Lindenberg-Zensur: Streit um «Oberindianer» eskaliert
Das Humboldt Forum in Berlin plant, Lindenbergs Hit ohne das Wort «Oberindianer» aufzuführen. Dies berichtet «Bild». Acht Berliner Chöre sollen stattdessen «Ober-I» singen.
Die Entscheidung löst eine Welle der Empörung aus. Politiker und Historiker kritisieren den Schritt als übertrieben und geschichtsvergessen.
Politische Reaktionen
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki äussert sich scharf. Laut «Bild» bezeichnet er die Änderung als «kulturlos». Er fordert Kulturstaatsministerin Claudia Roth zum Handeln auf.
Die Berliner CDU-Generalsekretärin Ottilie Klein nennt den Vorgang «grotesk». Sie erinnert daran, dass das Lied einst das SED-Regime kritisierte.
DDR-Historiker Hubertus Knabe geht noch weiter. Er warnt vor einer «linksradikalen» Entwicklung des Humboldt Forums.
## Künstlerische Freiheit in Gefahr?
Die Debatte wirft Fragen zur Kunstfreiheit auf. Experten sehen einen bedenklichen Trend zur Selbstzensur.
Das Humboldt Forum erhält jährlich Millionen an staatlichen Geldern. Kritiker fordern eine Überprüfung dieser Förderung.
Die Verantwortlichen des Forums haben sich bisher nicht öffentlich geäussert. Eine Stellungnahme steht noch aus.
Historischer Kontext
Lindenberg schrieb den Song 1983 als Kritik an der DDR-Führung. Der Begriff «Oberindianer» bezog sich auf Erich Honecker.
Das Lied wurde damals in der DDR verboten. Heute gilt es als wichtiges Zeitdokument der deutsch-deutschen Geschichte.
Befürworter der Änderung argumentieren, der Begriff sei diskriminierend. Gegner sehen darin eine Verfälschung des historischen Kontexts.
Debatte um politische Korrektheit
Die Kontroverse reiht sich in eine breitere Diskussion um politische Korrektheit ein. Ähnliche Fälle häufen sich in letzter Zeit.
«T-online» berichtet von Stimmen, die zur Mässigung aufrufen. Sie betonen, dass niemand das Singen des Originaltexts verbiete.
Die Entscheidung des Humboldt Forums sei lediglich für die eigene Veranstaltung getroffen worden. Eine generelle Zensur liege nicht vor.