Amherd-Nachfolge: Wer im Rennen ist und wer abgesagt hat

Keystone-SDA
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Bern,

Nach Amherds Rücktritt fordert die Mitte bis 3. Februar Nominationsvorschläge, während das Kandidierendenkarussell schrumpft.

Amherd-Nachfolge
Will heute erstmals über die Amherd-Nachfolge beraten: Die Mitte-Partei. - keystone

Nach der Rücktrittsankündigung von Mitte-Bundesrätin Viola Amherd erwartet die Mitte-Partei bis 3. Februar die Nominationsvorschläge ihrer Kantonalparteien. Mehrere Personen sind inzwischen vom Kandidierendenkarussell abgesprungen. Zusagen gibt es bisher noch keine. Ein Überblick über Namen und Positionen in alphabetischer Reihenfolge:

Kandidaturen im Gespräch

CHRISTOPHE DARBELLAY: Der Walliser Staatsrat Christophe Darbellay denkt über eine Kandidatur nach, wie er kürzlich in einem Interview mit der Zeitung «Le Nouvelliste» sagte. Er wolle mit seinen Angehörigen und mit der Partei Gespräche führen. Der 53-Jährige war von 2003 bis 2015 Mitglied des Nationalrates; heute ist er Mitglied der Walliser Kantonsregierung, dem Staatsrat. Anfang März stellt er sich im Wallis der Wiederwahl für eine dritte Amtszeit. Ein zweiter Wahlgang würde am 23. März stattfinden, also nach der Bundesratswahl. «Das ist das schlechteste aller Timings», sagte er der Zeitung. Vor dem nun ebenfalls zurücktretenden Gerhard Pfister war der Agraringenieur Darbellay zehn Jahre lang Präsident der damaligen CVP Schweiz.

ANDREA GMÜR-SCHÖNENBERGER: Die Luzerner Ständerätin Andrea Gmür-Schönenberger präsidiert die Sicherheitspolitische Kommission der kleinen Kammer. «Ich mache mir Gedanken», teilte sie der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Dass sie als mögliche Kandidatin genannt werde, freue und ehre sie, hatte sie sich zuvor von der «Schweiz am Wochenende» zitieren lassen. Ihr seien die Dossiers der abtretenden Verteidigungsministerin ebenso bekannt wie die Menschen im Verteidigungsdepartement. Neben der Sicherheitspolitischen Kommission arbeitet sie auch in der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur sowie der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen mit. Gmür-Schönenberger ist 60 Jahre alt und ausgebildete Gymnasiallehrerin.

Interesse signalisiert

PHILIPP KUTTER: Der Zürcher Nationalrat Philipp Kutter hat Interesse an einer Kandidatur signalisiert. Zurzeit prüft der 49-Jährige, ob er trotz Tetraplegie als Nachfolger von Amherd antreten kann, wie die «Sonntagszeitung» schrieb. «Ich überlege mir grundsätzlich, für das Amt als Bundesrat zu kandidieren», sagte Kutter demnach. Für ihn wäre ein Bundesrat im Rollstuhl ein starkes Zeichen für die Inklusion. Kutter ist seit 2018 Nationalrat und setzt laut seiner Webseite die politischen Schwerpunkte bei Bildung, Wirtschaft und Klima. Er ist zudem Stadtpräsident von Wädenswil ZH und ehemaliges Mitglied des Zürcher Kantonsparlaments. Er hat ein Studium in Geschichte, Medienwissenschaften und Politologie absolviert und führt mit seiner Frau eine Kommunikationsagentur.

MARKUS RITTER: Der St. Galler Nationalrat Markus Ritter ist der wohl bekannteste Bauern-Politiker in Bundesbern. Der 57-jährige Bio-Landwirt ist seit 2012 Präsident des Schweizer Bauernverbandes und will noch bis 2028 in diesem Amt bleiben. Im Nationalrat ist er seit 2011 und politisiert in der Kommission für Wirtschaft und Abgaben. Exekutiverfahrung hat Ritter aus seiner Zeit als Mitglied der Stadtregierung von Altstätten SG. Den Zeitungen von CH Media sagte er, dass er sich eine Kandidatur überlege. Er werde dazu gedrängt. Von verschiedenen Seiten seien Leute auf ihn zugekommen und hätten um eine Kandidatur gebeten. Nun sei er im Gespräch mit dem Mitte-Fraktionschef, mit der Findungskommission, mit der Mitte des Kantons St. Gallen und mit dem Schweizer Bauernverband.

Entscheidungen offen

ELISABETH SCHNEIDER-SCHNEITER: Die Baselbieter Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneider will noch abwarten mit einem Entscheid, wie sie der «Schweiz am Wochenende» sagte. Sie wolle wissen, wer ins Rennen steige. Spitzenjobs in der Mitte-Partei dürften indes nicht nur von Männern besetzt werden. Die 60-jährige Juristin ist seit 2010 Nationalrätin und ist Mitglied der Aussenpolitischen Kommission.

