Joko und Klaas zeigen im TV Pflege-Notstand auf
Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben möglicherweise ein Stück TV-Geschichte geschrieben. Die Moderatoren machten auf den Pflege-Notstand aufmerksam.
Das Wichtigste in Kürze
- Joko und Klaas ergatterten sich bei ProSieben erneut Sendezeit.
- Die Moderatoren nutzten dies, um auf den Pflegenotstand hinzuweisen.
- Über mehrere Stunden wurde der Alltag einer Pflegekraft in Echtzeit übertragen.
Joko und Klaas haben wieder Sendezeit erspielt und sie diesmal genutzt, um stundenlang auf den Pflegenotstand hinzuweisen. Auch von Konkurrent RTL und Vizekanzler Scholz gibt es Lob für ProSieben. Arte sieht «ein Stück deutsche TV-Geschichte».
Unter dem Motto «Nicht selbstverständlich» hat der Privatsender ProSieben bis in den frühen Donnerstagmorgen sein Programm freigeräumt. Werbefrei wurde der Alltag einer Pflegekraft in Deutschland gezeigt.
Pflegekraft zeigt Situation
Zahlreiche Frauen und Männer aus Krankenhäusern und Altenheimen kamen ausserdem zu Wort, um auf die Probleme in der Pflege hinzuweisen. Begleitet wurde in Echtzeit per kleiner Kamera eine ganze Schicht der gewissenhaften und stets freundlichen Gesundheits- und Krankenpflegerin Meike Ista. Sie arbeitet im Knochenmark- und Transplantationszentrum der Uniklinik Münster.
Die Entertainer Joko Winterscheidt (42) und Klaas Heufer-Umlauf (37) hatten mal wieder Sendezeit zur freien Verfügung erspielt. Sie nutzten sie diesmal, um auf den Pflegenotstand hinzuweisen.
Joko und Klaas ernten Lob auf Twitter
Tausende twitterten am Abend und nachts zum Thema Pflege.
Selbst Konkurrenzsender RTL lobte Joko und Klaas: «Starke Aktion, ProSieben! Ein beeindruckendes Zeichen für die Pflege!»
RTLzwei twitterte: «Standing Ovations, ProSieben. Heute seid Ihr definitiv der Reality Sender Nr. 1. Ganz grosse Klasse und ganz grossen Dank!»
Beim Twitter-Account von Arte hiess es: «Was da gerade bei ProSieben passiert, dürfte ein Stück deutsche TV-Geschichte sein.»
Auch der Medienjournalist Stefan Niggemeier war begeistert. Es sei nicht nur eine wichtige Aktion von Joko und Klaas, sondern auch «richtig gutes Fernsehen».
Olaf Scholz bedankt sich bei Joko und Klaas
ProSieben twitterte: «Bitte helft, dass aus diesem Abend eine grosse Respektkundgebung wird, die etwas ändert.» Und Senderchef Daniel Rosemann schrieb: «Wir sind heute Ort für eine Demo. Für eine Demo, für die die Teilnehmer vor lauter Überstunden keine Zeit haben.»
Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz äusserte sich ebenfalls: «Danke Joko und Klaas für diese Sendung! Und - man kann es nicht oft genug sagen - Danke an alle Pflegerinnen und Pfleger! Ohne sie geht nichts. Antwort auf diese Erkenntnis ist nicht, Beifall zu klatschen. Respekt heisst: gute Löhne und Arbeitsbedingungen.»
Unter dem Tweet des Vizekanzlers sammelte sich einige Kritik.
Der in der Sendung vorkommende Krankenpfleger und Sozialdemokrat Alexander Jorde twitterte: «Ich will keine Worte mehr, ich will Taten. Die SPD ist Teil der Bundesregierung. Du bist Vizekanzler, Olaf Scholz. Worauf warten wir? Wann, wenn nicht jetzt? Hört auf zu reden. Handelt! Wir haben keine Zeit mehr.»
Pflegekraft: «Völlig unmenschlich»
Um 20.15 Uhr hatte die «Joko & Klaas Live»-Sonderausgabe begonnen. Mit etwa sieben Stunden dauerte sie viel länger als die üblichen 15 Minuten.
Zu Beginn der Sendung wurden Stimmen und Köpfe von Pflegekräften eingespielt. Darunter Alexander Jorde aus Hildesheim oder Franziska Böhler aus Frankfurt/Main, die auf die Not ihrer Branche hinwiesen.
Seit Jahrzehnten versäumten es Politik und Gesellschaft, faire Bezahlung und gut machbare Arbeitsmengen zu organisieren.
Der Bielefelder Intensivpfleger Ralf Berning wies auf die andauernde Überbelastung hin. Er kenne Leute, die 23 Tage am Stück arbeiteten, das sei «völlig unmenschlich». Er selbst sei lange Soldat gewesen. Er ginge lieber wieder nach Afghanistan, als noch einmal so etwas Schlimmes zu erleben wie während der zweiten Corona-Welle.
«Joko und Klaas gegen ProSieben»
Winterscheidt und Heufer-Umlauf behandeln in ihrer Sendung «Joko & Klaas Live» immer wieder gesellschaftlich relevante Themen. Die Sendezeit hatten sich die Moderatoren in der am Dienstag ausgestrahlten Show «Joko und Klaas gegen ProSieben» erspiel. In mehreren Wettkämpfen treten sie in der Show gegen ihren Arbeitgeber an.
Erstmals hatten die Entertainer diesmal ProSieben gebeten, nach ihrem Sieg mehr Sendezeit als die sonst übliche Viertelstunde zugestanden zu bekommen. Wie lange es werden würde, blieb anfangs für TV-Zuschauer unklar.
«Sowas stellt nämlich in so'nem Sender ein bisschen was auf den Kopf und widerspricht genau genommen jeder Regel des Fernsehens.» So leitete Klaas die Sondersendung ein. Joko ergänzte: «Ein Thema, das uns alle betrifft, mitten aus dem Leben, und dennoch zu oft ganz am Rand der allgemeinen Wahrnehmung.»
Viele Themen im Leben würden erst dann einen Stellenwert bekommen, wenn man darin hineinversetzen könne.