Spielfilme gehen leer beim deutschen Grimme-Preis aus
Beim Grimme-Preis gingen Spielfilme erstmals leer aus – in der Kategorie Fiktion wurden nur Serien ausgezeichnet.

Beim Grimme-Preis für Qualitätsfernsehen in Deutschland gehen Spielfilme dieses Jahr erstmals leer aus. Die Jury wählte in der Kategorie Fiktion ausschliesslich Serien für die begehrte Trophäe aus. «Damit setzt sich die Tendenz der vergangenen Preisjahre fort», teilte das Grimme-Institut im westdeutschen Marl mit.
Gleich doppelt ausgezeichnet wird die Miniserie «Angemessen Angry» des Privatsenders RTL und seiner Streamingplattform RTL+. In dem Fünfteiler erlebt das Zimmermädchen Amelie eine Vergewaltigung und beginnt später einen Rachefeldzug gegen Sexualstraftäter, bei dem sie Superkräfte entwickelt.
Manche Szenen rund um die Superheldin bewegten sich dicht am Klamauk. Was die Serie trotz der Schwere des Themas zugleich auch unterhaltsam mache, befand die Jury.
Hartnäckige Recherchen gegen Pädokriminelle
Die ARD-Serie «Herrhausen – Der Herr des Geldes» bekommt ebenfalls einen Preis. Die fiktionale Serie über Leben und Tod des ehemaligen Deutsche-Bank-Chefs Alfred Herrhausen, der im November 1989 ermordet wurde, wirft einen Blick in die Bundesrepublik Deutschland der späten 1980er-Jahre.
Im Wettbewerb «Info & Kultur» geht ein Preis an eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks (WDR): die Reportage «Deutschland am Limit? Abschiebung, Abschottung, Asyl». Damit erhält Isabel Schayani zum dritten Mal eine Grimme-Trophäe. Sie wird gemeinsam mit Mareike Wilms ausgezeichnet.
Der Preis für die «Besondere Journalistische Leistung» geht in diesem Jahr an Isabell Beer und Isabel Ströh für ihre intensiven digitalen Recherchen zu sexueller Gewalt für die Filme «Strg_F Epic – Pädokriminelle im Stream: So sicher fühlen sich Täter» und «Strg_F – Das Vergewaltiger-Netzwerk auf Telegram» (NDR/funk).
Meiste Auszeichnungen an Öffentlich-Rechtliche
Die meisten Auszeichnungen in den Stammkategorien gingen an das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Jedoch wurde neben dem Privatsender RTL auch das Amazon-Streamingportal Prime Video geehrt – für «Die Teddy Teclebrhan Show». Sie sei «nicht nur eine Unterhaltungsshow, sondern eine Neuverhandlung dessen, was Unterhaltung im deutschen Fernsehen beziehungsweise Streaming sein kann».
Die besondere Ehrung des Grimme-Preisstifters Deutscher Volkshochschulverband erhalten zwei Stars von RTL: Das Moderatorenteam Peter Kloeppel und Ulrike von der Groeben werde damit für ihre «langjährige journalistische Arbeit» bei der Präsentation der Hauptnachrichtensendung «RTL-Aktuell» gewürdigt.
«Informieren, reflektieren und immer wieder aufklären»
Die zwei hätten gezeigt, wie hochwertiger Journalismus aussieht – seriös und nah an den Menschen. Kloeppel und von der Groeben, die zwischen 1992 und 2024 gemeinsam 4580 Sendungen moderierten, sind bereits im Guinness-Buch der Rekorde als «Longest Serving National News Anchor Duo» eingetragen.
«Die ausgezeichneten Produktionen dieses Jahrgangs zeigen, was Fernsehen leisten kann: informieren, reflektieren und immer wieder aufklären. Es ist ein toller 61. Jahrgang für Grimme und ein spannender und vielfältiger erster Einstieg für mich», so Çiğdem Uzunoğlu, die seit Anfang Januar das Grimme-Institut leitet.