MICHAELA TSCHUOR: Die Luzerner Regierungsrätin Michaela Tschuor kann die Frage nach einer allfälligen Bundesratskandidatur noch nicht abschliessend beantworten. Sie nehme sich die Zeit, darüber nachzudenken, schrieb sie auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Auch stehe sie diesbezüglich mit der Parteileitung im Austausch. Tschuor gab weiter an, noch nicht lange Regierungsrätin zu sein und eine grosse Agenda zu haben, die sie gerne noch umsetzen wolle. Die 47-jährige Tschuor ist seit 2023 Vorsteherin des Gesundheits- und Sozialdepartementes des Kantons Luzern.

PHILIPP MATTHIAS BREGY: Für den Oberwalliser Nationalrat und Fraktionschef der Mitte-Partei, Philipp Matthias Bregy, kommt eine Kandidatur als Bundesrat «derzeit nicht infrage». Für ihn geht derzeit die Familie vor: Die Chance Bundesrat zu werden, könne wieder kommen, schrieb er auf X. «Die Chance, die eigenen Kinder aufwachsen zu sehen, kommt sicher nie mehr.» Der 46-jährige Rechtsanwalt aus Naters VS ist derzeit Mitglied der Wirtschafts- und der Rechtskommission, hat sich aber in früheren Jahren auch mit Verkehrspolitik befasst.

Absagen und Alternativen

YVONNE BÜRGIN: Die Zürcher Nationalrätin und derzeitige Vizepräsidentin der Mitte Schweiz, Yvonne Bürgin, hat sich eine Kandidatur überlegt, wie sie der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Sie sei aber zum Schluss gekommen, «dass eine Kandidatur zum jetzigen Zeitpunkt zu früh wäre». Die 54-Jährige ist erst seit Dezember 2023 Mitglied des Nationalrats und erst seit drei Jahren Gemeindepräsidentin. «Mein Erfahrungsschatz ist also realistischerweise noch etwas dürftig für die herausfordernde Arbeit im Bundesrat

MARTIN CANDINAS: Der 44-jährige Bündner Nationalrat Martin Candinas verzichtet auf eine Kandidatur. So einzigartig und reizvoll das Amt des Bundesrates auch sei, entfache es aktuell kein inneres Feuer in ihm, schrieb er zur Begründung. Er bleibe seiner Familie und den Menschen verpflichtet, die ihn in den Nationalrat sowie in die verschiedenen Mandate gewählt hätten. Candinas ist seit 2011 Nationalrat. 2022/2023 war er Nationalratspräsident und damit formal der höchste Schweizer. Von 2012 bis 2021 war er Mitglied des Präsidiums der damaligen CVP Schweiz. Der ausgebildete Sozialversicherungsfachmann sitzt in der Sicherheitspolitischen Kommission und der Kommission für Verkehr- und Fernmeldewesen.

STEFAN ENGLER: Der Bündner Ständerat Stefan Engler ist seit 2011 Ständerat und derzeit erster Vizepräsident der kleinen Kammer – im kommenden Jahr wird er voraussichtlich Ständeratspräsident. «Es ist aussichtsreicher, im Dezember als Präsident des Ständerats gewählt zu werden», zitierte ihn die «Südostschweiz», angesprochen auf seine Bundesratsambitionen. Engler befasst sich schwerpunktmässig mit Themen aus den Bereichen Umwelt, Energie, Raumplanung und Verkehr und ist zudem Mitglied der Staatspolitischen Kommission. Er ist 64 Jahre alt.

Klarer Fokus auf andere Rollen

KARIN KAYSER-FRUTSCHI: Die Nidwaldner Regierungsrätin Karin Kayser-Frutschi prüfte eine Bundesratskandidatur, sagte schliesslich aber ab. Zwar betonte die 58-Jährige, dass sie es als Ehre und als Anerkennung empfinde, in den Reihen der Kandidatinnen und Kandidaten für das Bundesratsamt stehen zu dürfen. Ihre aktuellen Aufgaben im Kanton Nidwalden und ihr Amt als Co-Präsidentin der Konferenz kantonaler Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) seien ihr aber wichtig. Diesen Aufgaben wolle sie sich weiterhin «mit Sorgfalt und Verantwortung widmen». Kayser-Frutschi war während der Bürgenstock-Konferenz im Juni 2024 für die Sicherheit der Teilnehmenden verantwortlich. Sie wäre die erste Vertretung des Kantons Nidwalden in der Landesregierung gewesen.

RETO NAUSE: Der Berner Nationalrat Reto Nause war jahrelang Mitglied der Berner Stadtregierung. Der 53-Jährige sagte dem «Blick», dass die Mitte des Kantons Bern wegen einer allfälligen Bundesratskandidatur auf ihn zugekommen sei. Für ihn sei aber klar: Er wolle lieber auf den ebenfalls abtretenden Parteipräsidenten Gerhard Pfister folgen. «Ich habe mich geistig auf eine Kandidatur als Mitte-Präsident eingestimmt.»

