«Traumfabrik» feiert Filmstudio in 60ern

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Deutschland,

Mit einem Liebesfilm schaut das Studio Babelsberg auf die eigene Vergangenheit. Für Gesprächsstoff sorgt der Titelsong. Der kommt von Helene Fischer - und veranlasst manchen zu gut gemeinten Ratschlägen.

Emil (Dennis Mojen) muss sich etwas ausdenken, um Milou (Emilia Schüle) noch einmal in das DEFA-Filmstudio in der DDR zu holen. Foto: Julia Terjung
Emil (Dennis Mojen) muss sich etwas ausdenken, um Milou (Emilia Schüle) noch einmal in das DEFA-Filmstudio in der DDR zu holen. Foto: Julia Terjung - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Achtung, in diesem Film ist die Luft voller Blütenblätter und Glühwürmchen.

Orchester spielen auf und Helene Fischer singt das Titellied. «Traumfabrik» erzählt vom Filmstudio in Potsdam-Babelsberg während der deutschen Teilung:

Statist Emil (Dennis Mojen) trifft Tänzerin Milou (Emilia Schüle). Beide vergucken sich ineinander - und werden doch getrennt.

Denn es ist August 1961, und die Grenzen zwischen Ost und West sind plötzlich zu. Emil muss sich einen Trick ausdenken, um seine Angebetete noch einmal von Paris in das DEFA-Filmstudio in der DDR zu holen. Er greift zur grossen Geste. Der Titelsong kommt von Schlagerkönigin Helene Fischer - und die singt diesmal auf Englisch.

Angekündigt hatte Fischer das Lied «See You Again» bei Instagram. Dort veröffentlichte sie Anfang Juni nach mehreren Monaten Abstinenz von dem Netzwerk einen Videoschnipsel. Weiss gekleidet und mit ordentlich Föhnwelle steht sie vor schwarzem Hintergrund. Beim Singen bewegt sie die Arme, wie man es sonst von Céline Dion kennt.

In den Musikcharts der GfK suchte man das Lied bisher vergeblich auf den vorderen Plätzen. Das könnte sich mit dem Kinostart noch ändern. Ein erster gut gemeinter Ratschlag kam trotzdem schon. «Klingt so'n bisschen wir der moldawische Grand-Prix-Beitrag, oder?», meinte Sänger Dieter Bohlen, als ihm Radio Hamburg einen Ausschnitt vorspielte. Das Problem ist seiner Meinung nach die Sprache. «Bleib' bloss bei Deutsch.» Die 34-Jährige singt übrigens nicht zum ersten Mal Filmmusik - man hört sie etwa auch in der deutschen Version zum Disney-Film «Vaiana».

In «Traumfabrik» jedenfalls wird nicht mit Orchestermusik gespart. Das Publikum reist zurück zu Sekretärinnen mit schicken Röcken, Schreibtischen mit Holzstühlen, schwarz-glänzenden Automobilen und Filmkulissen für das alte Ägypten. Schauspielerin Schüle war bereits in den Serien «Charité» und «Ku'damm 56» zu sehen. Jetzt stand sie für Regisseur Martin Schreier vor der Kamera. Mit dabei sind auch Michael Gwisdek, Ken Duken und Heiner Lauterbach (als Generaldirektor mit Borstenhaarschnitt).

Das Filmstudio hat eine lange Geschichte hinter sich. Der erste Film wurde 1912 gedreht, unter den Nationalsozialisten entstanden Propagandafilme, 1946 wurde dann die deutsch-sowjetische Aktiengesellschaft DEFA (Deutsche Film AG) gegründet. «Traumfabrik» erzählt von dem Moment, als der Bau der Berliner Mauer und die Grenzschliessung die Arbeit dort veränderten.

Überraschend ist der Film dann, wenn es mal nicht um die ziemlich plakative Liebesgeschichte geht, sondern um Verwechselszenen und Slapstickmomente. Der zweistündige Film kann mit schönen Bildern ablenken. Dafür muss man aber einiges an Kitsch und Klischee aushalten können. Etwa wenn Milou erzählt, bei ihr Zuhause in Paris werde jeden Abend auf den Strassen gesungen und getanzt. Da sitzt mancher doch etwas stirnrunzelnd im Kinosaal.

Traumfabrik, Deutschland 2019, 125 Min., FSK ab 6, von Martin Schreier, mit Emilia Schüle, Dennis Mojen, Heiner Lauterbach, Michael Gwisdek

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