Thomas Köck ist erneut Dramatiker des Jahres

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Deutschland,

Fünf Experten diskutieren öffentlich, welcher Autor die deutschsprachige Theater-Szene am meisten beeindruckt hat. Mit einem Stück über Flucht und Vertreibung setzte sich ein Österreicher durch.

Der österreichische Autor Thomas Köck ist für sein Stück «atlas» ausgezeichnet worden. Foto: Roland Weihrauch
Der österreichische Autor Thomas Köck ist für sein Stück «atlas» ausgezeichnet worden. Foto: Roland Weihrauch - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit nur einer Gegenstimme hat der österreichische Autor Thomas Köck seinen Titel als wichtigster Dramatiker im deutschsprachigen Raum verteidigt.

Bei den 44. Mülheimer Theatertagen zeichnete eine fünfköpfige Jury den Autor am späten Samstagabend zum zweiten Mal in Folge aus.

In der gut zweistündigen öffentlichen Jury-Debatte kristallisierte sich «atlas» in der Inszenierung vom Schauspiel Leipzig schnell als grosser Favorit heraus.

Am Ende konnte der 33 Jahre alte Österreicher den mit 15.000 Euro dotierten Preis mit nach Hause nehmen. Im vergangenen Jahr hatte Köck für sein Stück «paradies spielen (abendland. ein abgesang)» den Preis gewonnen. Köck setzte sich unter anderem gegen Elfriede Jelinek mit «Schnee Weiss (Die Erfindung der alten Leier)» und Enis Maci mit «Mitwisser» durch. Mit «Mitwisser» (Schauspielhaus Wien) wurde erstmals ein Werk der jungen Dramatikerin Enis Maci (Jahrgang 1993) ausgewählt.

Köck verschränkt in «atlas» zwei nationale Wiedervereinigungen über mehrere Jahrzehnte und mehrere Kontinente. Eine Mutter verliert in dem Stück auf der Flucht aus Saigon 1974 ihre Tochter aus den Augen, beide überleben nur knapp den Exodus der Boat People. Die Tochter kommt in die DDR, wo sie als billige Arbeitskraft in einer Textilfabrik schuftet. Sie verliebt sich in den Dolmetscher, wird schwanger und muss in den Wirren der Wende untertauchen, um nicht abgeschoben zu werden. Ihre Tochter wird sich 30 Jahre später mit einem vergilbten Foto in der Hand auf den Weg nach Vietnam machen, um die Grossmutter zu finden.

Die Jury lobte in Mülheim die «kunstvoll verwobenen Handlungs- und Zeitfäden». Bei der «posttraumtatischen Erzählung handelt es sich um eine Geschichte, die man nicht vergisst», urteilte die Jury. Ohne moralischen Zeigefinger werde das Thema Migration angesprochen. Positiv hervorgehoben wurde, dass auf der Bühne gezeigt werde, wie starke Frauen ihr Schicksal in die Hand nehmen.

Im Vorfeld war Kristo Šagor für sein Stück «Ich lieb dich» in der Inszenierung der Schauburg München (Regie: Ulrike Günther) mit dem Mülheimer KinderStückePreis 2019 ausgezeichnet worden.

Insgesamt hatte das Auswahlgremium mehr als 120 Theatertexte geprüft. Veranstalter des Festivals sind die Stadt Mülheim und das Kulturministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Dramatikerpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen für Theaterautoren. Er wird seit 1976 jährlich verliehen.

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