«The Crown»: Netflix weist auf «fiktive Geschichte» der Serie hin
Bislang hat Netflix bei seinem Hit «The Crown» vermieden, die Serie klar als «fiktive Geschichte» zu kennzeichnen. Zumindest bis zum Trailer zu Staffel fünf.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Geschehnisse in der Serie «The Crown» kommen der Gegenwart immer näher.
- Die Macher haben sich jedoch künstlerische Freiheiten erlaubt.
- Darauf weist Netflix jetzt erstmals hin.
Die Netflix-Serie «The Crown» wird hochgelobt, mitunter auch heftig kritisiert – und das schon von Staffel eins an. Doch die gezeigten Geschehnisse kommen der Gegenwart näher. Und die Macher haben sich diverse künstlerische Freiheiten bei der Darstellung des britischen Königshauses genommen.
Nun mehren sich die Stimmen, der Streamingdienst möge mit einer Texttafel darauf hinweisen. Zumindest im Falle des neuen Trailers zur fünften Staffel, die ab dem 9. November abrufbar sein wird, ist dies nun geschehen.
Auf dem deutschsprachigen YouTube-Kanal von Netflix liest sich der Disclaimer wie folgt: «Diese von wahren Ereignissen inspirierte Dramaserie erzählt die fiktive Geschichte von Königin Elizabeth II. und porträtiert die politischen und privaten Höhen und Tiefen ihrer Herrschaft.» Gleich in doppelter Hinsicht lässt dieser Satz also durchklingen, dass «The Crown» keinen Anspruch auf hundertprozentigen biografischen Wahrheitsgehalt hegt.
Judi Dench fordert noch mehr
Wohl erst ab dem 9. November wird sich zeigen, ob der Streamingdienst diesen Hinweis auch vor die jeweiligen Folgen von Staffel fünf packt. Genau das hatte kurz zuvor unter anderem Dame Judi Dench (87) in einem leidenschaftlichen offenen Brief gefordert. Die Darstellung der britischen Königsfamilie in der TV-Show sei «auf grausame Art ungerecht», meint die Schauspielerin darin.
Die Oscarpreisträgerin betonte zudem, dass sie künstlerische Freiheit unterstütze, forderte Netflix jedoch auf, jeder Episode eine Erklärung hinzuzufügen. Durch diese sollen die Zuschauer darauf hingewiesen werden, dass die Serie eine fiktive Darstellung historischer Ereignisse ist.
Bislang hatten sich die Entscheidungsträger bei Netflix gegen einen solchen Hinweis ausgesprochen.
Vor etwas weniger als zwei Jahren zitierte «The Los Angeles Times» aus einem Statement: «Wir haben ‹The Crown› stets als Drama vorgestellt. Und wir sind voller Überzeugung, dass unsere Abonnenten verstehen, dass es sich dabei um ein fiktionales Werk handelt: das weitestgehend auf historischen Begebenheiten basiert. Als Folge haben wir keine Pläne – und sehen keine Notwendigkeit – einen Hinweis hinzuzufügen.»
Zumindest mit Blick auf den neuesten Trailer scheint nun doch besagte Notwendigkeit ausgemacht worden zu sein.
Wird König Charles III. in «The Crown» als Unmensch hingestellt?
Der Grund hierfür dürfte vorrangig sein: «The Crown» dringt mit Staffel fünf in die nicht nur für die Royals turbulenten 90er Jahre vor. Eine Ära, die ungleich mehr Menschen präsenter sein dürfte als die gezeigten Epochen zuvor. Als besonders heikel gilt dabei der Umgang mit Prinzessin Diana (Elizabeth Debicki, 32). Und ihrer Entfremdung zu ihrem Ehemann, dem damaligen Prinzen und heutigen König Charles (Dominic West, 53).
«The Telegraph» berichtete bereits, im Palast sei man besorgt wegen der potenziell negativen Darstellung von Charles III. (73). Auch der ehemalige Premierminister John Major (79) äusserte diesbezüglich Kritik.
Die grösste Sorge gilt jedoch der Art und Weise, wie die Serie mit dem Tod von Prinzessin Diana umgehen wird. Sie starb 1997 mit nur 36 Jahren bei einem Autounfall. Das vermeintliche Statement eines Netflix-Sprechers, aus dem «The Sun» zitiert, räumt nur bedingt mit diesen Sorgen auf: «Der exakte Moment des Unfallzusammenstosses wird nicht gezeigt.»