Balthasar Glättli: «Leukämie brachte mich in die Politik»

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Bern,

Er sitzt für die Grünen im Nationalrat. Doch Balthasar Glättlis Feuer für die Politik entflammte erst, nachdem er den Krebs besiegt hatte.

Balthasar Glättli Staf Steuervorlage
Balthasar Glättli ist Nationalrat und Mitglied der Grünen Partei. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Balthasar Glättli politisiert seit acht Jahren für die Grünen im Nationalrat.
  • Der Fraktionschef entdeckte seine Politik-Leidenschaft durch ein einschneidendes Ereignis.

Balthasar Glättli spielt bei den Grünen im Bundeshaus die erste Geige und dirigiert die Fraktion. Der Zürcher arbeitete je sieben Jahre im IT-Bereich und für eine migrationspolitische Organisation. Für beide Themen engagiert er sich auch dezidiert, seit er 2011 in den Nationalrat gewählt wurde.

Politisiert hat Balthasar Glättli jedoch ein anderes Lebensereignis. Dies berichtet der 47-Jährige am heutigen Dienstagabend in der SRF Club Sommerserie «Politclans am Gartentisch». Zusammen mit seiner Frau und SP-Nationalrätin Min Li Marti sowie Bruder und Cellist Kaspar Singer spricht er mit Moderatorin Barbara Lüthi über private Erfahrungen.

«Mir hat das das Gefühl gegeben: Dass ich überlebt habe, muss einen Grund haben», erklärte Glättli. Denn als Kind war er an der Leukämie erkrankt, der Krebsform des Blutsystems. «Das ist etwas, das einem einfach passiert. Es ist ja etwas, das man nicht selbst beeinflussen kann.»

Predigten für eine bessere Welt als «Jesus»

Doch das Überleben der Krankheit habe Glättli eines deutlich gemacht: «Gerade in der Pubertät, wo man nach Sinn im Leben sucht, wurde mir klar, dass ich nicht leben gelassen wurde von Gott, um zu machen, was ich will. Sondern zu einem Zweck, der grösser ist als man selbst.»

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Balthasar Glättli in der Club Sommerserie: Politclans am Gartentisch von SRF. - SRF

Nach seiner Genesung engagierte er sich daher stark für seine Anliegen. Bereits in der Kantonsschule Zürcher Oberland weibelte er mit langen Haaren fleissig für eine bessere Welt. Er predigte offenbar derart leidenschaftlich, dass Mitschüler ihm den Übernamen «Jesus» verpassten.

König Balthasar Glättli schreibt eine Verfassung

Die Passion für das Debattieren und Streiten konnte Glättli anschliessend beim Philosophie-Studium ausleben. Auch heute im Parlament debattiert er mit vollem Einsatz. Dabei ist ihm wichtig, die Contenance zu wahren.

«Mir ist wichtig, dass ich mit meinem politischen Gegner noch ein Bier trinken kann, nachdem wir uns gefetzt haben», erklärt der Grünen-Nationalrat. Schliesslich sehe man sich nicht nur zweimal im Leben, sondern tausendmal.

Denn für Glättli ist klar: Politik soll fair sein. Passend daher auch die Anekdote, welche Glättlis Bruder berichtet. Am Dreikönigstag zog der junge Balthasar den König. Er nutzte sein «Amt» jedoch nicht, um ein Spiel zu befehlen. Sondern er schrieb für die Familie eine Verfassung.

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