Magical Mystery oder Die Rückkehr des Karl Schmidt

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Deutschland,

«Herr Lehmann» war ein gefeiertes Porträt über West-Berlin kurz vor dem Mauerfall. Die Nebenfigur Charly wird in einer Arte-Komödie nach Sven Regener nun selbst zum Helden und irrt durch den Techno-Kosmos

Seit seinem Nervenzusammenbruch nach einem Partyrausch vor fünf Jahren lebt Charly (Charly Hübner) in einer Entzugs-WG in Hamburg. Foto: Gordon Timpen/DCM/SMPSP/WDR
Seit seinem Nervenzusammenbruch nach einem Partyrausch vor fünf Jahren lebt Charly (Charly Hübner) in einer Entzugs-WG in Hamburg. Foto: Gordon Timpen/DCM/SMPSP/WDR - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • In den 90ern war Techno das grosse Ding.

In riesigen Hallen wurde gefeiert, nächtelange Raves. Und wenn es nicht mehr weiterging, gab es diese bunten Aufputsch-Pillen. Im Film «Magical Mystery» geht es zurück in diese Zeit.

Fünf Jahre sind vergangen, seit eine Gruppe Freunde ihre wildesten Partys erlebte. Nun wollen sie an damals anknüpfen und gemeinsam auf eine Techno-Tour durch Deutschland gehen. Lauter Technofreaks und ein labiler Ex-Künstler: «Magical Mystery oder Die Rückkehr des Karl Schmidt» nach einem Roman von Sven Regener ist ein verrückter Roadtrip, eine musikalische Zeitreise etwa mit Westbam oder Whirlpool Productions. Die Komödie ist an diesem Mittwoch um 20.15 Uhr auf Arte zu sehen.

Raimund (Marc Hosemann) und Ferdi (Detlev Buck) gehörten zu den ersten Techno-Jüngern der 1980er Jahre. Seitdem sind viele Jahre vergangen. Es ist das Jahr 1995 und die beiden sind selbst zu Stars der Szene geworden mit ihrem Plattenlabel Bumm Bumm Records aus Berlin. Um ihr Geschäft zu promoten, wollen sie auf Rave-Tour gehen, mit Freunden von früher, aber auch mit Jüngeren. Anja und Dubi, Holger und Basti, Sigi, Schöpfi und Rosa.

Doch wer soll den Tourbus fahren, wenn alle exzessiv feiern? Die Wahl fällt auf Karl, genannt Charly. Wegen Drogen und einem Nervenzusammenbruch beim Fall der Berliner Mauer kam der Künstler vor fünf Jahren in die Psychiatrie. Nun ist er geläutert, lebt in einer betreuten Wohngemeinschaft und versorgt Zootiere. Karl will erst nicht mit, doch das Angebot ist doch zu verlockend und so trickst er seinen Betreuer (Bjarne Mädel) aus und haut von zu Hause ab.

Feldhusen nimmt die Zuschauer mit auf eine Zeitreise, die grossen Spass macht. Riesige Hallen mit Tausenden feiernden Menschen im wabernden Kunstnebel. Dazu harte Technobeats und der Wunsch nach Liebe, Frieden und Gemeinschaft. Gleichzeitig macht der Film unerbittlich klar: Alte Zeiten sind irgendwann vorbei und lassen sich nicht wiederholen. Auch wenn das Ambiente stimmt, ist doch alles anders. Nicht zuletzt, weil der Körper Grenzen setzt und nicht mehr so viel wegsteckt.

So mancher träumt sogar vom spiessigen Familienglück mit Kind. Auch Rosa (Annika Meier) hat ihre Pläne und sinniert mit Karl in langen Gesprächen über das Leben. Zu seiner freudigen Überraschung ist sie nicht so oberflächlich, wie gedacht.

Hübner spielt den labilen Karl mit wunderbarer Lakonie und Duldsamkeit. «Du musst uns nur fahren und ein bisschen auf uns aufpassen», haben ihm Raimund und Ferdi versprochen. Für die beiden hat die Tour eine tiefere Bedeutung. «Wir brauchen was für die Seele. Geld ist nicht alles.» Deshalb planen sie ihre «Magical Mystery»-Tour nach einem berühmten Vorbild: «Wie bei den Beatles, nur auf Rave».

So gehen sie allesamt auf Sinnsuche, auf ihre Art. Sie stehen am DJ-Pult und legen auf, feiern, trinken, flirten, nehmen Drogen. Karl putzt unterdessen den Tourbus, pflegt zwei Meerschweinchen und sorgt dafür, dass alle irgendwie ins Hotel zurückfinden. Eine harte Aufgabe und doch der Weg zur Erkenntnis, dass es im Leben immer weitergeht, auch wenn die alten Zeiten längst vorbei sind.

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