Alain Berset sieht keinen Handlungsbedarf bei Wanderunfällen
Die Anzahl der Wanderunfälle nimmt stetig zu: In diesem Jahr sind schon mehr als 40 Personen tödlich verunglückt. Alain Berset sieht keinen Handlungsbedarf.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zahl der tödlichen Wanderunfälle in der Schweiz nimmt zu.
- Viele Wanderlustige überschätzen sich, was zu zahlreichen Unfällen führt.
- Fabio Regazzi (Mitte/TI) wollte vom Bundesrat wissen, ob mehr Prävention nötig wäre.
2021 wurde in der Schweiz ein besorgniserregender Rekordwert erreicht: 67 Personen hatten während der vergangenen Saison bei Wanderunfällen das Leben verloren. Während der laufenden Saison waren indes schon 40 Todesopfer zu beklagen – es könnte auch heuer zum neuen Rekord kommen.
Diese erhöhte Anzahl von Unfällen und Todesopfern auf Wanderwegen lässt sich teilweise auf das schöne Wetter zurückführen. Trotzdem greift diese Erklärung zu kurz: Die Steigerung hängt auch damit zusammen, dass immer mehr Menschen das Wandern für sich entdecken.
Aus diesem Grund ist Nationalrat Fabio Regazzi (Mitte/Tessin) der Meinung, die derzeit laufenden Informationskampagnen zeigten nicht die gewünschte Wirkung. Er möchte vom Bundesrat wissen, ob die Bevölkerung nicht stärker auf die Problematik sensibilisiert werden müsste.
Alain Berset sieht keinen Handlungsbedarf
Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) unter Bundesrat Alain Berset (SP/FR) erklärt in der schriftlichen Antwort: Die Prävention in diesem Bereich sei bereits heute «auf dem richtigen Weg».
So finde unter der Aufsicht der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) bereits eine Sensibilisierungskampagne zum Thema «Trekking und Bergsport» statt. Schliesslich betont Alain Berset, dass auch eine verstärkte Sensibilisierung die gebotene Eigenverantwortung der Bergsteiger nicht ersetzen könne.
Ziel der Kampagne sei es in erster Linie, Wissen über das Verhalten in den Bergen und die Risikobewertung zu vermitteln. Die BFU empfehle Wanderlustigen daher insbesondere, Wanderrouten sorgfältig zu planen und geeignete Ausrüstung zu verwenden.
Gleichzeitig betont Bundesrat Berset, dass die Zahl der jährlichen Unfälle im Trekking und Bergsport tatsächlich stark zugenommen habe. Zu Beginn der 2000er Jahre hatten sich noch rund 17'700 Unfälle pro Jahr ereignet. Heute sei diese Zahl auf circa 33'000 Unfälle angestiegen.
Der Schweizerische Alpenclub (SAC) mahnt zur Vorsicht
Der Schweizerische Alpenclub (SAC) bestätigt diese Tendenz in der Person von Bruno Hasler. Gegenüber Nau.ch gibt der Verantwortliche der Bergnotfallstatistik zu bedenken, dass viele Wanderer sich überschätzen.
Das Risikoverhalten der Wanderlustigen übe nämlich ebenfalls einen entscheidenden Einfluss auf die Problematik aus: Gemäss einer grossen Studie der BFU gehöre «lückenhaftes Wissen und Selbstüberschätzung» zu den Hauptgründen, warum Wanderlustige unwillentlich in Gefahr geraten.
Hasler betont in seiner Stellungnahme: «Es wird bereits sehr viel getan, um die Wandernden zu sensibilisieren. Die Kampagne der BFU erachten wir als sehr gut.» Gleichzeitig wirft der Experte ein, dass man «immer noch mehr» machen könnte: Offensichtlich erreiche die Kampagne nicht alle Leute.