GERHARD PFISTER: Der im Sommer abtretende Mitte-Präsident Gerhard Pfister will nicht Bundesrat werden. Er habe beschlossen, nicht für die Nachfolge von Amherd zu kandidieren, sagte er in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen. Er habe sich natürlich gefragt, ob er das Amt ausführen könnte «Und bei aller Bescheidenheit: Ich würde mir das Amt zutrauen.» Aber er habe sich auch gefragt, ob das Amt zu ihm passe. Und da sei er zum Schluss gekommen: nein. Wer ihn näher kenne wisse, dass er kein glücklicher Bundesrat wäre. Er liebe den Diskurs, er debattiere und streite gerne. «Dazu brauche ich eine gewisse persönliche Freiheit», sagte der 62-jährige Pfister. Als Parteipräsident habe er die, als Bundesrat «sicher nicht mehr».

Keine Ambitionen auf den Bundesrat

THOMAS RECHSTEINER: Der Innerrhoder Nationalrat Thomas Rechsteiner hat sich gegen eine Kandidatur entschieden. Eine Nachfolgelösung für seine berufliche Tätigkeit zu finden, sei innert kurzer Zeit nicht möglich, begründete er die Absage. Dem Entscheid seien intensive Abklärungen und Gespräche im beruflichen, politischen und persönlichen Umfeld vorausgegangen. Sich ausschliesslich auf die Arbeit in einem politischen Exekutivamt zu konzentrieren, könne er sich derzeit nicht vorstellen. Der 53-jährige Rechsteiner vertritt seit 2019 den Kanton Appenzell Innerrhoden im Nationalrat und arbeitet in der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit mit. Er führt eine Versicherungs-Generalagentur in Appenzell.

FABIO REGAZZI: Fabio Regazzi, Tessiner Ständerat und Präsident des Gewerbeverbandes, möchte nicht Bundesrat werden. Das gab der 62-jährige gegenüber Ticinonews bekannt. Er habe keine Bundesratsambitionen, liess er sich zitieren. Regazzi ist seit 2023 Ständerat und Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission und der Kommission für Wirtschaft und Abgaben. Zuvor, von 2011 bis zu den nationalen Wahlen im Herbst 2023, war er Nationalrat. Er ist ausgebildeter Rechtsanwalt und Notar und führt heute ein eigenes Unternehmen.

BENEDIKT WÜRTH: Der St. Galler Mitte-Ständerat Benedikt Würth hat sich gegen eine mögliche Bundesratskandidatur ausgesprochen. «Bundesrat zu werden, steht nicht mehr in meiner Lebensplanung», schrieb er in einer Mitteilung. Das Thema Bundesrat sei für ihn abgehakt. Er fühle sich in seinen heutigen politischen und beruflichen Aufgaben ausserordentlich wohl und werde diese mit hohem Engagement weiterführen. Der 57-jährige Rechtsanwalt und frühere St. Galler Regierungsrat war von den Medien als Anwärter für einen Bundesratssitz gehandelt worden, obwohl er wie Finanzministerin Karin Keller-Sutter (FDP) aus dem Kanton St. Gallen stammt.

Engagement ohne Kandidatur

HEIDI Z'GRAGGEN: Die Urner Ständerätin Heidi Z'graggen, die 2018 mit Viola Amherd auf dem Bundesratsticket stand und bei der Wahl unterlag, wurde von den Mitte-Frauen als mögliche Kandidatin ins Spiel gebracht, will aber kein zweites Mal kandidieren. Laut einer Mitteilung vom Montag steht für sie die politische Arbeit im Ständerat im Vordergrund. Die 58-Jährige arbeitet unter anderem in der Staatspolitischen Kommission und in der Rechtskommission mit. Von 2004 bis 2020 war sie Urner Regierungsrätin. Z'graggen ist ausgebildete Lehrerin und Politikwissenschaftlerin und seit 2019 Ständerätin.

FINDUNGSKOMMISSION: Pfister und Bregy präsidieren gemeinsam die Findungskommission der Mitte. Zu ihr gehören die Ständeräte Charles Juillard (JU) und Pirmin Bischof (SO) sowie die Ständerätinnen Marianne Binder-Keller (AG) und Isabelle Chassot (FR). Aus dem Nationalrat sind Niccolò Paganini (SG) und Regina Durrer-Knobel (NW) dabei. Sie alle kommen damit für eine Kandidatur nicht infrage.

Kommentare

User #8563 (nicht angemeldet)

Will sich niemand für die Schweiz einsetzen?

User #4731 (nicht angemeldet)

Jeder neue und alte Bundesrat in dieser Zeit wird zur Verantwortung gezogen. Da macht es keinen Spass den Job zu übernehmen.

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