Jennifer Lopez gibt Konzert in Ägypten

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Ägypten,

In Europa haben US-Musiker meist leichtes Spiel. Der arabische Raum ist für viele dagegen ein unbeschriebenes Blatt: Mal fehlt es an Infrastruktur, mal an zahlungskräftigen Fans. Und allzu freizügiger Pop kann in konservativen Ländern schnell für Ärger sorgen.

US-Sängerin Jennifer Lopez tritt erstmals in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf. Foto: Ali Haider
US-Sängerin Jennifer Lopez tritt erstmals in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf. Foto: Ali Haider - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Dass eine Konzerttour durch den Nahen Osten schnell auch politische Dimensionen annehmen kann, erfuhr Jennifer Lopez nach ihrer Ankunft in Israel aus erster Hand.

«Das Mutterland», hatte sie bei Instagram geschrieben, «Ich bin verliebt!!» Aus dem Nachbarland Ägypten, das sich mit Israel blutige Kriege über Jahrzehnte geliefert hat, kamen verärgerte Reaktionen. Eine Nutzerin schrieb: «Wenn es Dir dort so gut gefällt, dann bleib zum Teufel nochmal da.»

Die Tour zu ihrem 50. Geburtstag, den Lopez am 24. Juli feierte, wird die New Yorker Sängerin und Schauspielerin sich von solchen Sprüchen nicht verderben lassen. Am Freitag (9. August) tritt sie zum ersten Mal in ihrer Karriere in Ägypten auf. Unter dem Motto «It's My Party» zeigt ein Flyer sie auf einer überdimensionalen Geburtstagstorte, Tickets zum Spektakel in einem schicken Beach Club an der ägyptischen Nordküste gibt es ab umgerechnet 100 Euro. Ihr Israel-Debüt hatte Lopez vor einigen Tagen in Tel Aviv vor rund 57 000 Fans gegeben.

Bekannte Popmusiker wagen sich zunehmend in den arabischen Raum, aber zum üblichen Stopp auf einer Tournee gehören die Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens bis heute nicht. In einigen sind Auftritte wegen Sicherheitsbedenken schlicht ausgeschlossen. In anderen besteht die Gefahr, dass ein politischer Konflikt (Israel) oder die dramatische Lage der Menschenrechte (Saudi-Arabien, Ägypten) zu Boykott-Aufrufen führen könnten. Teils fehlt es an Veranstaltungsorten, zudem muss sich eine teuer produzierte Show auch durch Ticketverkäufe rechnen.

Laut Daten der Website Setlist FM, die Musiker-Auftritte verfolgt, machen Künstler oft einen Bogen um die Region. Sängerin Beyoncé, die in den USA mehr als 240 und in Deutschland über 20 Mal auf der Bühne stand, gab ihre einzigen Konzerte in der Region 2009, davon eines in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Janet Jackson kam bei rund 520 USA-Shows, knapp 30 in Deutschland und etwa 40 in Grossbritannien auf zwei VAE-Konzerte und eines in Saudi-Arabien. Bei Justin Bieber, Ed Sheeran, Drake und Kanye West zeigt sich ein ähnlicher Trend. Im Jahresbericht des Verbands IFPI zur Musikbranche weltweit tauchte der Nahe Osten 2018 überhaupt nicht auf.

Popmusik dreht sich um Liebe und Herzschmerz, mitunter aber auch um Sex und ausgelassene Feiern. Stars müssen sich deshalb auch fragen, ob sie sich in einem religiös-konservativ geprägten Land mit einer freizügigen Show womöglich mehr Feinde machen als dass sie Fans gewinnen. Islamistische Kritiker warnten vor Beyoncés Auftritt in Ägypten 2009 etwa vor einer «anmassenden Sex-Party» und einem «Nackt-Konzert», das menschliche «Laster und Ausschweifungen» fördere. Tausende versuchten, die Show mit einer Online-Petition zu stoppen. Beyoncé trat auf - wiedergekommen ist sie seitdem nicht.

Noch grösserer war die Verwunderung, als Nicki Minaj im Programm für ein Kulturfestival in Saudi-Arabien auftauchte. Kaum eine Rapperin ist für schmutzigere Texte, anzüglichere Videos und knappere Outfits bekannt als die 36-Jährige aus Trinidad und Tobago. Zum Eklat kam es nicht, weil Minaj den Auftritt in Dschidda wegen Bedenken über Menschenrechtsverletzungen kurzfristig absagte. In letzter Minute wurden Janet Jackson und 50 Cent als Ersatz angekündigt, woraufhin die Human Rights Foundation ihnen vorwarf, für einen «siebenstelligen Scheck» ihre Moral über Bord zu werfen.

In dem erzkonservativen Königreich seien bei diesen Shows Welten aufeinander geprallt, sagt Mohammed Hammad der Deutschen Presse-Agentur. Er arbeitet in Dschidda als Filmregisseur und war beim arabischen Ableger des Musiksenders MTV angestellt. «Einige Leute dachten, Konzerte sind das Ende der Zivilgesellschaft und wir werden alle zur Hölle fahren.» Religiöse Gelehrte würden ein «Ende der Moral» befürchten. Die Konzerte beim Kulturfestival seien aber gut besucht und die Stimmung blendend gewesen, sagt Hammad. «Für viele war es der erste Konzert ihres Lebens.»

Sängerinnen aus den USA und Europa hätten im Nahen Osten ausserdem einen Bonus, sagt der aus Kuwait stammende Musiker Plus Aziz, der die Indie-Rockband Kuwaisiana anführt. «Wenn J-Lo, Janet Jackson oder die K-Pop-Typen etwas sexuell Anzügliches machen, ist das okay, weil sie nicht von hier stammen», sagt Plus Aziz. «Sie können mit dem Arsch wackeln und machen, was sie wollen.»

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