Gil Ofarim: Anwälte drängten ihn zu Schock-Geständnis
Gil Ofarim hat nach zwei Jahren seine Antisemitismus-Lüge zugegeben. Seine Anwälte sollen ihn schon länger dazu gedrängt haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Gil Ofarim hat einem Hotelmitarbeiter Antisemitismus vorgeworfen.
- Das war eine Lüge, wie er nun vor Gericht gesteht.
- Sein Geständnis kam nach Druck vonseiten seiner Anwälte.
Das Lügengeständnis von Gil Ofarim (41) am vergangenen Dienstag im Landgericht Leipzig sorgt für viel Wirbel. Nach einem mehrwöchigen Prozess hat der Sänger zugegeben, sich die Antisemitismus-Vorwürfe gegen einen Hotelmitarbeiter in Leipzig nur ausgedacht zu haben.
Beim Hotelmitarbeiter entschuldigte er sich mit den Worten: «Es tut mir leid.»
Vor zwei Jahren postete Ofarim ein Video auf Instagram. Darin behauptete er, man habe ihm im Hotel Westin in Leipzig (DE) angwiesen: «Pack deinen Stern ein, dann kannst du einchecken.» Damit war die Kette mit Davidstern des Musikers gemeint.
Gil Ofarim muss nun eine Geldbusse von 10'000 Euro zahlen. Er hat zugestimmt, dass er je 5000 Euro an die Jüdische Gemeinde zu Leipzig und an einen weiteren Verein zahlt.
Anwälte drängten ihn zum Geständnis
Zu seinem Motiv sagte Ofarim bislang noch nichts. Er hatte sich laut Anwesenden in jener Nacht mit dem Hotelmanager gestritten, weil dieser Stammgäste vor ihm einchecken liess. Mutmasslich war der Sänger sauer, weil er nicht wie ein Promi behandelt wurde.
Auch ist nicht bekannt, wieso er so lange mit seinem Geständnis wartete. Erst vor wenigen Tagen zeigte die Video-Analyse eines Digital-Forensikers, dass bei Ofarim in der Tatnacht keine Davidsternkette zu sehen war. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlung ein.
Wie die «Welt» berichtet, glaubten Ofarims Anwälte auch schon länger nicht mehr an einen Sieg vor Gericht. Sie sollen ihren Klienten tagelang bearbeitet und ihn zu einem Geständnis gedrängt haben.
Offenbar gab Gil Ofarim dann nach und gestand seine Lüge. Der Prozess wurde nun eingestellt.
Oliver Pocher: «An Dreistigkeit nicht zu überbieten»
Das Geständnis des Sängers schlägt hohe Wellen. Die ersten Promi-Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten.
Comedian Oliver Pocher (45) reagierte in einem Instagram-Video auf die Wende im Fall Ofarim. «Wie schade, gerade heutzutage, wo Antisemitismus so ein Riesenproblem ist», sagt Pocher.
Aus der Sicht des Komikers sei Ofarims Aktion «an Dreistigkeit nicht zu überbieten» gewesen. Dass der Sänger nach der Veröffentlichung seines Instagram-Videos einen TV-Auftritt nach dem anderen absolviert hat, sei «eine PR-Tour sondergleichen» gewesen.
Pocher habe von Anfang an Zweifel gehabt. Direkt an Ofarim gerichtet sagt er: «Ich kenne dich, du findest dich schon ein bisschen geiler als die meisten anderen.»
Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland äusserte sich. Auf X heisst es in einem Statement: «Damit hat Gil Ofarim all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, grossen Schaden zugefügt. Neben der Öffentlichkeit hat er auch die jüdische Gemeinschaft belogen.»