Alain Berset krebst nach «Kriegsrausch»-Aussage zurück
Nach seiner «Kriegsrausch»-Aussage rudert Bundespräsident Alain Berset zurück. Er habe nie verlangt, dass die Ukraine mit Russland verhandeln soll.
Das Wichtigste in Kürze
- Gegenüber der «NZZ am Sonntag» sprach Alain Berset vom «Kriegsrausch».
- Für die Wortwahl erntete der Bundespräsident viel Kritk.
- Nun rudert Berset zurück und erklärt sich.
Bundespräsident Alain Berset steht nach mehreren Fehltritten ohnehin schon stark in der Kritik. Durch ein «NZZ am Sonntag»-Interview durfte er sich davon gleich einen Nachschlag einholen.
Er sprach vom «Kriegsrausch», den er in «gewissen Kreisen» spühre. Das war selbst SP-Parteikollegen wie den beiden Co-Präsidenten Wermuth und Meyer zu viel. Die beiden distanzierten sich von den Aussagen.
Weiter erklärt hat Berset die Aussage lange nicht, am Dienstag wurde er an einer Veranstaltung der Universität St. Gallen aber darauf angesprochen. Die Wortwahl sei unglücklich gewesen, er habe sich nicht richtig ausgedrückt, so der SP-Magistrat. Auch in einem Interview mit Tamedia sagt Alain Berset: «Es war nicht die richtige Wortwahl.»
Er habe in letzter Zeit viele Kontakte gehabt, «vor allem international», sagt Berset an der HSG. Die Diskussionen seien fast immer aus einer Kriegslogik heraus geführt worden, habe er dabei festgestellt. Er verstehe das, denn viele Länder engagieren sich sehr stark militärisch, «aber es braucht auch andere Elemente.»
Mit diesen Aussagen deutet Alain Berset an, dass er mit «gewissen Kreisen» bloss andere Länder gemeint habe. In einem Interview mit «Le Temps» von Anfang März kritisierte er aber auch die hiesige Diskussion. Er sei besorgt über «das kriegerische Klima», das überall auf der Welt herrsche, auch in der Schweiz. Er habe den Eindruck, dass «einige Akteure, auch ehemalige Pazifisten, wie vom Rausch des Krieges mitgerissen werden».
Alain Berset: Antwort auf Krieg kann nicht nur Aufrüstung sein
Im Tamedia-Interview stellt Berset klar, er habe nie die Absicht gehabt, bestimmte Personen oder Staaten zu kritisieren. Er habe zeigen wollen, dass es auch andere Wege gebe, die Ukraine zu unterstützen. «Die Antwort auf diesen brutalen Angriffskrieg kann nicht nur Aufrüstung sein.» Gerade die Schweiz müsse in «der Logik des Friedens und der Diplomatie denken».
Auch in diesem Zusammenhang sorgte er im «Le Temps»-Interview für Stirnrunzeln. Der Bundespräsident sprach sich damals für Friedensverhandlungen mit Russland aus – «je früher, desto besser».
Gegenüber den Tamedia-Zeitungen rudert Berset auch hier zurück: Der entstandene Eindruck, dass die Ukraine sofort verhandeln müsse, sei falsch, «die Bedingungen dafür sind nicht da». Für Verhandlungen müsse Russland den Krieg stoppen, das Völkerrecht und die Menschenrechte respektieren und das ukrainische Territorium verlassen. «Selbstverständlich» bestimme die Ukraine selbst, wann sie zu Verhandlungen bereit sei.