Schlechte Welt - Don Winslows «Broken»

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Deutschland,

Sein Drogenkriegs-Epos hat Don Winslow berühmt gemacht, für «Broken» hat sich der US-amerikanische Autor nun auf Kurzgeschichten verlegt. Seinem Stil bleibt er treu - Schema F leider auch.

Der US-amerikanische Schriftsteller Don Winslow sieht die Welt alles andere als rosarot - zumindest in seinen Geschichten. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Der US-amerikanische Schriftsteller Don Winslow sieht die Welt alles andere als rosarot - zumindest in seinen Geschichten. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn man bei Don Winslow in all den Jahren etwas gelernt hat, dann ist es: Die Welt ist schlecht und dreht sich nach ein paar einfachen, aber gemeinen Regeln.

Machen kann man dagegen leider nichts, sich nur damit abfinden.

Am Ende gewinnt auch nicht das Gute, sondern im besten Fall das am wenigsten Schlechte. Die pessimistische Grundhaltung ist, gepaart mit lakonischem Ton und oft recht brutaler Gewalt, so etwas wie Winslows Markenkern, und sie ist auch das Rezept für den Kurzgeschichten-Band «Broken», der jetzt in Deutschland erschienen ist.

Einem breiten Publikum ist der US-Amerikaner Winslow vor allem mit seiner Roman-Trilogie über den Drogenkrieg in Mexiko («Tage der Toten», «Das Kartell», «Jahre des Jägers») bekanntgeworden. Auch «Zeit des Zorns», ebenfalls im Milieu der Drogenbarone und ihrer erbitterten Revierkämpfe angesiedelt und von Regisseur Oliver Stone unter dem Originaltitel «Savages» fürs Kino verfilmt, bekam viel Beachtung. Mit «Broken» wagt Winslow nun aber erneut einen Abstecher in die Welt, in der er schriftstellerisch einst anfing und in die er regelmässig zurückkehrt: die der Cop- und Detektivgeschichten.

In sechs Episoden, alle maximal um die 90 Seiten lang, erzählt Winslow von Drogenfahndern, Juwelendieben, Streifencops, Kopfgeldjägern und Grenzschützern und auch erneut von seinen Protagonisten aus «Zeit des Zorns», dem Drogenhändler-Trio Ben, Chon und Ophelia. Inhaltlich sind die Geschichten nur zum Teil und auch dann nur lose über die handelnden Personen miteinander verknüpft. Winslow-Kenner werden aber auch einigen bekannten Gesichtern aus früheren Werken begegnen.

Auch an seinem stakkatohaften Erzählstil hat Winslow nichts geändert, ebensowenig an der gewohnten Mischung aus coolen Sprüchen und rauen Typen, die mittels Waffengewalt noch jedes Problem aus der Welt geschafft haben. Das hat auch alles einen gewissen Charme, ist originell konstruiert und nicht unspannend, erinnert aber immer auch ein bisschen an die B-Movie-Ecke einst in der Videothek, wo die eilig und billig zusammengeschusterten Werke standen.

Nun kann man Winslow zumindest diesen Vorwurf gar nicht machen. Im Gegenteil. Die Fälle sind oft clever konstruiert, die Details akribisch recherchiert. Ärgerlich ist nur, dass jeder noch so kunstvoll gesponnene Plot spätestens zur Hälfte in sich zusammenfällt und die Protagonisten dank irgendeiner banalen Wendung doch wieder zur Waffe greifen können, um sich den Weg zu des Rätsels Lösung freizuschiessen.

Das ist kein Versehen, sondern Winslows volle Absicht. In seiner Welt, er schreibt das oft auch selbst, klären sich Verbrechen meist durch Zufall oder weil einer plaudert - oder zum Plaudern gebracht wird. Und weil die Bösen auch nicht hören, müssen sie halt fühlen. Das mag tatsächlich so sein, und man mag es Winslow vielleicht auch zugutehalten, dass er die Welt nicht besser und raffinierter macht, als sie ist. Wenn man das immer schon weiss, ist es auf Dauer aber eben auch einigermassen eintönig.

- Don Winslow: Broken. HarperCollins Germany, Hamburg, 511 Seiten, ISBN 978-3-95967-489-8.

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