Mike Scotts Waterboys: «Wie ein Kind im Spielzeugladen»
Knorriger Schotte mit grossem Herzen: Mike Scott beendet mit seiner Band The Waterboys im Lockdown ein Album-Triptychon. «Good Luck, Seeker» hat seine Schwächen, aber auch wieder ganz viel Seele.
Das Wichtigste in Kürze
- Fast 40 Jahre gibt es die Waterboys bereits.
Und ihr Frontmann Mike Scott, dieser knorrige Singer-Songwriter mit dem grossen Herzen, macht fleissig immer weiter auf den Spuren seiner unverwüstlichen Vorbilder Bob Dylan, Keith Richards und Van Morrison.
Jetzt hat der 61-jährige Gitarrist und Sänger, nur gut ein Jahr nach dem nicht so ganz überzeugenden «Where The Action Is», ein «Lockdown-Album» herausgebracht. Und selbst wenn auch «Good Luck, Seeker» (Cooking Vinyl/Sony) nicht an frühe Grosswerke wie «A Pagan Place» (1984), «This Is The Sea» (1985), «Fisherman's Blues» (1988) oder «Modern Blues» (2015) heranreicht: Das 14. Studioalbum von The Waterboys, das Scott vorrangig im Heimstudio in Dublin zusammenbastelte, ist wieder eine durchaus hörenswerte Platte.
Dass der Mann mit dem ewigen Hippie-Wuschelkopf erneut ein buntes Patchwork zwischen Bläser-Soul (gleich im Opener «The Soul Singer»), «Big Music»-Folkrock, Balladen und Spoken-Word-Passagen erstellt hat, ist ein Problem. Man würde sich wünschen, dass Scott etwas weniger seiner Vielseitigkeit frönte, um stattdessen mal wieder eine Songsammlung aus einem Guss zu präsentieren. Aber wie die genannten Idole spielt dieser Musiker längst in einer Eigenbrötler-Liga und folgt seinen Instinkten. Manchmal anstrengend, immer sympathisch.
«Früher schrieb ich einen Song, buchte ein Studio und stellte meine Band zusammen», sagt der Multiinstrumentalist und Produzent. «Heutzutage gehe ich in mein Studio, mache den Computer an und habe immer etwas am Brodeln.» Scott schickte also Tracks zwischen Bandmitgliedern hin und her, die in ihren eigenen Heimstudios Teile hinzufügten, die der Chef dann weiter bearbeiten konnte. «Ich bin wie ein Kind im Spielzeugladen, ich habe die ganze Zeit Spass.»
Angeblich hat sich Scott (dessen Soloalbum «Still Burning» von 1997 übrigens zu seinen allerbesten Arbeiten gehört) für «Good Luck, Seeker» von den Rolling Stones, Kate Bush und Kendrick Lamar inspirieren lassen. Wie auch immer: Vor allem ist dies wieder eine typische Scott/Waterboys-Platte - mit einigen erratischen Momenten und viel keltischer Seele. Nach «Out Of All This Blue» (2017) und «Where The Action Is» (2019) soll das aktuelle Werk der Schlusspunkt eines Triptychons sein - vor einem neuen Aufbruch. Auch auf die nächste Platte dieses tollen Musikers darf man sich wieder freuen.
Internet:
https://www.mikescottwaterboys.com/