Olivia Jones gehört zu St. Pauli wie die Möwen zum Hamburger Hafen. Die Dragqueen ist nicht nur eine Grösse in der Szene, sie ist auch eine erfolgreiche Unternehmerin auf dem Kiez. Nun hat sie eine neue lustvolle Idee auf den Markt gebracht.
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Ist sie bei «Promi Big Brother» dabei? Olivia Jones. Foto: Christian Charisius - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Wer an das Hamburger Szene-Viertel St.
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Pauli denkt, hat schnell das Amüsierviertel mit all seinen schummrigen Bars, Kult-Kneipen, Musikclubs und Traditionsläden vor Augen. Und viele landen in Gedanken dann auch bei der Travestiekünstlerin Olivia Jones.

Die Dragqueen ist von der Reeperbahn nicht mehr wegzudenken. Mehr noch. Jones ist in den vergangenen Jahren fast schon eins mit dem wohl berühmtesten Stadtteil Deutschlands geworden. Sie lebt und arbeitet auf dem Kiez - und für den Kiez. Dabei beweist die grell geschminkte Kiez-Ikone mit den bunten Perücken und schillernden Outfits immer wieder ein gutes Gespür fürs Geschäft.

Sie betreibt neben der Schlager-Bar («Olivia Jones Bar»), einen Show-Club mit Travestie- und Comedy-Acts («Olivias Show Club»), einen Burlesque-Club («The Bunny Burlesque») und Deutschlands ersten Menstrip-Club, zu dem nur Frauen Zutritt haben («Olivias wilde Jungs»). Ausserdem gehören Kieztouren sowie die Hafen- und Stadtrundfahrten von Jones und ihrem Team dazu. Nun kommt am Montagabend die wohl erste Porno-Karaoke-Bar Deutschlands dazu. Das Olivia-Jones-Imperium ist damit um eine schrille Attraktion reicher.

In der Porno-Karaoke-Bar können die Gäste kurze Clips von Pornos aus den 70er und 80er Jahren lustvoll verstöhnen und lustig synchronisieren. «Die Bar passt zur Retro-Sehnsucht», sagt Jones selbst dazu. «Für junge Leute ist das ein grosser Spass, für Ältere eine Zeitreise für untenrum.»

Ihre Karriere startet Jones 2008 mit der Eröffnung der «Olivia Jones Bar» in der Grossen Freiheit. Noch heute wird in der Schlagerbar allabendlich gesunken, geschunkelt und gefeiert. Zu dem Zeitpunkt konnte Jones bereits mit ihrer Berühmtheit auf dem Kiez punkten. In Hamburg war sie dank ihrer eigenen Show im Theater Schmidts Tivoli bereits seit Jahren ein Travestiestar. Ihren weltweiten Siegeszug begann die etwa zwei Meter grosse Dragqueen 1997, als sie in Miami zur «Miss Drag Queen of the World» gekürt wurde. Seitdem arbeitete sie sich immer weiter ins Rampenlicht und verwurzelte ihre Unternehmen weiter in der Branche.

Ausserdem steht Jones seit jeher für Offenheit, Toleranz, Aufklärung und Vielfalt. Auch vor politischem Engagement macht sie nicht Halt. Um 2004 den Einzug des Rechtspopulisten Ronald Schill in die Hamburger Bürgerschaft zu verhindern, stellt sie sich kurzerhand selbst zu Wahl - und gewann aus dem Stand 4440 Stimmen. 2017 nahm sie für die niedersächsischen Grünen an der Bundespräsidentenwahl teil. Die Bilder der bunt gekleideten Jones und ihren orangefarbenen Haaren inmitten dunkel gekleideter Menschen im Bundestag gingen um die Welt.

Olivia Jones ist ein Phänomen. Das zeigt sich auch, wenn man im Kiez nach Kritikern sucht. Klar, nicht jeder mag Schlager, Travestieshows und Karaoke. Aber ein schlechtes Wort will über Jones kaum einer verlieren. Zu sehr wird die Niedersächsin aus der Region Hannover für ihre klare Haltung und vor allem für ihre Arbeit auf St. Pauli geschätzt. «Sie hat keine Villa in irgendwo und greift dann hier nur ab, sondern sie lebt hier und hilft den Menschen, die hier leben. Das finde ich richtig gut. Auch, wenn ich kein Schlagerfan bin», sagt die Reeperbahn-Quartiersmanagerin Julia Staron dazu. In Zahlen heisst das: Rund 100 Menschen stehen mittlerweile auf der Gehaltsliste der Unternehmerin Olivia Jones.

Für Staron gehört der Jones-Kosmos zur modernen Entertainment-Kultur des Viertels ganz selbstverständlich dazu. Die habe sich in den vergangenen Jahren gewandelt. «In den 60er Jahren war Damen-Schlammcatchen der richtig heisse Scheiss. Jetzt hat das Publikum wieder Lust auf Show, Burlesque und Travestie. Deswegen ist Olivia Jones auch so stark, weil ihr Angebot auch Nachfrage hat - und zwar bundesweit», sagt Staron weiter.

20 bis 30 Millionen Menschen sind Schätzungen des Quartiersmanagements zufolge jedes Jahr auf der Reeperbahn unterwegs. Viele von ihnen kommen auch, um Olivia Jones zu sehen, die noch immer jedes Wochenende durch ihre Bars und Clubs tourt - eine Kiez-Königin zum Anfassen. «Olivia Jones steht für eine schrille Reeperbahn. Sie ist eine Bereicherung für Hamburg und für St. Pauli», sagt dazu der Sprecher von Hamburg Tourismus, Sascha Albertsen. Die Dragqueen stosse mit ihrem Angebot stets auf eine grosse Nachfrage. «Demnach ist das schon eine echte Erfolgsgeschichte, die Olivia Jones schreibt. Und mit jeder Unternehmung, die neu dazu kommt, prägt sie den Stadtteil noch ein bisschen mehr.»

Das Ende der Fahnenstange in Geschäftsdingen hat Jones auch noch längst nicht erreicht, sagt sie. «Die Ideen-Schublade ist immer voll - aber fest verschlossen.»

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