Wie krank ist Homo-Heilung?

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Deutschland,

Dubiose Geschäftsmodelle und schlimme Folgen für die Betroffenen: Eine Doku nimmt dubiose Therapien zur angeblichen «Heilung» von Homosexualität in den Blick.

Alan Chambers (l), letzter Präsident der US-amerikanischen Organisation Exodus International, spricht in der Kirche mit einem jungen Mann. Foto: Egodoc Production/ARTE France/dpa
Alan Chambers (l), letzter Präsident der US-amerikanischen Organisation Exodus International, spricht in der Kirche mit einem jungen Mann. Foto: Egodoc Production/ARTE France/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Frauen und Männer, die gleichgeschlechtliche Partner haben, mussten in den vergangenen Jahrzehnten hart dafür kämpfen, dass sie von der Gesellschaft nicht mehr ausgegrenzt werden.

Bis heute ist das in vielen Ländern noch nicht selbstverständlich. Eine TV-Doku greift einen Aspekt zur Homosexualität auf, der auf viele verstörend wirken mag - weil er zugleich den Zustand bestimmter Teile der Gesellschaft spiegelt: Es geht um dubiose Praktiken zur angeblichen «Heilung» von Homosexualität. Arte strahlt die Doku mit dem Titel «Wie krank ist Homo-Heilung?» am Dienstag (26. November, 20.15 Uhr) aus.

Am 17. Mai 1990 beschloss die Weltgesundheitsorganisation WHO, Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten zu streichen. Um öffentlich auf die Diskriminierung hinzuweisen, der Schwule, Lesben oder Transsexuelle vielerorts noch immer ausgeliefert sind, riefen Betroffene den 17. Mai im Jahr 2004 zum Gedenktag aus.

Im Mai dieses Jahres war das Thema von umstrittenen Therapien zur angeblichen Heilung von Homosexualität im Bundesrat in Berlin auf der Tagesordnung. Die Länder wollen, dass umstrittene Behandlungen zur angeblichen Heilung von Homosexualität verboten werden. Homosexualität sei keine Krankheit, die sogenannten Therapien könnten dagegen schwerwiegende psychische Folgen haben.

Die Doku gibt einen Einblick in dubiose und auch grausame Praktiken - darunter zum Beispiel Elektroschocks. Einige dieser «Heiler», zu denen auch Ärzte gehören, betreiben ein florierendes Geschäft. Wie es um solche «Therapien» steht, welche Rolle zahlreiche fundamentalistische christliche Gruppen und andere religiöse Organisationen spielen - das haben Bernard Nicolas und sein Journalistenteam zwei Jahre lang in den USA, in Frankreich, Deutschland, Polen und der Schweiz recherchiert. Ihr ausführlicher Dokumentarfilm enthält Szenen, die versteckt gedreht wurden - sie sind ebenso erschütternd wie die eindrücklichen Aussagen von gleichgeschlechtlich liebenden Frauen und Männern, die öffentlich über ihre erlittenen Qualen sprechen.

Benoît etwa schildert, wie er sich früh geoutet hat. Seine streng katholischen Eltern haben ihn seinen Angaben zufolge mit 15 für drei Jahre in ein Sommerlager für Homosexuelle gesteckt, wo er «umerzogen» werden sollte. Deb, die Tochter eines evangelikalen Paares, verfiel nach schlimmen Exorzismus-Sitzungen in eine tiefe Depression. Und Ewa musste qualvolle Heilungsmessen, Umerziehungslager und Elektroschocks über sich ergehen lassen, die sie von ihrer Homosexualität «erlösen» sollten.

Der Film zeigt Aufnahmen von früheren und aktuellen Therapiesitzungen und Gottesdiensten; zu Wort kommen Theologen, Priester, Soziologen, Politiker, Psychiater, Psychotherapeuten und ein Allgemeinmediziner. Deutlich wird in der Doku, was das Ganze für Betroffene bedeutet - im Hinblick auf ihr Selbstbewusstsein, die gesellschaftliche Anerkennung und ein freies, glückliches Leben.

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