60 Prozent: Martin Pfister hat derzeit die besseren Wahlchancen
In Bern gingen gestern die ersten Partei-Hearings über die Bühne. Und es zeigt sich: «Alibi»-Kandidat Martin Pfister könnte am Ende die Nase vorne haben.

Das Wichtigste in Kürze
- Am 12. März wird der neue Mitte-Bundesrat gewählt, der Viola Amherd beerben soll.
- Markus Ritter galt lange als Kronfavorit, Martin Pfister als «Alibi»-Kandidat.
- Nach den ersten Partei-Hearings zeigt sich: Pfisters Wahlchancen sind gut.
Am Dienstagabend gingen die ersten Partei-Hearings für die Mitte-Bundesratskandidaten Markus Ritter und Martin Pfister zu Ende.
Mit einer Überraschung: Die Ritter-freundliche SVP und die FDP empfahlen keinen Kandidaten. Pfisters Fazit nach dem Hearing mit der FDP lautete demnach auch: «Ich glaube, ich habe gepunktet.»
Die GLP ging sogar noch einen Schritt weiter und favorisierte den als Underdog gehandelten Martin Pfister.
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So vermeldeten die Grünliberalen nach der Anhörung beider Kandidaten, der Zuger Regierungsrat Pfister sei der Parteiposition näher als Konkurrent Ritter.
Letzte Hearings bei SP und den Grünen
Zwar ist die Aussage der GLP offiziell nicht als Wahlempfehlung für Pfister zu deuten. Sie zeigt jedoch: Pfister hat sich im Hearing mit der Partei mehr hervorgetan als Bauernpräsident Ritter.
Betrachtet man das Programm, das nächste Woche folgt, muss man attestieren, dass Pfister die besseren Karten hat. Denn der rechtskonservative Ostschweizer Bauernpräsident Ritter hat mit den verbleibenden Hearings keine leichte Aufgabe vor sich.
Der Grund: Bei den Parteien – der SP und den Grünen – hat der langjährige Nationalrat kein Stein im Brett. Pfister hingegen gilt im Bundeshaus als unbeschriebenes Blatt, trägt politisch weniger Ballast mit sich herum.
«Pfister hat gute Chancen, die Wahl zu gewinnen»
Umso mehr dürfte deshalb für Ritter ins Gewicht fallen, dass die SVP ihn nicht offiziell zur Wahl empfohlen hat. Dies, obschon die rechtskonservative Partei eine starke Bauern-Basis hat.
Hat also der lange Zeit als «Alibi»-Kandidat verschriene Martin Pfister ernsthafte Chancen, die Nachfolge von Partei-Kollegin Viola Amherd anzutreten?
«Ja», meint Politikwissenschaftler Oliver Strijbis bei Nau.ch. «Ich denke, Herr Pfister hat gute Chancen, die Wahl zu gewinnen.»
Pfister konnte sich «strategisch» positionieren
Das würden auch die Vorhersagen seiner Wahlbörse «50plus1.ch» zeigen. Dort habe Martin Pfister momentan mit 60 Prozent die grösseren Wahlchancen.
Zu Beginn sei es sicher sein Glück gewesen, dass er in Bundesbern ein unbeschriebenes Blatt sei, so Strijbis über Pfister.

Aber: «Inzwischen dürften die Parlamentarier und Parlamentarierinnen gut über ihn informiert sein. Bei den Hearings konnte er den Fragen zur nationalen Politik nicht mehr aus dem Weg gehen.»
Was ihm aber laut Strijbis zum Vorteil gereicht haben könnte: dass er sich erst spät habe positionieren müssen. «Bei Fragen zur nationalen Politik konnte er deshalb strategisch sein.»
Bei Markus Ritter hingegen sind die Pflöcke längst eingeschlagen. In Bundesbern kennt man die Ausrichtung des Bauernpräsidenten bereits.
Ritters Auftreten ist «viel zu forsch»
Ein grosser Vorteil für Martin Pfister seien zudem die Schwächen von Konkurrent Ritter.
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«Herr Ritter ist rechtskonservativ. Herr Pfister könnte daher aus einer Allianz von linken und liberalen Parlamentarierinnen und Parlamentariern gewählt werden.»
Ausserdem, so Strijbis: «Herr Ritter war in seinem Auftreten viel zu forsch.»