Kampfkünstler, Philosoph, Popikone: Bruce Lee wäre jetzt 80
Das Wichtigste in Kürze
- Seine Filme kamen mit reisserischen Titeln in die deutschen Kinos.
«Todesgrüsse aus Shanghai», «Die Todesfaust des Cheng Li» und «Der Mann mit der Todeskralle» machten Bruce Lee zum Superstar des Martial-Arts-Films.
Nach seinem frühen Tod wurde er zur Legende. Bruce Lee war weniger ein Schauspieler als ein grandioser Kampfkünstler, der eine brutale Schlägerei wie eine Ballettaufführung wirken liess. Am 27. November wäre er 80 Jahre alt geworden.
Er schlich und tänzelte um seine Gegner herum, um dann blitzschnell anzugreifen wie eine Kobra. Wenn er plötzlich zuschlug, stiess Bruce Lee diesen markerschütternden Kampfschrei aus, ein «Waaaaah», «Aaaah» oder «Huuuuuuh», das wie eine Warnung an den Gegner klang.
Abseits der Leinwand entwickelte er seinen eigenen Kampfstil Jeet Kune Do. Übersetzt bedeutet das «Der Weg der abfangenden Faust» und dient vor allem der Selbstverteidigung. «Schlag, wenn du schlagen musst. Tritt, wenn du treten musst», soll Lee gesagt haben.
Seine Weisheiten sind legendär. «Sei Wasser, mein Freund», lautet eines seiner bekanntesten Zitate. «Wasser kann fliessen, oder es kann zerstören.» Und es passt sich seiner Umgebung an.
Doch so sehr sich Bruce Lee anpasste - er hatte immer mit rassistischen Vorurteilen zu kämpfen. Als er in einer Talkshow gefragt wurde, ob er sich «noch als Chinesen» oder «manchmal als Nord-Amerikaner» sehe, antwortete er: «Wissen Sie, wie ich mich gern sehen möchte? Als menschliches Wesen.»
Als Lee Jun-fan wurde er am 27. November 1940 in San Francisco geboren. Es war das Jahr des Drachen. Sein Vater, ein chinesischer Opernstar, war gerade in den USA auf Tournee. Drei Monate nach Lees Geburt kehrte die Familie nach Hongkong zurück. Dort spielte er als Kinderstar in rund 20 Filmen mit. Als Teenager lernte Lee die Kung-Fu-Variante Wing Chun und nahm an Wettkämpfen teil. Er war zudem ein begabter Tänzer und wurde sogar lokaler Cha-Cha-Cha-Meister.
Als er 18 war, schickten ihn seine Eltern in die USA. Dort schloss Lee die Schule ab, studierte Schauspiel, Philosophie und Psychologie. Er trainierte und lehrte Kampfkunst, und er heiratete seine Schülerin Linda. Mit seiner Frau eröffnete er mehrere Kampfsportschulen und knüpfte Kontakte ins Showgeschäft. Hollywood-Grössen wie Steve McQueen und James Coburn waren seine Schüler und schliesslich gute Freunde.
Als Choreograph arbeitete Lee beim Film, für ihn selbst gab es aber nur stereotype Nebenrollen. Ein Asiate als Hauptdarsteller? Für viele Studio- und TV-Bosse damals unvorstellbar. In «The Green Hornet» spielte Lee den Assistenten Kato. In den USA wurde die Serie schnell eingestellt, in Hongkong aber war sie ein Strassenfeger - wegen Lee.
Obwohl er seine Zukunft in den USA sah, akzeptierte Bruce Lee ein Angebot von Golden Harvest, der Hongkonger Produktionsfirma, mit der später auch Jackie Chan berühmt wurde. «Die Todesfaust des Cheng Li» (auch bekannt als «The Big Boss») und «Todesgrüsse aus Shanghai» waren Anfang der 70er Jahre Kassenknüller in Asien. Lee wurde zum Star.
Für seinen dritten Film sicherte er sich die kreative Kontrolle als Regisseur, Autor, Choreograph und Hauptdarsteller. «The Way Of The Dragon» (1972), der in Deutschland erst 1975 als «Die Todeskralle schlägt wieder zu» ins Kino kam, wurde ein Welterfolg. Lees Kampf auf Leben und Tod in den Gängen des Kolosseums gegen seinen Kumpel, den damals eher unbekannten Karateweltmeister Chuck Norris, ist legendär.
Seinen grössten Kinoerfolg erlebte Bruce Lee nicht mehr. Am 20. Juli 1973 starb er mit 32 Jahren an einem Hirnödem, kurz vor der Premiere von «Der Mann mit der Todeskralle». Der erste Hollywood-Film mit einem asiatischen Hauptdarsteller war künstlerisch und kommerziell ein Triumph. Lee hatte dafür die Arbeit an dem Hongkong-Film «Game Of Death» unterbrochen, der nach seinem Tod fertigstellt wurde.
Heute ist Lee eine Ikone der Popkultur. Er inspirierte unzählige Nachahmer. Anlässlich seines 65. Geburtstags wurde 2005 in Hongkong eine Bruce-Lee-Statue enthüllt. Fast 50 Jahre nach seinem Tod begeistern seine Filme Generationen von Fans. Die Originaltitel klingen übrigens nicht so reisserisch. «Todesgrüsse aus Shanghai» heisst in Hongkong «Faust der Wut». Und «Die Todeskralle schlägt wieder zu» lief in Bruce Lees Heimat als «Der wilde Drache überquert den Fluss».