Gold-Klo «America» gestohlen - an Churchills Geburtsort
Aufregung am Geburtsort von Winston Churchill: Dort wird ein extrem teures Kunstwerk gestohlen. Das Diebesgut ist ziemlich ungewöhnlich: ein Klo namens «America» aus Gold, das Besucher zumindest kurzzeitig nutzen durften.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Bande hat im britischen Blenheim-Palast ein mehr als fünf Millionen Euro teures Klosett aus Gold gestohlen.
Das prächtige Schloss in der Nähe von Oxford ist der Geburtsort des früheren Premierministers Winston Churchill (1874-1965).
Ein 66-jähriger Mann sei nach dem Diebstahl festgenommen worden, teilte die Polizei am Samstag mit. «Wir glauben, dass eine Gruppe von Tätern mindestens zwei Fahrzeuge benutzt hat», berichtete Kriminalinspektor Jess Milne.
Am Tatort in dem über 300 Jahre alten Schloss entstand «erheblicher Schaden und eine Überschwemmung», wie die Polizei mitteilte. Der Blenheim-Palast in der Grafschaft Oxfordshire zählt zu den berühmtesten Schlössern in England und zum Unesco-Weltkulturerbe. Eine Dauerausstellung ist Churchill gewidmet.
Der Diebstahl geschah am frühen Samstag, kurz nach einer Ausstellungseröffnung im Schloss über den italienischen Künstler Maurizio Cattelan (58). Dieser hatte auch das wertvolle Klo namens «America» erschaffen. Seine Installation war voll funktionstüchtig und durfte sogar von den Besuchern benutzt werden - allerdings jeder nur für maximal drei Minuten, um Warteschlangen zu vermeiden.
Den Besitzern des Palastes dürfte der Diebstahl möglicherweise peinlich sein. Denn im vergangenen Monat hatte ein Familienmitglied noch vor der Installation der Toilette in dem Schloss gewitzelt, dass das Klo wohl kaum zu stehlen sei: «Erstens ist es fest angeschlossen. Und zweitens würde ein potenzieller Dieb keine Ahnung haben, wer es zuletzt benutzt und was der Betreffende gegessen hat», sagte Edward Spencer-Churchill der Zeitung «The Times». Er plane daher nicht, die Installation bewachen zu lassen.
Laut Blenheim-Palast ist das Kunstwerk etwa sechs Millionen US-Dollar wert (circa 5,4 Millionen Euro). Zunächst hatten britische Medien von etwas über einer Million Euro geschrieben. Das Klosett war ab September 2016 schon im Guggenheim Museum in New York zu sehen. Dort war es in einen Toilettenraum eingebaut worden und durfte über viele Monate von den Besuchern benutzt werden. Davor bildeten sich stets lange Warteschlangen.
Die Installation «America» biete eine «Erfahrung von nie dagewesener Intimität mit einem Kunstwerk», so das Museum. «Cattelans Toilette verweist auf die Exzesse des Kunst-Markts, aber lässt auch an den amerikanischen Traum von unbegrenzten Möglichkeiten für alle denken.» Cattellan sprach in der «New York Times» anlässlich der Ausstellung in den USA von ernstzunehmender Kunst. «Es ist nicht meine Aufgabe, den Menschen zu sagen, was ein Werk bedeutet. Aber ich glaube, dass die Menschen eine Bedeutung in diesem Werk sehen werden.»
Das Klo wurde laut «Washington Post» auch US-Präsident Donald Trump als Leihgabe angeboten. Die für Gestaltung im Weissen Haus zuständige Kuratorin hatte demnach beim Guggenheim angefragt, ob das Gemälde «Landschaft im Schnee» des niederländischen Malers Vincent Van Gogh als Leihgabe verfügbar sei.
Das Museum habe dies abgelehnt und stattdessen in Absprache mit dem Künstler die Toilette angeboten. «Sie ist natürlich sehr wertvoll und etwas zerbrechlich, aber wir würden alle Anleitungen zur Installation und Pflege bieten», zitierte die Zeitung aus einem Schreiben des Museums an das Weisse Haus.