Beim Wettlesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis entfacht eine kontroverse Diskussion über Tabus, Rassismus und weibliche Sexualität.
14 Autorinnen und Autoren steigen beim Wettlesen um den Bachmann-Preis in den Ring. Foto: Jens Kalaene
14 Autorinnen und Autoren steigen beim Wettlesen um den Bachmann-Preis in den Ring. (Symbolbild) - dpa-infocom GmbH

Eine Traum-Erzählung um eine stillende Mutter und einen aus Mali stammenden Ex-Fussballer hat beim Wettlesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis für hitzige Diskussionen gesorgt. Im österreichischen Klagenfurt präsentierte die deutsche Autorin Olivia Wenzel am Freitag ihren Text «Hochleistung, Baby», der Themen wie weibliche Sexualität und Rassismus sehr offen anspricht. «Ich liebe, wie mit Tabus gebrochen wird», sagte die Jurorin Mithu Sanyal.

Während andere Jurymitglieder bei den diesjährigen Tagen der deutschsprachigen Literatur die kunstvolle Gestaltung des Textes lobten. Wieder andere, wie die Jurorin Mara Delius, fanden ihn jedoch zu konventionell. Das liess die Romanautorin («1000 Serpentinen Angst») nicht auf sich sitzen: «Ein Fussballer, der an einer Brust saugt, ist ein konventionelles Bild?», konterte Wenzel.

Kunstvoll gestaltete Erzählungen begeistern das Publikum

Sie erhielt langen Applaus vom Publikum. Einhellige Zustimmung statt polarisierende Debatten gab es hingegen für Henrik Szantos magisch-realistische Erzählung «Eine Treppe aus Papier». Der aus einer ungarischen jüdischen Familie stammende Autor wirbelt darin die verstorbenen und noch lebenden Bewohner eines Hauses durcheinander und verwebt so verschiedene Geschichtsebenen von der NS-Zeit bis zur Gegenwart.

Sehr positiv wurde auch Denis Pfabes «Die Möglichkeit einer Ordnung» aufgenommen. Der Bonner Autor, der nebenbei in einem Baumarkt arbeitet, erzählt darin von einem Mann, der versucht, mit Heimwerker-Projekten über den Verlust seines Kindes hinwegzukommen. Sophie Steins schauriger Text «Die Schakalin» sowie Kaska Brylas Corona-Elegie «Der Kakerlakenschwarm» überzeugten die Jury weniger.

Am Samstag präsentieren vier weitere Autorinnen und Autoren ihre Werke. Am Sonntag wird der renommierte Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen. Er ist mit 25'000 Euro dotiert.

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