BAG blind: Bund fehlen Daten zu Quarantäne und Isolation
Das BAG weist die Zahl von Personen in Quarantäne und Isolation aus. Die Daten sind aber unbrauchbar, weil nicht alle Kantone Daten melden. Welche, ist unklar.
Das Wichtigste in Kürze
- Aufgrund der hohen Fallzahlen befinden sich viele Personen in Isolation oder Quarantäne.
- Laut Daten der Kantone, die vom BAG publiziert werden, sind es knapp 120'000.
- Weil aber nicht alle Kantone Daten liefern, liegt die reale Zahl weitaus höher.
Gestern meldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) über 30'000 Covid-Fälle in 24 Stunden. Das Virus ist stark in Umlauf, Spitaleinweisungen und Todesfälle stagnieren indes. Das Contact Tracing der Kantone jedoch hat alle Hände voll zu tun.
Je mehr Personen sich anstecken, desto mehr landen in Isolation und Quarantäne. Das hat drastische Folgen für die Wirtschaft: Wegen der vielen Ausfälle klagen Gastgewerbe, SBB, oder auch Schulen über Personalmangel. Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse fordert die Kürzung der Quarantäne- und Isolationsdauer auf fünf Tage.
Sechs Kantone behalten ihre Daten für sich
Umso wichtiger wäre es also zu wissen, wie viele Personen sich tatsächlich zu Hause aufhalten und kein Homeoffice machen können. Das BAG und die Kantone liefern zwar Zahlen – aber diese sind wohl eine massive Unterschätzung. Am Mittwoch beispielsweise wurde die Anzahl isolierter und unter Quarantäne gesetzter Personen auf 118'508 aktualisiert.
Doch das Kleingedruckte offenbart ein grosses Problem: Nur 18 Kantone (und das Fürstentum Liechtenstein) haben ihre Contact-Tracing-Zahlen gemeldet. Es fehlen also ganze acht Kantone.
Welche das sind, kann beziehungsweise will das BAG nicht sagen. Auf Anfrage von Nau.ch erklärt ein Sprecher: Die Anzahl Kantone, welche diese Zahlen lieferten, «variiert von Tag zu Tag». Deswegen werde die genaue Liste auch nicht publiziert.
Nach Einsicht in die genaueren Daten fällt auf, dass beispielsweise der Kanton Zürich seine Contact-Tracing-Zahlen dem BAG nicht mitgeteilt hat. Wie aber «blue News» berichtet, hat der bevölkerungsreichste Kanton nur über die Festtage ausgesetzt.
Stand Gestern befänden sich rund 15'000 Zürcherinnen und Zürcher in Isolation und 55'000 Personen in Quarantäne, so der Kanton. Mit den zusätzlichen Daten aus anderen Kantonen berechnete «blue News», dass über 200'000 Menschen in Isolation oder Quarantäne sein müssten.
Heute Donnerstag übermittelten ganze 23 statt 18 Kantone ihre Daten dem BAG. Aber auch mit den zusätzlichen Zahlen summiert sich die Anzahl «eingesperrter» Schweizerinnen und Schweizer «nur» auf etwa 142'000. Es dürften in Realität jedoch weitaus mehr als 200'000 sein.