Richard Lugner: Jetzt geht der Kampf um sein Erbe los
Ein Tag ist der Tod von «Mörtel» her, schon fängt der Erbstreit an. Vier Geschwister mit drei Müttern und eine Ehefrau, die es seit zwei Monaten gibt ...
Das Wichtigste in Kürze
- Nach Richard Lugners Tod geht es nun um sein Erbe – sein Testament änderte er kurz davor.
- Sein Nachlass soll ein Wert von 250 Millionen Euro haben.
- Nebst seinen vier Kindern ist auch seine sechste Ehefrau Simone erbberechtigt.
Was zunächst wie eine billige TV-Serie klingt, ist für den Lugner-Clan Realität!
Der Tod von Richard «Mörtel» Lugner (†91), dem österreichischen Baulöwen, hat eine erbitterte Auseinandersetzung um sein beträchtliches Vermögen ausgelöst.
Wie «Bild» berichtet, soll der Familienstreit bereits begonnen haben.
Lugners Vermögen wird auf umgerechnet 239 Millionen Franken geschätzt. Es setzt sich aus einer komplexen Struktur aus Unternehmen, Immobilien und Anlagen zusammen.
Nun das: Sein Erbe könnte zum potenziellen Zündstoff für jahrelange Streitigkeiten werden.
Die Hauptverwalter des Vermögens sind Lugners Söhne Alexander (61) und Andreas (58), die eine private Stiftung leiten. Doch auch andere Familienmitglieder haben Anspruch auf einen Teil des Nachlasses.
Dazu gehört seine Tochter Jacqueline (30), die in der Führungsetage des Wiener Einkaufszentrums Lugner City tätig ist. Zum Schluss wäre noch seine uneheliche Tochter Nadin Jeannine Cutter (39) aus den USA.
Familienzwist droht
Trotz dieser klaren Verteilung ist das Verhältnis zwischen den vier Kindern angespannt und geprägt von Misstrauen. Es scheint unausweichlich, dass es zu Konflikten um das Erbe kommen wird.
Zu beachten ist auch Simone (42), die sechste und letzte Ehefrau von Richard Lugner. Sie hat Anspruch auf eine Witwenrente von etwa 4700 Franken pro Monat und einen gesetzlich festgelegten Erbteil nach österreichischem Recht.
Es wird vermutet, dass die Kinder versuchen werden, diesen Anteil so gering wie möglich zu halten.
In einem Gespräch mit «Bild» im April sprach Lugner vor seinem Tod über Simone.
Der Baulöwe: «Sie soll abgesichert sein, wenn ich mich mal verabschiede. Deshalb werde ich auch mein Testament überarbeiten. Denn wer bei mir lebt, wenn ich sterbe, soll auch entsprechend erben.»
Das Testament und seine Folgen
Vor seiner Herzoperation im Juli setzte Lugner diese Ankündigung in die Tat um und erstellte ein neues handschriftliches Testament.
«Weil meines total überholt war. Immerhin bin ich ja jetzt ein verheirateter Mann», erklärte er der österreichischen Zeitung «Krone».
Eine nahestehende Person äusserte gegenüber «Bild» ihre Bedenken: «Um das Erbe wird es ein riesengrosses Gezerre geben. Wer wird das Wohnrecht in der Villa haben? Wer bekommt was aus den Stiftungen? Die Immobilien sind auch nicht ohne ...»
Der Aufstieg des Richard Lugner
Trotz seiner extravaganten öffentlichen Persona war Richard Lugner im Geschäftsleben angesehen. Besonders bekannt war er für seine harte Arbeitsmoral und seinen geschickten Umgang mit Geldanlagen.
Nach dem frühen Tod des Vaters mussten Richard und sein jüngerer Bruder Roland (†88) sich selbst durchsetzen.
Richard Lugner fand seinen Weg in die Baubranche, wo er als «Baumeister» für grössere Firmen tätig war. Anfang der 70er-Jahre machte er sich mit zwei Angestellten selbstständig.
Sein Spitzname «Mörtel» entstand in der Boulevardpresse Mitte der 70er-Jahre und unterstrich seine Rolle als dynamischer Geschäftsmann. Seine Baufirmen wuchsen stetig und beschäftigten teilweise mehrere Hundert Mitarbeiter.
Anfang der 90er-Jahre investierte er sein Geld unter anderem in das Einkaufszentrum Lugner City.