Affenpocken: Swissmedic hat Impfstoff nicht zugelassen
Obwohl es theoretisch Impfstoffe gegen Affenpocken gibt, ist keines der Produkte in der Schweiz zugelassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Fälle mit Affenpocken häufen sich auch in Europa.
- Theoretisch schützt dagegen der klassische Pockenimpfstoff.
- In der Schweiz ist aber keines der Produkte zugelassen.
Impfstoffe, die gegen die Pocken schützen, schützen auch gegen Affenpocken. Zwischen den beiden Viren besteht eine sogenannte Kreuzimmunität. Die Familie der Pockenviren sind gar ein exemplarisches Beispiel für Kreuzimmunität: Der Pockenimpfstoff basiert nämlich auf einem dritten Virus, dem der Kuhpocken.
Schützen tut die Impfung allemal, und das schon seit Jahrhunderten. Der Pockenimpfstoff gilt als erster der Geschichte. Nur nützt das die Schweiz in der aktuellen Situation mit immer mehr Fällen von Affenpocken nicht. Denn hierzulande ist kein Impfstoff zugelassen.
Ausgestorben und in Vergessenheit geraten
Moment, werden nun geneigte Leser mit Jahrgang vor 1980 einwenden: Ich wurde doch gegen Pocken geimpft. Davon zeugt die kreisförmige Narbe am Oberarm. Damit hat es schon seine Richtigkeit. Doch die Schweizer Zulassungsstelle Swissmedic ruft das in Erinnerung, was sie während der Pandemie öfter tat: Zulassen kann sie nur, wenn Gesuchsteller einen Antrag einreichen.
Bis in die 70er-Jahre habe es zwar Zulassungen für Arzneimittel gegen Pocken in der Schweiz gegeben, schreibt Swissmedic auf Anfrage. Doch 1979 erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO die Pocken für ausgerottet. Weil keine Impfungen mehr stattfanden, verzichteten die Firmen auch auf die Zulassung ihrer Impfstoffe, so Swissmedic.
Affenpocken: Andere Länder könnten impfen…
Mehr noch: «Swissmedic hat heute keine Anträge auf Zulassung von Arzneimittel zur Bekämpfung von (Affen)Pocken im Haus.» Pockenimpfstoffe werden aber durchaus auch heute noch produziert und weiterentwickelt.
Insbesondere nach den Terroranschlägen von 9/11 bestellten verschiedene Länder, darunter die USA und Deutschland, mehrere Millionen Dosen auf Vorrat. Es wurde befürchtet, dass Pockenviren von Terroristen als Biowaffe eingesetzt werden könnten.
…mit Impfstoff aus der Schweiz
Auch die WHO hat einen Notvorrat von rund 30 Millionen Dosen Pockenimpfstoff. Der Grossteil davon sind von Frankreich, Deutschland, Neuseeland und den USA zugesagte Chargen. Doch 2,8 Millionen Dosen lagert die WHO gleich selbst: Am WHO-Hauptsitz in Genf.
Der WHO-Vorrat ist allerdings explizit für den unwahrscheinlichen Fall von Ansteckungen mit dem ausgerottet geglaubten Pockenvirus vorgesehen. Dies hat die WHO jedenfalls 2017 so festgelegt. Sollte sich die Verwendung gegen einen grösseren Ausbruch mit Affenpocken aufdrängen, müsste dies zuerst beschlossen werden. Ob die Schweiz, ohne Zulassungen, überhaupt davon profitieren könnte, müsste die Schweiz wohl selbst entscheiden.