Royals widmen sich Online-Schutz von Kindern
Die Königshäuser machen sich verstärkt Gedanken übers Internet. Schwedens Prinz Carl Philip will Eltern den Online-Alltag ihrer Kids näherbringen, Prinz William teilt gegen die sozialen Netzwerke aus. Vielen geht es besonders um die Jüngsten der Gesellschaft.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Webseite sieht mit ihren grellen Farben und der verpixelten Sonnenbrille ein bisschen aus wie aus den 90ern, aber ihr Inhalt ist brandaktuell.
«Hej Netzeltern, willkommen!», ruft einem die Stiftung des schwedischen Prinzenpaares Carl Philip und Sofia auf der Hauptseite entgegen. Und weist gleich darauf hin: «Diese Seite hat den Zweck, Gespräche zwischen dir und deinen Kindern um den Alltag im Netz zu eröffnen.»
Wie schütze ich als Elternteil meine Kinder vor den Gefahren des Internets? Mit Hilfe der schwedischen Kinderschutzorganisation Bris haben sich Sofia und Carl Philip, jüngerer Bruder von Kronprinzessin Victoria und Nummer vier der schwedischen Thronfolge, ein neues Thema auf die blau-gelben Fahnen geschrieben. Und sie sind nicht die ersten, die einen scharfen Blick ins Netz werfen. Macht sich ein neues Online-Bewusstsein unter den europäischen Königshäusern breit?
Als sich die Dänen an Silvester gerade darauf vorbereiteten, von einem Stuhl ins Jahr 2019 zu springen - das ist so Tradition in Dänemark - nahm sich ihre Königin Margrethe II. die Zeit für ein paar Worte zum Thema Internet. Man könne dank des technischen Fortschritts heute auch dann noch mit seinen Kindern und Enkeln sprechen, wenn sie sich am anderen Ende der Welt befänden, sagte die 78-Jährige in ihrer Neujahrsansprache. Mancher Kontakt werde aber auch unpersönlicher. «Man ist die ganze Zeit online, aber man vergisst, dass da ein Mensch am anderen Ende ist.» Kinder und Jugendliche sollten die Folgen bedenken, ehe sie Beleidigungen ins Netz stellten, sagte sie.
Klare Kante zur Online-Sicherheit bezog auch der Liebling der Briten, William: Während seine Frau Kate bereits Anfang 2018 vor der Sucht warnte, zu der soziale Netzwerke werden könnten, warf der Herzog von Cambridge den grossen IT-Konzernen im November vor, Kinder nicht ausreichend vor Hass und Mobbing in den sozialen Netzwerken zu schützen.
«Die Apps, die wir nutzen, um neue Freunde zu finden, können Mobbern auch die Möglichkeit verschaffen, ihre Ziele weiter zu verfolgen, nachdem sie das Klassenzimmer verlassen haben», sagte der dreifache Vater. Der frühe Optimismus gegenüber den sozialen Medien sei schnell ernsthaften Sorgen gewichen. Zu oft würden soziale Netzwerke dafür genutzt, das alte Problem des Mobbings zu befeuern. Die grossen IT-Firmen müssten noch eine Menge lernen, um sich der Verantwortung bewusst zu werden, die mit ihrer Macht einhergehe.
Der spanische König Felipe VI. forderte ebenfalls im November mehr Datenschutz und Privatsphäre für Internet-User. Es sei wichtig, «die Menschenrechte an die zukünftigen Realitäten anzupassen», betonte er. Die einzelnen Staaten müssten die Privatsphäre der Nutzer in Zeiten der digitalen Kommunikation nicht nur respektieren, sondern auch besser schützen, forderte der Monarch.
In Sachen Online-Bewusstsein greift das niederländische Königspaar Willem-Alexander und Máxima bei seinen drei Töchtern zu dem wohl drastischsten aller Mittel: bildschirmlose Ferien. Während des Familienurlaubs bleiben bei den Oranjes Smartphone und iPad aus. Grosse Freude kam bei den Prinzessinnen Amalia (15), Alexia (13) und Ariane (11) nicht auf, räumte Willem-Alexander einmal ein. «Sie klagen schon. Die ersten Tage sind schwierig, auch für uns.»
Im Allgemeinen kleben die drei Mädchen an ihren Smartphones wie andere Teenager auch. In den sozialen Medien seien sie ebenfalls aktiv, verriet Mutter Máxima. «Aber sie gehen damit sehr verantwortungsvoll um.» Die Schule ermahnte ihre Schulkameraden, sich mit Fotos, Filmchen oder anderen Einträgen zurückzuhalten.
Oma Beatrix kann da also ganz beruhigt sein. Sie hatte schon vor zehn Jahren, noch als Königin, Sorgen über das Internet geäussert und vor einer Verarmung der Kontakte gewarnt. «Durch die Kommunikation mit kurzen Berichten übers Internet kennen wir sogar unsere Nachbarn nicht mehr.»
Carl Philip und Sofia tragen das Thema nun in besonders viele schwedische Haushalte hinein: Sie haben kürzlich ein Handbuch, auf dem die Seite «Nätföräldrar.se» basiert, an alle Eltern im Land verschickt, deren Kinder in diesem Jahr zehn Jahre alt werden. Es beschäftigt sich mit einfachen, aber grundlegenden Fragen: Warum verbringen Kinder so viel Zeit im Internet? Wie unterscheidet sich das echte Leben von dem im Netz? Wie begegnet man sexuellen Belästigungen, Online-Mobbing und was ist eigentlich Grooming? Und was bedeutet es, dass das Internet nicht vergisst?
«Fakt ist, dass die meisten Kinder wirklich mit einem Erwachsenen darüber sprechen wollen, was hier im Netz passiert. Viele glauben aber, dass du als Erwachsener das nicht verstehst», erklären die Royals auf der Webseite. Online-Plattform und Handbuch sollen da nun helfen - und Kinder und Erwachsene somit näher zusammenbringen.