Abschaltung AKW Beznau: Economiesuisse warnt vor grossen Problemen
Mit dem Aus für das AKW Beznau müsse die Schweiz ihre Stromproduktion massiv ausbauen, sagt die Economiesuisse. Mit Wind-, Solar- und allenfalls Atomkraft.
Das Wichtigste in Kürze
- Das AKW Beznau wird 2033 stillgelegt, teilt der Betreiber Axpo mit.
- Economiesuisse sieht dadurch eine Herkulesaufgabe auf die Schweiz zukommen.
- Winterwirksame Erneuerbare müssten massiv ausgebaut werden.
Auch wenn Atomkraft-Gegner am liebsten schon morgen das AKW Beznau stilllegen würden: Auch die Abschaltung per 2033 stelle die Schweiz schon vor riesige Herausforderungen, rechnet der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse vor. Der Strom für etwa 1,3 Millionen Haushalte falle weg. Und, warnt Economiesuisse: «Auch die anderen Kernkraftwerke werden nicht ewig Strom liefern.»
Die Ankündigung der Stilllegung sei darum ein Weckruf. Die Schweiz müsse ihre Stromproduktion massiv ausbauen. «Wir müssen unsere Stromproduktion bis 2050 mehr als verdoppeln», sagt Alexander Keberle, Leiter Umwelt, Energie und Infrastruktur bei Economiesuisse. Das sei eine Herkulesaufgabe – zur Sicherung des Wohlstands, aber auch zur Erreichung der Klimaziele.
Knackpunkt Januar
Mit Beznau breche eine tragende Säule weg. Für den Engpass im Januar müssten die bereits bestehenden Kapazitäten der Solaranlagen mehr als verdoppelt werden. Um diesen tagsüber produzierten Strom zu speichern, braucht es ebenfalls mehr Kapazitäten: Grad noch einmal gleich viel wie die bestehenden Pumspeicherkraftwerke.
Schaue man den gesamten Winter an, brauche es 770 Windräder. Oder 48 Windparks wie derjenige der BKW auf dem Mont Crosin, dem grössten der Schweiz. Mit Sonnenenergie seien 1160 grössere Solarkraftwerke wie dasjenige der Groupe E in Cressier (NE) nötig.
Milliarden sparen mit EU-Stromabkommen
Dass die Schweiz ihre Stromproduktion rechtzeitig ausbauen kann, ohne zusätzliche Gas oder Atomkraftwerke, stellt Alexander Keberle von Economiesuisse infrage. Dass wir plötzlich Kerzen anzünden müssten, glaubt er zwar nicht, aber dass der Strom im Winter teurer und teurer werde: «Mit grossen Auswirkungen auf Unternehmen und die Bevölkerung.»
Deshalb brauche es auf jeden Fall das Stromabkommen mit der EU, betont Keberle: «Damit liessen sich bis 2050 rund 50 Milliarden sparen.» Aber das bisherige Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren reiche wohl nicht. «Ein Windpark braucht in der Schweiz zum Beispiel aktuell 20 Jahre – 19 davon für die Bewilligung. Das kann nicht sein.»
Schlanke Verfahren, kluge Subventionen statt Chaos
Für den Ausbau der winterwirksamen Erneuerbaren brauche es einerseits eine ambitionierte Verschlankung der Verfahren. «Andererseits müssen die Subventionen klüger ausgestaltet werden», fordert Keberle. Das aktuelle System sei historisch gewachsenes Chaos.
«Statt Subventionen mit der Giesskanne zu verteilen, braucht es gezielte Anreize für die Winterproduktion.» Das heisst alpine Solaranlagen, mehr Windräder und Stauseen. In der Pflicht sieht Keberle hier Bundesbern.
Aktuell aber sage die Politik vor allem, was sie nicht wolle. «Aber sicheren, sauberen Strom, ohne Belastung der Landschaft und Biodiversität, preiswert, ohne Kernkraft und in der Schweiz produziert: Das sind eindeutig zu viele rote Linien.»