Repräsentieren auf Distanz: Königsfamilien in Corona-Zeiten
Das Wichtigste in Kürze
- Galadinner, Empfänge, Charity, weite Reisen - der Hauptjob von Königen und Königinnen, Prinzen und Prinzessinnen ist es, andere Menschen zu treffen, sich zu zeigen und in Kontakt zu treten.
Doch all diese Dinge sind in der Corona-Krise schwierig bis nicht machbar.
Die europäischen Königsfamilien müssen sich umstellen und sind zeitgleich sehr gefragt: Schliesslich sind sie es, die ihrem Land auch Stabilität und Zuversicht vermitteln können. So heisst es für viele, erst einmal in den Palästen und Landsitzen zu bleiben und aus der Distanz zu repräsentieren. Und um manche gibt es sogar Sorge.
GROssBRITANNIEN: Im britischen Königshaus ist das Programm der Queen und ihres Thronfolgers Prinz Charles wegen der Pandemie zusammengestrichen worden. So sagte Königin Elizabeth II. eine im März geplante Reise in die Umgebung von Manchester und einen Besuch im Londoner Bezirk Camden ab.
Die Königin - im April 94 - beginnt ihre Osterferien eine Woche früher, wie der Palast weiter mitteilte. Am Donnerstag verliess sie den Buckingham-Palast in Richtung Schloss Windsor. Auch ihr Mann, der 98 Jahre alte Prinz Philip, traf am Donnerstag dort ein, wie eine Palastsprecherin bestätigte. Er wurde Berichten zufolge per Hubschrauber von dem ostenglischen Landsitz Sandringham eingeflogen.
Die beiden gelten aufgrund ihres hohen Alters als besonders von der Lungenkrankheit Covid-19 gefährdet, die durch das neuartige Coronavirus hervorgerufen wird. In der Londoner Innenstadt gibt es bislang deutlich mehr bestätigte Infektionen als in anderen Teilen des Landes. Britische Medien spekulierten, die Queen trage neuerdings Handschuhe als Schutz. Das habe sie auch schon zuvor getan, sagte eine Palastsprecherin der Deutschen Presse-Agentur.
Bei ihrem 71 Jahre alten Sohn, Thronfolger Prinz Charles, wurde vorsichtshalber eine mehrtägige Auslandsreise verschoben. Er wollte mit seiner Frau Camilla (72) in diesem Monat für mehrere Tage nach Bosnien-Herzegowina, Zypern und Jordanien fliegen.
Ende Mai soll eigentlich einer der feierlichen Höhepunkte des Jahres in der Königsfamilie stattfinden: die Hochzeit von Prinzessin Beatrice mit dem Immobilienmogul Edoardo Mapelli Mozzi. Das Paar sei sich sehr bewusst, unter den gegenwärtigen Umständen keine unnötigen Risiken eingehen zu wollen, teilte ein Palast-Sprecher mit. Die beiden wollten ihre Pläne für den 29. Mai überprüfen, ein Empfang sei bereits gestrichen worden. Möglicherweise finde aber eine kleine Feier mit Familie und Freunden statt.
SPANIEN: Grosses Aufatmen gab es bereits bei den spanischen Royals: Königin Letizia hat sich entgegen Befürchtungen nicht mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2 infiziert. Die 47-Jährige und ihr Ehemann, König Felipe VI. (52) wurden bereits in der vergangenen Woche negativ getestet worden. Seither nimmt Letizia keine öffentlichen Termine wahr, sie bleibt weiterhin zu Hause im Palacio de la Zarzuela nordwestlich von Madrid.
Letizia hatte an einer Veranstaltung teilgenommen, bei der sie Gleichstellungsministerin Irene Montero zum Abschied zwei Küsschen auf die Wangen gegeben hatte. Später war dann bekanntgeworden, dass Montero vom Linksbündnis Unidas Podemos (UP) positiv getestet worden sei. König Felipe VI. sprach den Bürgern seines Landes in einer Rede am Mittwochabend Mut zu. «Dieses Virus wird uns nicht bezwingen. Es wird uns als Gesellschaft stärker machen.»
