Joko, Klaas und «Menschen, die eine Message haben»
Statt der US-Serie «Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte» bekommen am Mittwoch um 20.15 Uhr bei ProSieben plötzlich die Themen Obdachlosigkeit, Flüchtlingshilfe und Rassismus Gehör. Wie kam es dazu?
Das Wichtigste in Kürze
- Die neue Spielshow «Joko & Klaas gegen ProSieben», bei der die beiden Entertainer gegen Mitarbeiter ihres Arbeitgebers antreten, hält als Preis 15 TV-Minuten zur freien Verfügung bereit.
Da Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf am Dienstag gewannen, bekamen sie am Mittwochabend gleich diese Minuten zur besten Sendezeit ab 20.15 Uhr zugesprochen. Die Serie «Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte» begann erst um 20.30 Uhr - statt um 20.15 Uhr.
Joko (40) und Klaas (35) nutzten ihre gewonnenen Fernsehminuten, um die Themen Seenotrettung, Rechtsextremismus und Obdachlosigkeit zur Primetime bei ProSieben unterzubringen. Der Sender entschied sich danach entgegen seiner Ankündigung, die Sendung sei nur live und einmalig zu sehen, die Viertelstunde auch im Nachhinein abrufbar zu machen.
«Nach der heutigen Live-Sendung hat ProSieben entschieden, "Joko & Klaas live" auch über die Social-Kanäle und auf ProSieben.de nachträglich zum Abruf bereitzustellen - trotz Niederlage», teilte der Sender am Abend mit.
Joko und Klaas läuteten ihre 15 Minuten mit den Sätzen ein, dass sie zwar Blödsinn machen könnten, aber dass es doch ein paar Leute gebe, die mehr zu sagen hätten als sie beide - «Menschen, die eine Message haben», «Themen, die mehr Aufmerksamkeit verdient haben». Im Anschluss kamen dann im dunklen Studio mit nur einem Stuhl nacheinander drei Menschen zu Wort.
Die Seawatch-Kapitänin Pia Klemp sprach etwa fünf Minuten über Seenotrettung im Mittelmeer, das «die tödlichste Grenze der Welt» sei. Sie thematisierte die «Migrationsabwehr des Friedensnobelpreisträgers EU» und redete über ein von ihr gefahrenes Schiff, mit dem 14.000 Flüchtlinge aus Seenot gerettet worden seien, das aber nun beschlagnahmt worden sei.
Dieter Puhl, der zehn Jahre lang die evangelische Bahnhofsmission am Bahnhof Zoo in Berlin leitete, sprach über Obdachlosigkeit in Deutschland und die Vorurteile vieler Menschen gegenüber Wohnungslosen. Er rief die Zuschauer dazu auf, mit Obdachlosen ins Gespräch zu kommen, wann immer es möglich sei.
Die Autorin Birgit Lohmeyer, die aus Hamburg stammt, jedoch aufs Land zog und nun im mecklenburgischen Jamel lebt, sprach über ihr Leben mit Neonazis als Nachbarn - wie sie bedroht werde und wie ihre Scheune in Brand gesteckt worden sei.
Die Reaktionen auf die Sendung waren vielfach begeistert, viele zeigten sich «gerührt». «Vermutlich die besten 15 Minuten, die deutsches TV je geboten hat», lautete etwa eine Reaktion. Einige warfen Joko und Klaas aber auch «Linkspopulismus» vor.