Kein Ruhestand für Leslie Mandoki: «Ich fühle mich wie 30»
Leslie Mandoki hat in seinem Leben noch viel vor, an den Ruhestand ist nicht zu denken. «Ich fühle mich wie 30», sagt der Musiker im Interview.
Das Wichtigste in Kürze
- Nächstes Jahr feiert der ungarisch-deutsche Musiker seinen 70. Geburtstag.
- In einem Interview mit «spot on news» verrät er: An Ruhestan sei nicht zu denken.
- Der Musiker wirbt für eine offene Gesellschaft und kritisiert die Cancel-Culture.
Leslie Mandoki (69) brennt und lebt für die Musik. Der umtriebige Künstler feiert mit seinen Mandoki Soulmates das 30. Jubiläum, an den Ruhestand ist nicht zu denken. Nur für eine Sache lässt er alles stehen und liegen: Für seine Kinder muss immer Zeit sein, wie er im Interview mit der Nachrichtenagentur «spot on news» erzählt.
«Das wissen auch alle. Wenn eins meiner Kinder mich anruft, dann muss ich unterbrechen.» Sohn Gabor und die Töchter Julia und Lara haben die grosse, weite Welt hinter den Bühnen und in Tonstudios kennengelernt. Sie haben ihren Vater auf vielen Reisen begleitet.
Was seine drei Kinder schon seit frühester Kindheit gelernt haben: Ihr Vater setzt sich für eine gelebte und gesellschaftskritische Diskussionskultur ein. «Ich habe meine Kinder zu dieser Rebellion erzogen und auch zum Widerspruch», erzählt er.
Im Gespräch kritisiert er unter anderem die Cancel Culture, die aktuell um sich greift. «Ich würde mir wünschen, dass wir wieder eine neue Dimension der Diskussionskultur entdecken», sagt er.
«Cancel Culture ist nicht gut. Wir müssen sicher sein, dass unsere Argumente besser sind. Wir haben eine gemeinsame Verantwortung.»
Leslie Mandoki: «Die Welt ist verrückt geworden»
Im Hinblick auf seine Kinder ist ihm die Generationengerechtigkeit besonders wichtig. «Da gehört es dazu, auch mal einen harten Diskurs in Kauf zu nehmen», betont Mandoki.
«Meine Generation hat alle Gründe, sich zu schämen vor der jüngeren Generation. Wir hatten diesen wunderbaren Mauerfall und den Fall des Eisernen Vorhangs.
Jetzt stehen wir vor einer Klimakatastrophe und haben eine Finanz- und Energiekrise und Krieg in Europa. Wir haben so gut wie nichts richtig gemacht. Die Welt ist verrückt geworden.»
«Wenn ich sehe, dass die ältere der jüngeren Generation diese ganzen Pakete auf den Tisch lädt, sage ich: Das könnt ihr nicht machen», kritisiert er. Von der Generationengerechtigkeit handelt das aktuelle Album der Mandoki Soulmates, «Utopia for Realists», das er seinen Kindern gewidmet hat.
Wie von der Gruppe gewohnt, finden sich darauf gesellschaftskritische und politische Songs. «Ich definiere meine Arbeit dadurch, den Finger in die Wunde zu legen und ein Sprachrohr zu sein», erklärt Mandoki. Dabei spielt das Publikum eine wichtige Rolle: «Ich bin nur so laut, wie es mir das Publikum erlaubt.» Der Musiker sieht eine grosse Verantwortung in der Musik, weil diese «unmittelbar berührt».
Mandoki sieht in seinem «privilegierten» Leben eine Verantwortung
Mandoki wirbt für eine offene und bunte Gesellschaft, in der alle Menschen gleichberechtigt leben. Jeden Einzelnen sieht er dabei in der Pflicht, auch sich selbst, etwa im Kampf gegen Antisemitismus und Homophobie.
«Ich bin ein heterosexueller weisser Mann, der christlich erzogen ist. Es ist meine Aufgabe, dass Antisemitismus nie wieder aufkommt. Wenn ein jüdischer Freund von mir sich selbst verteidigen muss, dann ist das schon falsch. Ich muss dafür garantieren, dass für ihn kein Polizeischutz nötig ist», sagt Mandoki.
«Ich als Heterosexueller muss dafür garantieren, dass es keine Homophobie gibt. Wenn queere Menschen sich selbst schützen müssen, ist das falsch.»
Als erfolgreicher Künstler sagt Leslie Mandoki von sich selbst, dass er «privilegiert» lebe. Das ist jedoch kein Grund für ihn, sich darauf auszuruhen. Er sieht sich dadurch vielmehr in der Verantwortung, «dorthin zu gucken, wo es brennt».
So setzte er sich in der Corona-Pandemie unter anderem dafür ein, den Blick auf die Krankenhäuser zu lenken. Er wollte den dortigen Pflegern und Krankenschwestern «Danke» sagen. Auch an die ukrainische Grenze reiste er, um dort auf das Leid infolge des Krieges aufmerksam zu machen.
«Die 70 zu feiern ist seltsam – ich fühle mich wie 30»
Bei Mandokis vollem Terminkalender verliert man fast aus den Augen, dass der Musiker nächstes Jahr schon 70 Jahre alt wird. «Die 70 zu feiern ist seltsam – ich fühle mich wie 30», sagt er.
Pläne gibt es aber schon: «Einige der Soulmates haben sich schon gemeldet und wollen mit mir feiern. Der Geburtstag fällt auf einen Samstag, also werden wir sicher in München eine Party steigen lassen.»
In der Familie Mandoki gibt es ein besonderes Geburtstagsritual aus der Zeit, als die Kinder des Musikers noch klein waren. «Am Geburtstag eines meiner Kinder legen wir immer auch den anderen ein Geschenk auf den Stuhl.»
«Ich habe früher ausserdem immer Geburtstagsreden gehalten. 'Was ist auf dem Stuhl?' ist mittlerweile ein geflügeltes Wort bei uns geworden», erzählt Mandoki.
Auf die Frage, ob er sich schon Gedanken über den Ruhestand gemacht hat, antwortet er lachend: «Ich weiss nicht, was Sie meinen. Ich habe ja die nächsten 30 Jahre schon durchgeplant.»
Mit den Mandoki Soulmates plane er ein neues Album und eine Tournee. «Dann will ich weiter Filme vertonen, das mache ich unglaublich gerne. Ausserdem wollte ich irgendwann mal eine Ausstellung mit meinen Malereien machen.»
«Ich wollte ja schon mit zwölf Jahren Maler werden. Und einen Gedichtband wollte ich auch veröffentlichen», sprudelt es aus Mandoki heraus. Mit 70 Jahren ist eben noch lange nicht Schluss.