MONACO: Positiv fiel dagegen der Sars-CoV-2 Test von Fürst Albert II von Monaco aus. Der Gesundheitszustand des 62-Jährigen gebe aber keinen Grund zur Sorge, teilte der Fürstenpalast am Donnerstag mit. Er habe sich zu Beginn der Woche einem Test auf das neue Coronavirus unterzogen. Der Fürst setze seine Arbeit im Büro seiner Privatwohnung fort und stehe in ständigem Kontakt mit den Mitgliedern seines Kabinetts und seinen engsten Mitarbeitern, hiess es in der Mitteilung. Albert appellierte an die Bewohner des Fürstentums, Kontakt mit anderen auf ein Minimum zu beschränken. Nur die strikte Einhaltung der Regeln verhindere die Verbreitung des Coronavirus.
NORWEGEN: Das norwegische Königspaar ist in Quarantäne, weil Harald und Sonja vor kurzem zu einem offiziellen Besuch in Jordanien waren. Die beiden sind nicht krank, aber in Norwegen muss jeder, der im Ausland war, für zwei Wochen in die Isolation. Alle öffentlichen Termine des Königshauses sind bis Ostern abgesagt, aber König Harald verfolgt die Entwicklungen genau. Am Sonntag bat er in einer Fernsehansprache das norwegische Volk, den Empfehlungen der Behörden zu folgen.
DÄNEMARK: Auch die dänische Königin hat alle Aktivitäten abgesagt, das gilt auch für ihre Geburtstagsfeier. Margrethe II wird am 16. April 80 Jahre alt, und auf dem Programm standen Empfänge, ein Galadinner, eine Ausstellung sowie eine Theater- und eine Ballettvorstellung. Die Kronprinzenfamilie hat ihren Aufenthalt in der Schweiz vorzeitig abgebrochen und ist nach Dänemark zurückgekehrt. Prinz Christian (14) hatte in der Schweiz für zwölf Wochen zur Schule gehen sollen.
SCHWEDEN: Auch die schwedische Kronprinzessin Victoria durfte ihren Namenstag am 12. März nicht so ausgiebig feiern wie sonst. Anstelle der grossen traditionellen Militärzeremonie gab es nur eine kleine mit Blumen und Gratulationen - ohne Publikum. Die Termine von König Carl Gustaf und Prinzessin Victoria sind nicht abgesagt, aber das Königshaus hat darauf hingewiesen, dass kurzfristige Änderungen vorgenommen werden können.
NIEDERLANDE: Etliche öffentliche Aktivitäten des niederländischen Königshauses wurden abgesagt. Am schmerzlichsten für die Niederländer ist dabei wohl, dass auch die offizielle Party zum 53. Geburtstag ihres populären Königs Willem-Alexander der Corona-Epidemie zum Opfer fällt. Den «Koningsdag» am 27. April wollte er zusammen mit Königin Máxima (48), seinen Töchtern und Tausenden Bürgern in Maastricht begehen. Traditionell wird der Königsgeburtstag in den Niederlanden bei etlichen Volksfesten gefeiert. Auch der normalerweise öffentlich zugängliche Königliche Palast in Amsterdam wurde inzwischen für Besucher gesperrt.
BELGIEN: König Philippe hat in der Viruskrise viel zu tun. In einer Fernsehansprache schwor er die Bevölkerung auf den Ernst der Lage ein und rief die Menschen zu einem verantwortungsvollen Verhalten auf. Zugleich hat Philippe dank Covid-19 auch eine Sorge weniger: Die monatelange Suche nach einer Regierungsmehrheit ist vorläufig beendet, weil die Opposition in der Krise die amtierende Ministerpräsidentin Sophie Wilmès zu stützen verspricht. Fotos aus den bewegten Tagen zeigen den König und die Regierungschefin allerdings auf Distanz - das gehört zu den Vorsichtsmassnahmen gegen die Ansteckungsgefahr.