekt vom Schöpfer Charlie Brooker lief zwei Staffeln lang auf dem englischen Fernsehsender Channel 4. Danach sicherte sich Netflix die Produktionsrechte.
Die Science-Fiction-Serie geriet zum Erfolg. Dem Publikum gefiel der teils philosophische Umgang mit dem digitalen Zeitalter. Düstere Zukunftsszenarien wurden mit lakonischem Humor gemischt.
Nach dem letztjährigen Film «Bandersnatch» folgt nun die fünfte Staffel. Darin stehen in drei Episoden individuelle Geschichten mit Technik-Bezug im Vordergrund. Behandelt werden aktuelle Subjekte wie soziale Medien, virtuelle Realität und Roboter. Vorwissen braucht der Einsteiger nicht.
Handkantenschläge, durchgeknallte Taxifahrer und unzufriedene Musiker
In «Striking Vipers» versucht Danny (Anthony Mackie) seinem Alltag zu entfliehen. Der verheiratete Familienvater erhält von seinem Kumpel Karl (Yahya Abdul-Mateen II) ein Kampf-Videospiel mit Virtual Reality-Unterstützung. Doch die nächtlichen Partien der beiden Freunde wirken sich bald auf das Umfeld aus.
«Smithereens» spielt im Jahre 2018 in London und handelt vom verzweifelten Taxifahrer Chris (Andrew Scott). Als er einen Kunden (Damson Idris) entführt, geraten die Dinge ausser Kontrolle.
«Rachel, Jack and Ashley Too» zeigt ein berühmtes Popsternchen (Miley Cyrus), das mit einem interaktiven Roboter ihre Anhänger bedient. Rachel (Angourie Rice) schnappt sich einen davon und kommt bald ihrem Idol näher als gedacht.
«Black Mirror» auf Netflix: Kaum Zeit zum Nachdenken
Thematisch präsentieren sich alle Folgen aktuell. Es ist schnell ersichtlich worum es wirklich geht: Unser Umgang mit dem Fortschritt ist haarsträubend naiv und benötigt dringend einer Besserung. Im Genre ist diese Feststellung nichts Neues.
Netflix reibt die Sozialkritik dem Zuschauer deutlich ins Gesicht. Subtil geht definitiv anders. Zum gründlichen Nachdenken regen die drei Folgen nur wenig an.
Interessanter ist jedoch der Umstand, dass «Black Mirror» aktuell zurückhaltender ans Werk geht. In «Striking Vipers» und «Rachel, Jack and Ashley Too» wirken die Schlusspointen fast harmonisch. Wirklich düster oder abgedreht geht es selten zu und her. Das ist die verblüffendste Erkenntnis nach über drei Stunden.
Fazit
Netflix lässt «Black Mirror» in der fünften Ausgabe um sich selbst herumkreisen. Der vielerorts gelobte Pessimismus weicht in fast allen drei Folgen einem leichten Optimismus, dümpelt aber erzählerisch vor sich hin. Das können bekannte Schauspieler nicht aufpeppen.
Am spannendsten präsentiert sich die Folge «Smithereens», welche den Zuschauer bis zum Schluss im Unklaren lässt. Für oberflächliche Auflockerung sorgt «Rachel, Jack and Ashley Too», während «Striking Vipers» beinahe versöhnlich endet.