Gustav Vigeland - Menschsein in Granit gemeisselt

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Norwegen,

Die Skulpturen des norwegischen Bildhauers Gustav Vigeland zeigen Menschen in Situationen, die privater nicht sein könnten: aneinander klammernd, sich tröstend oder kämpfend. Am 11. April vor 150 Jahren kam der Künstler zur Welt.

Blick auf den Vigelandspark mit dem Monolithen, der sich 17 Meter in die Höhe streckt, an der Aussenseite ein Gewühl von Menschen in den Granit geschlagen. Foto: Sigrid Harms
Blick auf den Vigelandspark mit dem Monolithen, der sich 17 Meter in die Höhe streckt, an der Aussenseite ein Gewühl von Menschen in den Granit geschlagen. Foto: Sigrid Harms - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Auf der Brückenbrüstung steht ein wütendes Kind auf einem Bein.

Seine Fäuste sind geballt, die Augen zusammengekniffen, der Mund schreit förmlich den Trotz heraus.

Sinnataggen heisst diese nur 83 Zentimeter hohe Figur im Vigelandspark in Oslo. Sie ist eine der bekanntesten Skulpturen des norwegischen Bildhauers Gustav Vigeland. Am 11. April wäre er 150 Jahre alt geworden.

Wie sein Zeitgenosse Edvard Munch (1863-1944) war Vigeland ungemein produktiv. «Er hat 50 Jahre als Künstler gearbeitet», sagt der Direktor des Vigeland-Museums in Oslo, Jarle Strømodden. Mehr als 200 Skulpturen aus Bronze, Granit und Schmiedeeisen stehen allein im Park. Das angrenzende Museum verfügt über 1600 Skulpturen, 12.000 Zeichnungen und 400 Holzschnitte. Trotzdem ist der Bildhauer ausserhalb Norwegens kaum bekannt, denn die meisten Werke blieben im Land. «Wer meine Kunst sehen will, der muss hierherkommen», hat Vigeland der Kuratorin des Museums, Guri Skuggen, zufolge gesagt. Museumsdirektor Strømodden spricht von einem «grossen Ego».

Die Skulpturen im Vigelandspark säumen eine lange Brücke, einen Brunnen und einen 17 Meter hohen Monolithen. Sie zeigen fast ausnahmslos nackte Menschen, tanzend, weinend, lachend, einander haltend und tröstend oder miteinander balgend. Wie Schnappschüsse in einem Familienfotoalbum. Vigeland sei es immer darum gegangen, menschliche Beziehungen abzubilden, sagt Strømodden. Dass die Figuren nackt sind, sollte ihnen etwas Allgemeingültiges und Zeitloses geben.

Vigeland machte Studienreisen nach Paris, Berlin, Kopenhagen und Florenz. Er suchte Inspiration bei Rodin, Michelangelo und dem Dänen Bertel Thorvaldsen. Er ging nach Trondheim, um am Nidarosdom mitzuarbeiten. Das Geld war knapp und so fertigte er Büsten von Osloer Persönlichkeiten. «Vigeland hatte das Talent, wichtige Menschen an sich zu binden», sagt Strømodden. Das habe ihm geholfen, seine Visionen umzusetzen.

Denn in seinem Inneren schlummerte eine grössere Idee: eine Fontäne für den Eidsvollplatz vor dem Parlament in Oslo, bestehend aus einer schweren Schale, die von sechs Giganten getragen und von Skulpturen umringt wird, in denen Menschen und Bäume miteinander verwoben sind. Es sollte 40 Jahre dauern, bis der Brunnen endgültig fertig wurde. Auf dem Weg dorthin kamen Vigeland immer mehr Einfälle: Wie ein Monolith, der sich 17 Meter in die Höhe streckt, an seiner Aussenseite ein Gewühl von Menschen in Granit geschlagen.

Für all das war in der Osloer Innenstadt kein Platz und so wurde 1924 beschlossen, dass Vigelands Werke in Frogner westlich vom Zentrum errichtet werden sollten. Wenige Jahre zuvor hatte der Bildhauer einen Vertrag mit der Stadt Oslo unterschrieben: Alle seine Werke sollten der Stadt gehören, wenn er im Gegenzug ein Atelier bekäme. Das Atelier wurde im Laufe der Jahre erweitert und beherbergt heute das Vigeland-Museum.

Die Fertigstellung seines Parks hat Vigeland, der 1943 starb, nicht mehr erlebt. Nachdem er den Monolithen mit seinen 121 Figuren in Lehm modelliert hatte, dauerte es noch 13 Jahre, ihn fertigzustellen. Vigelands Skulpturen zeigen die Wärme und Geborgenheit, die Menschen einander geben können - etwas, was Vigeland schwer fiel. Er behandelte seine Frauen nicht besonders gut und hatte keinen Kontakt zu seinen Kindern. «Vigeland war schwierig und hatte viele Feindschaften», sagt Strømodden.

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