«Arena»: Wie findet Wirtschaft aus der Corona-Krise?
Wer bezahlt das Ganze? In der «Arena» wurde über bedrohte Existenzen und die Kosten der Corona-Krise geknatscht.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz steckt in der zweiten Welle des Coronavirus.
- Nicht nur durch das Virus, sondern auch durch deren Folgen sind Existenzen bedroht.
- Laut Epidemiologe Salathé gibt es aber einen Hoffnungsschimmer.
Von links bis rechts ist klar: Nach der Krise ist vor der Krise. Denn auch wenn sich die Corona-Fallzahlen weiter verlangsamen sollten, in Sachen Wirtschaft kann alles andere als von Entwarnung die Rede sein.
So ist etwa die Zahl der Arbeitslosen im Oktober auf über 149'000 stagniert. Die Halbjahreszahlen sprechen von einem Einbruch des Schweizer Wirtschaftswachstums um die neun Prozent. Erneut werden Wirtschaftsmassnahmen gefordert. Doch wie findet die Wirtschaft aus der Krise?
Darüber haben in der «Arena» vom Freitagabend SVP-Nationalrat Thomas Matter, Peter Grünenfelder von Avenir Suisse, und Gerhard Andrey, Nationalrat Grüne, diskutiert. Zudem sprang kurzfristig SP-Vize Jacqueline Badran für ihre Präsidentin Mattea Meyer ein. Mit diskutiert haben auch die beiden Taskforce-Mitglieder Marcel Salathé und Jan-Egbert Sturm.
Klar ist: Der Weg aus der Krise ist das Ziel. Doch welcher Weg es sein soll, darüber scheiden sich die Geister. Und insbesondere: Wer bezahlt das Ganze?
Drei Fronten
Für Badran ist klar: Nun müssten Massenkonkurse verhindert und die Wirtschaft stabilisiert werden. Und: wenn die Kosten mit Steuern gedeckt werden müssen, dann dürfen die sicher nicht bei den Einkommen erhoben werden. Dafür stehe sie mit Leib und Seele ein.
Andrey bringt dazu den Vorschlag, dass nicht die Schwächsten, sondern die Profiteure der Krise besteuert werden müssten. Solidarität sei nun wichtig. Die Krisengewinner müssten die Verlierer unterstützen.
Das wiederum läuft Grünenfelder und Matter zuwider. Auf gar keinen Fall dürfe der Gewinn besteuert werden, findet Matter. Nun dürften nur noch die Unterstützung erhalten, die das auch brauchen, plädiert er. Auch Grünenfelder findet: Firmen, die während der Krise gut geschäftet haben, zu bestrafen, sei schlichtweg falsch. Und er wehrt sich, dass zusätzliche Gelder fliessen sollen. Man müsse nun weiter auf bewährte Mittel wie etwa die Kurzarbeit zurückgreifen.
Milliarden für Leute auf dem Sofa
Hier meldet sich Christoph Stampfli von der Unabhängigkeitspartei «Up! Schweiz» energisch. Für ihn ist Kurzarbeit ein Unwort: Milliarden würden bezahlt, damit gesunde Leute zuhause auf dem Sofa herumsitzen würden. «Wir sind in der grössten Staatsausweitung seit dem 2. Weltkrieg», enerviert sich Stamfpli. Das sei der «absolute Wahnsinn». Und es könne nicht sein, dass sich Unternehmen durch Staatsunterstützung noch höher verschulden.
Dies bringt Badran kurz ins Grübeln. Ein «Quäntchen Wahrheit» kann sie Stampfli abverlangen. Doch sie warnt vor Tatenlosigkeit. Ein Strukturwandel dürfe nicht von heute auf morgen passieren. Zu viele Lebensräume stünden auf dem Spiel.
Food-Truckerin: «Innovative Unternehmen werden an Wand gefahren»
Eine Existenz wie die von Food-Truckerin Samira Luna Doberer. Sichtlich bewegt ergreift die Klein-Unternehmerin das Wort. Aus der Not habe sie auf Notlösungen zurückgegriffen – ein Online-Shop und ein Hofladen eröffnet. Dies sei aber bloss ein Tropfen auf den heissen Stein. «Wir überleben nicht», klagt sie.
Und sie sei nicht allein: «Innovative Unternehmen werden gerade an die Wand gefahren.» Da reiche auch der Erwerbsersatz von 1000 bis 2000 Franken pro Monat nicht.
Etwas wortkarg in der Wirtschafts-Corona-Arena bleibt Epidemiologe Salathé. Nur gerade zu Beginn der Sendung kommt er zu Wort. Um von einer Trendwende zu sprechen, müssten die Fallzahlen langfristig heruntergehen. Die zweite Welle zeige, dass es sehr schnell gehen kann. Wichtig sein nun aber, dass die Schweiz nicht in eine Jojo-Phase falle.
Doch Salathé sieht auch hoffnungsvoll in die Zukunft. Besonders die aktuellen Meldungen von Impfstoffen stimmen ihn zuversichtlich: «Ich hoffe, dass wir am Anfang vom Ende sind.»