50%-Auslastung und Masken: Politik will dem Sport helfen

Christof Vuille
Christof Vuille

Bern,

Schock für Fussball- und Eishockeyfans: Womöglich dürfen bis in den Frühling kaum Zuschauer ins Stadion. Nun will die Politik handeln.

Aebischer Gutjahr Geisterspiele
Weder YB-Fan Matthias Aebischer (SP) noch St. Gallen-Anhängerin Diana Gutjahr (SVP) freuen sich über leere Stadien. Ihre Rezepte gehen aber weit auseinander. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat könnte Grossanlässe mit über 1'000 Zuschauern bis April 2021 verbieten.
  • Politiker sorgen sich um die Vereine – und haben unterschiedliche Lösungsansätze.
  • Diana Gutjahr (SVP) möchte Stadien halb füllen – Matthias Aebischer (SP) denkt an Masken.

In einer Woche ist die Fussballsaison vorbei. Bis dahin verfolgen die Fans der Berner Young Boys und des FC St. Gallen das Meisterrennen vor dem TV mit. Auch der Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer und die St. Galler SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr fiebern mit.

Beide hoffen sie, dass ab der neuen Saison wieder mehr Zuschauer ins Stadion dürfen. Nicht nur aus Eigeninteresse: Viele Clubs sind wohl in ihrer Existenz bedroht, wenn die Zuschauereinnahmen weiter ausbleiben.

So erklärte etwa FC St-Gallen-Chef Matthias Hüppi am Dienstag im Club, dass man pro ausgefallenem Heimspiel rund 400'000 Franken verliere.

Stadion Letzigrund
Das Letzigrund ist Austragungsort des Cupfinals der Frauen. (Archivbild) - keystone

Genau das droht aber nun dem Schweizer Sport weiterhin. Der Bundesrat prüft Varianten, wie es weitergehen soll. Eine davon: Die Obergrenze von 1'000 Personen gilt bis Ende März.

«... dann sind viele Clubs in ihrer Existenz bedroht»

Auf dieses Szenario angesprochen sind sich die beiden Sportpolitiker aus Bern und St. Gallen nicht einig.

Aebischer, der die Parlamentarische Gruppe Sport präsidiert, sagt: «Die Gesundheit hat Vorrang und den zu fällenden Entscheid des Bundesrats gilt es zu akzeptieren.»

SVP-Frau Gutjahr hingegen sagt klipp und klar: «Die Pläne sind schockierend! Diese 1'000er-Grenze muss Ende August fallen, sonst gehen Vereine Konkurs.»

Ist es möglich, schon im September wieder Sport-Events mit über 1'000 Zuschauern durchzuführen?

Die wirtschaftliche Situation bereitet auch Aebischer Sorgen. Seit Jahren würden sich viele Vereine von Saison zu Saison durchwursteln. «Sollte die 1'000-Regel bis im Frühling gelten, sind viele Clubs in ihrer Existenz bedroht», fürchtet der Sozialdemokrat.

Zwar steht Geld bereit: 175 Millionen sind für dieses Jahr reserviert, nochmal so viel fürs nächste Jahr. Bis anhin wollen aber die Clubs das Geld nicht. Aebischer sieht das Problem bei der Solidarhaftung.

Coronavirus
Sportministerin Viola Amherd an eine Pressekonferenz zum Coronavirus. Sie setzt auf Darlehen, welche die Clubs aber nicht wollen. - Keystone

«Es kann ja nicht sein, dass jene Clubs, die gut geschäften jene retten müssen, welche das Geld verjubeln», so Aebischer. Diese Auflage sei «nicht durchdacht». So müssten die reichen Young Boys einen anderen Verein «retten». Deshalb müsse das Parlament die Abschaffung der Solidarhaftung ins Visier nehmen.

Diana Gutjahr (SVP): «Kybunpark zu 50 Prozent füllen!»

Gutjahr dagegen will wegkommen von der finanziellen Unterstützung des Sports. Das sei mittelfristig keine Lösung. In Absprache mit den Kantonen solle man die Vereine Schutzkonzepte erarbeiten lassen. «Der Kybunpark in St. Gallen liesse sich so bestimmt zu 50 Prozent füllen», ist sie überzeugt,

Grundsätzlich müsse der Bundesrat wegkommen von starren Personenlimiten. Gefragt seien Augenmass und gesunder Menschenverstand. Aber: «Geisterspiele darf es nicht mehr geben!»

FCSG
Die FCSG-Fans nahmen es mit dem Zusammenhalt etwas zu wörtlich. Doch das Public Viewing war absolut legal. - Twitter/MaryTheOne

Sonst komme es zu absurden Situationen wie in St. Gallen, wo Menschen beim Public Viewing Schulter an Schulter sitzen, während kaum jemand ins Stadion darf.

Auch SP-Mann Aebischer hofft, schon bald wieder im Stadion zu sitzen. Das YB-Abonnement für die neue Saison hat er bezahlt. «Ich bin auch gerne bereit, die Spiele im Wankdorf mit einer Schutzmaske zu verfolgen, wenn das nötig ist.»

Eine Kompromiss-Lösung ist im Übrigen nicht auszuschliessen. Ein Szenario sieht vor, dass Gross-Events über 1000 Personen bewilligungspflichtig werden.

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