AHV 21: Gewerkschaft kritisiert SRG-Umfrage zu Abstimmungen
Die Umfrage von gfs.bern im Auftrag der SRG irritiert die Gegner der AHV 21. Das Ergebnis sei verzerrt, weil das Hauptargument der Linken fehle, behaupten sie.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Umfrageresultate von gfs.bern zur AHV 21 deuten auf ein deutliches Ja.
- Der Gewerkschaftsbund kritisiert, das Forschungsinstitut habe ein Argument ignoriert.
- Lukas Golder, der Co-Leiter von gfs.bern weist die Vorwürfe zurück.
Die Umfrage des Forschungsinstituts gfs.bern zu den kommenden Abstimmungen überrascht: Die AHV 21 hat einen bequemen Ja-Vorsprung von 64 Prozent. Die Umfrage von «Tamedia» ist auf ein anderes Ergebnis gekommen ist. Nur 53 Prozent der Befragten wollten demnach Ja stimmen.
Der Gewerkschaftsbund hat am frühen Morgen mit scharfer Kritik reagiert. «SRG-Umfrage ignoriert Hauptargument des AHV 21 Referendums», heisst es in einer Mitteilung. Die Forschenden hätten in der Umfrage mit keinem Wort erwähnt, dass Frauen einen Drittel weniger Rente erhielten.
Dabei sei das Argument der Frauenrentenlücke ein objektiver Fakt und werde auch nicht von der Befürworterseite infrage gestellt. Dies sei «unverständlich, irreführend und schliesslich schädlich für die Meinungsbildung der Stimmbevölkerung», so der SGB. Das Forschungsinstitut werde daher aufgefordert, die Umfrage anzupassen.
Massive Unterschiede zwischen zwei Umfragen
Die beiden Umfragen unterscheiden sich tatsächlich auch in Bezug auf die Stimmabsichten der Geschlechter. Während eine deutliche Minderheit der Frauen in der Tamedia-Studie Ja stimmen will, sind es bei SRG knapp über die Hälfte.
Auch die Gruppe der betroffenen 40- bis 64-Jährigen will überwiegend Ja stimmen, was bei der anderen Umfrage umgekehrt ist. Und doch erwartet der Gewerkschaftsbund eine starke Mobilisierung der Frauen, was zur Ablehnung der AHV 21 führen werde.
Das Hauptargument des Referendumskomitees kommt bei den Befragten der SRG-Studie gar nicht an. Nur knapp zwei Fünftel stimmen zu, die Reform sei ungerecht, weil Renten gekürzt würden und alle mehr über die Mehrwertsteuer bezahlten.
«Frauenfrage» im Zentrum der AHV 21
Nau.ch hat das Berner Forschungsinstitut für eine Stellungnahme erreicht. Lukas Golder, Co-Leiter des Unternehmens, sagt, das Verfahren für die SRG-Umfragen habe sich bewährt.
«Die Stimmabsichtsfragen stellen wir vor den Argumenten», erklärt der Forscher. «In der kurzen Erläuterung der Vorlage orientieren wir uns an der Idee eines Anliegens.» Erst dann würden den Befragten die Argumente präsentiert. «Damit beeinflusst die Auswahl der Argumente das Resultat der Umfrage nicht», so Golder.
Die «Frauenfrage» komme zudem vor: Zwei von den acht präsentierten Argumenten zu den beiden AHV-Vorlagen beträfen sie, auf der Pro- und Contra-Seite. Sie sei schliesslich im Zentrum der Debatte, «das bringen wir deutlich zum Ausdruck».
Golder verweist auf ein Statement, das den Teilnehmenden präsentiert wurde. «Solange Frauen weiterhin für die gleiche Arbeit weniger Lohn erhalten, kommt eine Rentenaltererhöhung der Frauen nicht in Frage.» 48 Prozent der Befragten waren mit dieser Aussage einverstanden.