Autobahn-Ausbau: Wird bei Volks-Nein ganz Schaffhausen blockiert?
Mit dem umstrittenen Autobahn-Ausbau soll unter anderem auch der Fäsenstaubtunnel eine zweite Röhre erhalten. Diese ist aber umstritten.
Das Wichtigste in Kürze
- Beim zur Abstimmung stehenden Autobahn-Ausbau geht es auch um den Fäsenstaubtunnel.
- Ohne zweite Röhre drohe die Stadt Schaffhausen abgeschnitten zu werden, sagen Befürworter.
- Die Gegner sehen diverse Mängel am Projekt – selbst die Stadtregierung hat Zweifel.
Ende November ist die Stimmbevölkerung aufgerufen, unter anderem den Ausbau der Autobahnen für rund fünf Milliarden Franken abzusegnen. Auf drei Abschnitten, alle auf der A1, sind zusätzliche Spuren geplant. Bei Basel, St. Gallen und Schaffhausen sollen neue Tunnelröhren entstehen.
Befürworter der Vorlage warnen nun: Wird der Fäsenstaubtunnel bei Schaffhausen nicht ausgebaut, drohe die ganze Stadt über Monate abgeschnitten zu werden.
Sanierung während der Nacht
Der Fäsenstaubtunnel ist heute ein Nadelöhr. Dieses müsse in den nächsten Jahren aber zwingend erneuert werden. Das schreibt etwa SVP-Transporunternehmer und Aargauer Nationalrat Benjamin Giezendanner in der Parteizeitung «Klartext».
Ohne zusätzliche Röhre müsse der Verkehr dann während Monaten oder Jahren durch Schaffhausen umgeleitet werden: «Ein Albtraum!»
Gar nicht, findet dagegen Nationalrätin Franziska Ryser (GPS/SG). «Der Fäsenstaubtunnel wurde gerade eben erst saniert, in Nachtarbeit. Das hat auch ohne zweiten Tunnel geklappt. Wieso sollte dies in 30 Jahren, bei der nächsten Sanierung, nicht auch gehen?»
Gegenverkehr im Fäsenstaubtunnel
Dem wiederum widerspricht Nationalrat Thomas Hurter (SVP/SH). Der Tunnel sei nun fast 30 Jahre alt; in 10 bis 15 Jahren brauche es eine umfassende Erneuerung. Eine solche sei aber nicht mit Arbeiten in der Nacht zu bewältigen.
Dazu komme, dass der Fäsenstaubtunnel so heute gar nicht mehr gebaut werden dürfte, weil Sicherheitsnormen nicht eingehalten würden. Eine zweite Röhre sei auch darum effizient, weil ein massiver Sicherheitsgewinn erzielt werden könne.
Hurters Fazit: «Aus all diesen Gründen sollte eine Mehrheit der Schaffhauser Bevölkerung für den Bau eines zweiten Fäsenstaubtunnels sein.»
Uneiniges Schaffhausen
Doch auch aus Schaffhausen selbst regt sich Widerstand gegen das Projekt. So gibt es aktuell einen Schlagabtausch zwischen Stadt- und Kantonsregierung.
Nachdem sich die Stadt bisher immer hinter das Projekt gestellt hatte, sieht sie nun «gravierende Probleme». Zu diesem vernichtenden Urteil gelangt sie aufgrund eines Expertenberichts, der das Projekt als einseitig beschreibt.
Kritisiert werden unter anderem die geplanten Bauinstallationen im Mühlental, der zusätzliche Anschluss Mutzentäli und der befürchtete Mehrverkehr in Quartierstrassen.
Auch Nationalrätin Franziska Ryser kritisiert den Ausbau auf ganz grundsätzlicher Ebene: «Dieses Projekt ist besonders kritisch, weil das Kosten-Nutzen-Verhältnis jetzt schon negativ ist. Die Kosten des geplanten Ausbaus übersteigen seinen Nutzen deutlich.»
Nadelöhr Fäsenstaubtunnel
Der Fäsenstaubtunnel ist zwar nur knapp anderthalb Kilometer lang. Doch mit über 30'000 Fahrzeugen passieren ihn doppelt so viele wie den Gotthard-Strassentunnel.
Um das bei Unfällen immer wieder gesperrte Nadelöhr trotz der engen Platzverhältnisse zu entschärfen, musste man kreativ werden. So sollen nördlich des Tunnels die Fahrspuren doppelstöckig gebaut werden.
Dass es ein Nadelöhr ist, bestätigt indes auch die Grüne Ryser. Aber: «Der Ausbau wird auch zu mehr Verkehr führen, geschätzt über 15’000 Fahrzeugkilometer pro Tag. Mittelfristig macht man so also einfach zwei Nadelöhre draus.»