ARD-Politthriller über den wahren Preis der Bodenschätze
Viele Menschen wollen gar nicht so genau wissen, wo und wie Deutschland wichtige Rohstoffe bezieht. Ein Film greift Missstände am äussersten Rande Europas auf.
Der ARD-Thriller «Am Abgrund» wirft ein Schlaglicht auf Deutschlands Umgang mit autokratisch regierten Ländern, die als Lieferanten von Gas, Öl und diversen anderen Bodenschätzen Bedeutung haben. Im Fokus steht Aserbaidschan. Dabei geht der Spielfilm mit seiner Kritik an dem Land bemerkenswert weit. Das Drama läuft am Mittwoch um 20.15 Uhr im Ersten.
Während der beliebte Europapolitiker Gerd Meineke (Hans-Jochen Wagner) von seinen Ruhrpott-Karnevalisten vor ein Narrengericht gestellt wird und im goldenen Käfig feixt, ergeht es seiner angehenden Stieftochter Leyla (Luna Jordan) schlecht. Sie ist in ihrer aserbaidschanischen Heimat als Regimekritikerin im Gefängnis gelandet.
«Leyla glaubt, dass sie ihr Land besser machen kann», sagt Meinekes Verlobte Alina (Jasmin Tabatabai) bitter. «Ich hab' das auch mal geglaubt.» Doch sie verliess den Staat am Kaukasus dann enttäuscht.
Leyla hingegen kehrte zurück, prangert als Bloggerin die Zustände in dem Land an, das dank seiner Rohstoffe oft Besuch von westlichen Politikern und gut bezahlten Popstars bekommt. Alina: «Sie weiss nicht, wie brutal diese Regierung ist.»
Diskreter Kuhhandel
Während Leyla auf unbestimmte Zeit in Untersuchungshaft schmort, hofft Meineke auf die Hilfe von Europaratskollegen mit Kontakten in den Kaukasus. Er wendet sich an seinen Bekannten Herbert Pfleiderer (Heiner Lauterbach).
Der kommt sofort mit einem diskreten Kuhhandel um die Ecke: «Ich könnte Dir 'was anbieten in Sachen Aserbaidschan und Menschenrechte.» Eine «echte Chance, ihr zu helfen». Meineke erhält eine Einladung.
Er macht sich von Recklinghausen nach Baku auf, um als Wahlbeobachter die Präsidentschaftswahl zu begleiten und dabei auch Menschenrechtsfragen vorzubringen. «Und ich soll auch das Thema politische Gefangene ansprechen», freut sich der Politiker. Die Aserbaidschaner bräuchten die Deutschen mehr als umgekehrt, sagt er naiv zur Verlobten.
Erst nach und nach wird dem gutgläubigen Meineke klar, dass Verantwortliche in Baku und Lobbyisten einflussreicher Unternehmer seine Delegation benutzen, um schicke Fotos zu machen und sich international Prestige zu verschaffen. Währenddessen werden in dem Land Bodenschätze offensichtlich rücksichtslos ausgebeutet. Leyla und ihre Freundin, die Regierungsangestellte Valentina (Alina Levshin), öffnen dem Politiker die Augen über das Ausmass der Korruption, die vor der westeuropäischen Politik keineswegs Halt macht.
ARD-Thementag «#unsereErde – Kampf um Rohstoffe»
Regisseur und Drehbuchautor Daniel Harrich hat schon in der Vergangenheit mit Filmen wie «Meister des Todes – Tödliche Exporte» grosses Geschick im Umgang mit brisanten Stoffen bewiesen. Der Leiter der Abteilung Film und Planung beim zuständigen Südwestrundfunk, Manfred Hattendorf, sagt zu dessen neuem investigativem Politthriller:
«Findigen Unternehmern geht es darum, geopolitische Interessen zu vertreten, indem sie die neuen Claims im Kampf um kritische Rohstoffe abstecken. Ein weltweiter Wettlauf ist entbrannt um die wenigen weissen Flecken auf der Landkarte, wo die Abbaugebiete von seltenen Erden noch nicht von China, Russland oder den USA bereits vereinnahmt worden sind.»
Im Anschluss an das Drama «Am Abgrund» folgt ab 21.45 Uhr im Ersten zum ARD-Thementag «#unsereErde – Kampf um Rohstoffe» eine gleichnamige Dokumentation, ebenfalls von Daniel Harrich. Dort werden die wahren Hintergründe erläutert, auf denen der Spielfilm fusst. Zudem steht jetzt in der ARD-Mediathek – ebenfalls unter dem Titel «Am Abgrund» – eine dreiteilige Doku über den weltweiten Kampf um Rohstoffe.