Streit am Flughafen: Grönemeyer sagt vor Gericht aus

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Deutschland,

«Was soll das?» heisst ein Erfolgstitel von Herbert Grönemeyer. Das Gleiche fragte sich der Sänger 2014 bei einer Begegnung mit zwei Promi-Fotografen. Was dann geschah, beschäftigt jetzt die Justiz.

Herbert Grönemeyer auf dem Weg zu seiner Zeugenaussage. Foto: Oliver Berg
Herbert Grönemeyer auf dem Weg zu seiner Zeugenaussage. Foto: Oliver Berg - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • «Morgen!» Herbert Grönemeyer (62) nickt und lächelt, als er am Mittwoch den Gerichtssaal betritt, fast so, als käme er in ein Studio.

Es beginnt auch mit einer Mikrofonprobe, weil die Anlage im maroden Kölner Landgericht so ihre Tücken hat.

«Eins, zwei, drei», spricht Grönemeyer hinein. Ok, funktioniert. Die Anhörung des prominenten Zeugen im Strafprozess gegen zwei Promi-Fotografen kann losgehen.

Erstmal Angaben zur Person. Nachname: Grönemeyer, Vorname: Herbert. Soweit alles klar. Aber jetzt fragt der Vorsitzende Richter Achim Hengstenberg nach dem Beruf. Was wird er da wohl sagen - Sänger, Schauspieler oder beides? «Künstler» ist die Antwort. Und Wohnort? «Berlin.» Damit wäre dann ganz nebenbei auch die Frage geklärt, ob Grönemeyer eher in London oder in Berlin zuhause ist.

Es geht um einen Dezembertag im Jahr 2014. «Ich bin zu meiner Mutter gefahren mit meinem Sohn und meiner damaligen Lebensgefährtin.» Heute ist das seine Frau, sie heisst Josefine Cox. Ein gemütlicher Adventsbesuch war geplant. Aber kurz nach der Ankunft auf dem Flughafen Köln/Bonn fühlte sich Grönemeyer von jemandem verfolgt. Der Typ hatte eine grosse schwarze Tasche bei sich und holte da was raus. In dem Moment, erzählt Grönemeyer, habe er an einen Anschlag geglaubt. «Ich war wirklich extremst nervös.»

Zum Vorschein kam dann aber keine Waffe, sondern nur eine Kamera. Für den Sänger stand damit fest: Hier ging es darum, seine Familie abzulichten. Er selbst sei ja immer für ein Foto oder ein Selfie zu haben, betont Grönemeyer. Mit der Einschränkung «Normale Fotografen fragen, ob sie mich fotografieren dürfen.» Aber für seine Familie gelte ein rigoroses Fotoverbot.

Zahllose Menschen haben sich im Internet angeschaut, was dann geschah. Das Video, das einer der beiden Fotografen gemacht hat, zeigt, wie Grönemeyer auf ihn zuläuft und ruft: «Fuck off! Fuck off! (Hau ab!) Ich bin privat hier, du Affe!» Kurzzeitig sieht man nicht mehr viel, dafür hört man ein ziemliches Gerumpel. Anschliessend läuft Grönemeyer auf den anderen Fotografen zu und packt ihn - so wirkt es jedenfalls - im Nacken. Der Mann geht zu Boden. «Geh nach Hause!», ruft Grönemeyer.

Die Paparazzi haben ihn danach wegen gefährlicher Körperverletzung angezeigt. Von Prellungen, blauen Flecken, Rötungen, Schürfwunden und «Schmerzen in der Muskulatur» war die Rede. Der eine Fotograf - heute Teilzeit-Bestatter - will sogar psychische Probleme zurückbehalten haben. Dabei sei er eigentlich «Fan von Herbert Grönemeyer», wie er erwähnt. Dem anderen war angeblich noch lange danach schlecht. Frage von Richter Hengstenberg: «Haben Sie sich erbrochen?» Antwort: «Nicht so im Strahl.»

Das von den beiden angestrengte Verfahren gegen Grönemeyer ist mittlerweile eingestellt worden, ein Zivilverfahren hat er gewonnen. Und nun sind die beiden Fotografen selbst angeklagt - wegen falscher Verdächtigung und uneidlicher Falschaussage. Theoretisch können sie dafür sogar ins Gefängnis kommen. Beide bleiben jedoch bei ihrer Darstellung.

Grönemeyer beantwortet alle Fragen entschieden, aber ruhig. Er habe keinerlei Gewalt angewandt und die beiden natürlich auch nicht verletzt, sagt er. «Ich werd' ja nicht übergriffig.» Er selbst habe das Ganze wie ein Kesseltreiben empfunden. «Ich war schwerstens geschockt, es war wie ein Anschlag.»

Am Nachmittag sagen auch noch seine Frau und sein Sohn aus. Josefine Cox (39) fühlte sich auf dem Flughafen «wie ein gejagter Hase bei der Treibjagd». Sie habe Herbert anschliessend gefragt, ob er den Fotografen geschlagen habe. Verdient gehabt hätte er's, habe der geantwortet. Aber nein, er habe ihm dann doch keine reinhauen können. Er habe Mitleid verspürt.

Vor der Befragung von Felix Grönemeyer ergibt sich ein unangenehmer Moment, als der 31-Jährige vor dem Saal mit den beiden Angeklagten zusammensteht und wartet. Niemand sagt etwas. Endlich geht die Tür auf. «Es war erschreckend», berichtet Felix kurz darauf im Zeugenstand. Sein Vater - er sagt «Vatter» wie in dessen Bochumer Heimat - habe sie immer konsequent von der Öffentlichkeit abgeschirmt. Aber hier hätten ihnen zwei Fotografen gezielt in einem Gang aufgelauert, an jeder Seite einer. «Es wirkte strategisch geplant. So etwas hatte ich noch nicht erlebt.» Und er möchte es ganz bestimmt nicht noch einmal durchmachen.

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