Salgados Bilder aus der Mine bewegen bis heute

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Deutschland,

Als erster Fotograf erhält Sebastião Salgado den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Ein Beispiel seines engagierten Schaffens sind die eindrucksvollen Aufnahmen aus der brasilianischen Goldmine von Serra Pelada. Ein neuer Bildband zeigt die gesamte Serie.

Cover des Buches "Gold" von Sebastião Salgado. Der Bildband erscheint im Taschen Verlag. Foto: Taschen Verlag
Cover des Buches "Gold" von Sebastião Salgado. Der Bildband erscheint im Taschen Verlag. Foto: Taschen Verlag - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Menschen im Matsch, Menschen in Massen, Menschen mit einer Hoffnung: Gold zu finden und schnell reich zu werden.

Aus ihren Gesichtern spricht Qual und Anstrengung. Wie die Ameisen klettern sie glitschige Hänge hinunter, graben in einem riesigen Krater nach dem Edelmetall, steigen mit Säcken beladen über schmale Pfade und wackelige Leitern wieder hinauf.

Der Fotograf Sebastião Salgado hat Mitte der 1980er Jahre die Serra Pelada besucht, die damals als grösste Goldmine der Welt galt. Eindrücklich geben seine Schwarz-Weiss-Aufnahmen die unmenschlichen Arbeitsbedingungen auf dieser abgelegenen Bergkuppe im Amazonas-Regenwald wieder. Es sind Arbeiten wie diese, für die Salgado am 20. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten wird.

Der heute 75-Jährige ist der erste Fotograf, der die bedeutende Ehrung erhält. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels würdigt damit ein Werk, das «soziale Gerechtigkeit und Frieden fordert und der weltweit geführten Debatte um Natur- und Klimaschutz Dringlichkeit verleiht», wie es in der Begründung zur Wahl des Preisträgers heisst. Salgados Fotos des brasilianischen Goldrauschs zeigen insbesondere die brutalen Bedingungen der Jagd auf den wohl begehrtesten Bodenschatz. Sie sind nun in einem Bildband mit dem ebenso simplen wie treffenden Titel «Gold» erschienen.

Der Taschen-Verlag verspricht «das vollständige Serra-Pelada-Portfolio» in grossformatigen Reproduktionen. Ein Vorwort des Fotografen und ein Essay von Alan Riding jeweils in englischer, deutscher und französischer Sprache beschreiben das Geschehen in der Goldgrube sowie die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte dieser ebenso verstörenden wie faszinierenden Bilderserie.

«Eine latente Aggressivität herrschte vor, und obwohl nur die Polizei bewaffnet war, brachen Schlägereien aus, die gefährlich eskalieren konnten: Ein Polizist, der einen Arbeiter erschossen hatte, wurde vom Mob fast zu Tode gesteinigt», erinnert sich Salgado. Stärker noch sprechen seine Fotos. Sie seien «zu ikonischen Bildern» geworden, schreibt Riding. Bei ihrer Entstehung hätten «Talent, Geduld und Mut» zusammengewirkt.

«Gold» schildert eine vergangene Zeit. «Serra Pelada ist heute wieder eine arme Region», schliesst Salgado sein Vorwort. «Geblieben ist eine Landschaft voller Narben und ein riesiger, 200 Meter tiefer See.» Die Goldgräber sind abgezogen. «Aber die Gier nach Gold ist nicht so leicht zu stillen.» Die Suche geht weiter, anderswo in Brasilien und anderswo in der Welt – oft unter Bedingungen, die der brutalen Welt in Serra Pelada ähneln.

Sebastião Salgado: Gold, Deutsch, Englisch, Französisch. Taschen Verlag, Köln, 208 Seiten, 50 Euro, ISBN 978-3-8365-7508-9

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