SRF wird wegen tiefer Frauenquote kritisiert
Der SRF-«Club» verzweifelte gestern an den Frauen: Für die Diskussionsrunde fänden sich schlicht zu wenige weibliche Gäste. Unsinn, sagen jetzt Feministinnen.
Das Wichtigste in Kürze
- Politikerinnen kritisierten die niedrige Frauenquote beim SRF-«Club».
- Barbara Lüthi erklärte, Frauen trauten sich viel weniger in die Sendung als Männer.
- Frauen fänden sich zudem leichter für soziale Themen als für Wirtschaft und Politik.
Die Verzweiflung im SRF ist gross: Die Redaktion der Sendung «Club» hat allergrösste Mühe, weibliche Studiogäste zu kriegen. Denn: Kompetente Frauen fänden sich kaum in Politik und Wirtschaft, sondern fast nur für Themen wie Kinder und Pflege. Zudem verunmöglichte die Kindererziehung, die meist an den Frauen hängenbleibe, oft einen Termin, erklärten Moderatorin Barbara Lüthi und ihre Redaktion gestern. Die Tatsache, dass Frauen sich eine TV-Diskussion meist nicht zumuteten, verschärfe die Situation zudem.
SRF wird wegen Frauen-Mangel kritisiert
Das stösst dem Kollektiv «Aktivistin.ch» sauer auf. «SRF macht es sich zu einfach damit, den ‹zu wenig kompetenten›, ‹zu wenig flexiblen› und ‹zu medienscheuen› Frauen die Schuld für ihre eigene Unterrepräsentation in die Schuhe zu schieben.», kritisiert Sprecherin Anna Schmaltz gegenüber Nau.
SRF sei wegen «extrem kurzfristiger Planung» und dem «reisserischen Format» selbst Schuld an der mehrheitlich männlichen Besetzung ihrer Talkrunden. «Wenn man drei Arbeitstage nach der Anfrage bereits im Fernsehen auftreten soll, darf man einfach keine anderen Verpflichtungen haben», so Schmaltz. Und doppelt nach: «Die Mitleid schindenden Erklärungen, wie schwer sich die Suche doch gestalte und wie sehr man sich doch bemühe, ändern nichts an solch strukturellen Hindernissen.»
Kompetente Frauen sind keine Rarirät
Was beim Kollektiv besonders stört: «Kompetente Frauen werden als Rarität dargestellt. Wenn man ‹die Frau› nur in der Küche und bei den Kindern vermutet, findet man sie auch nur dort.»
Und zweifelt gar an: «Ob der Club denn wirklich mehr Frauen will, wird für uns nicht ganz klar, da sie ja nur die gesellschaftlichen Verhältnisse widerspiegeln wollen. Wenn der Club tatsächlich mehr Frauen will, braucht es mehr als nur ein ‹we tried›.»